Ende. HGWG einbeziehen: Ingolf Tebert wohnt in einer prämierten Siedlung in Ende und vergleicht die mit Bauplänen für das frühere Schulareal Am Berge.

Die Diskussion zur künftigen Baulandentwicklung am ehemaligen Schulstandort in Ende verfolgt Ingolf Tebert besonders interessiert. Das liegt einerseits daran, dass der 72-Jährige künftig als sachkundiger Bürger für die Partei Die Linke im Herdecker Sozialausschuss sitzen will. Andererseits wohnt der ehemalige Geschäftsführer der diakonischen Altenhilfe Wuppertal seit 1986 in der Straße Am Berge und somit in der Nachbarschaft.

Laut Tebert könnten manche Erfahrungen aus dieser Siedlung mit den Hausnummern 41 bis 83 hilfreich sein, um 500 Meter weiter die Planungen auf dem früheren Areal der Grundschule im Dorf und Albert-Schweitzer-Schule in die richtige Richtung zu lenken. „Was hier vor 34 Jahren gelungen ist, lässt sich dort strukturell wiederholen.“

Kleiner Rundgang unterhalb des Seniorenhauses in Kirchende. Am Berge ist Ingolf Tebert zuhause, seine Kinder besuchten damals die Grundschule in der Nachbarschaft. „Hier lässt es sich gut leben, hier konnten wir damals unser Eigenheim zu bezahlbaren Konditionen erwerben“, sagt der langjährige Diplom-Sozialpädagoge und Kaufmann, der 2013 in Rente ging. „Das war hier preisgünstig, es gab eine hilfreiche Förderung gerade für junge Familien und bestach durch einen besonderen Ansatz.“ Das Gebiet, auf dem dann 22 Häuser mit den Adressen Am Berge 41 bis 83 entstand, gehörte damals der Stadt Herdecke. Nach einem Ratsbeschluss konnte der hier bekannte Architekt Detlef Grüneke ein Mehrgenerationen-Projekt umsetzen – auch dank der Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und sogar des Bundes.

Zuschüsse gab es je nach Gehaltsklasse und Anzahl der Kinder. So gingen Grundstücke für einen Quadratmeterpreis von damals 50 Mark weg und an jene, die auf einer städtischen Liste standen. Tebert konnte – wie andere auch – ein zinsgünstiges Darlehen aufnehmen, das die heimische Sparkasse anbot. Ein zweigeschossiges Haus am Hang, ausgerichtet zur Südseite, kostete beispielsweise 290.000 Mark inklusive Eigenleistung. „Für diese Siedlung interessierten sich damals auswärtige Architektur-Studenten und viele andere. Grüneke war mit diesem Modell seiner Zeit voraus. Für die Entwicklung hier gab es 1986 den Bauherrenpreis“, sagt der 72-Jährige und zeigt auf die dazugehörige Auszeichnung an einer Wand.

Bezahlbare Wohnungen

Die aktuelle Kaltmiete in Herdecke betrage im Durchschnitt 7,41 Euro pro Quadratmeter im Monat, so Ingolf Tebert. Umso wichtiger sei künftig bezahlbarer Wohnraum auf dem ehemaligen Schulgelände in Ende. Daher sei dort (wie im Fachausschuss beschlossen) eine Quote von 50 Prozent geförderter Wohnungsbau richtig.

Tebert will, um den Transfer in die Gegenwart einzuleiten, auf Folgendes hinaus: „Damals arbeiteten hier viele Hand in Hand. Stadt, Land und Sparkasse. Das sollte auch jetzt bei der Baulandentwicklung ein paar Meter weiter der Fall sein.“ Mit Dieter Kempka, wiedergewähltes Ratsmitglied der Linken, ist er sich beim Blick auf die Fläche der früheren Dorf- und Schweitzer-Schule einig: „Wir brauchen dort neben einer ökologischen Bauweise sozialverträglichen Wohnraum für jene mit mittleren und kleinen Einkommen. Eine gesunde Mischung aus Mieteinheiten und Eigenheimen, für Jüngere und Ältere.“

Bahnhof-Projekt als gutes Vorbild

Neben dem historischen Vergleich mit der Nachbarschaft Am Berge bringt das Duo auch den Bahnhof ins Spiel. „Was die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft dort in der Walter-Freitag-Straße geschaffen hat, könnte sich in ähnlicher Form hier in Ende wiederholen – etwa was das Mehrgenerationen-Thema anbetrifft.“ Die Beiden fordern, die HGWG wie 1986 für die Siedlung Am Berge 41-83 auch jetzt bei den Schulareal-Plänen einzubeziehen, schließlich lasse sich über diesen Träger ein öffentlich geförderter Wohnungsbau darstellen. „Damit käme die HGWG hier in Ende auch ihrem sozialen Auftrag für die Stadt Herdecke nach.“

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Auf dem früheren Schulgelände solle jedenfalls keine „Reichensiedlung“ entstehen. Sollten sich also dort in einigen Jahren viele junge Familien ansiedeln, müsste sich an einer weiteren Stelle etwas ändern. „Die Hugo-Knauer-Grundschule in der Nachbarschaft müsste dann mehrzügig werden, das sehen wir so wie die SPD“, so Dieter Kempka.

Zukunftsmusik. Vielleicht hilft, so Tebert, bei der baulichen Entwicklung am Berge jetzt der Blick in die Vergangenheit.