Ende. Häuser, Wohnungen, Straßenverlauf, Stellplätze - die Politik ringt um Entscheidungen bei der Baulandentwicklung Am Berge.
Viel Gesprächsbedarf hatten jetzt die Fraktionsmitglieder, als es in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Bauen, Planen und Verkehr sowie Umwelt/Klima um die Wohnbebauung in Kirchenende ging. Knapp zwei Stunden diskutierten die Politiker, wie sie sich zukünftig das Gelände der früheren Grundschule im Dorf und der ehemaligen Albert-Schweizer-Schule ungefähr vorstellen.
Zunächst hatte Jens Kohnen von der Landesentwicklungsgesellschaft NRW.Urban wie schon bei der Bürger-Informations-Veranstaltung am 9. Juni Grundzüge der Planungen vorgestellt. Bei dieser kooperativen Baulandentwicklung mit der Stadt Herdecke als Eigentümerin der fast zwei Hektar großen Fläche stehen derzeit drei Varianten mit 95, 96 oder 102 Wohneinheiten zur Diskussion. Bei der anschließenden Debatte zeigte sich, dass sowohl im Zusammenhang mit dem Abriss der dort stehenden Gebäude (das soll bis Jahresende erfolgen) als auch bei der künftigen Gestaltung noch viel Arbeit und Klärungsbedarf auf die Beteiligten warten. Das zeigte sich allein schon beim Thema Straßenverlauf und Stellplätze, denkbar sind demnach eine Parkpalette oder Tiefgarage unter den neuen Häusern.
Stadt
Planungsamtsleiter Daniel Matißik erhofft sich moderne und barrierearme Wohnungen, in die beispielsweise Alleinstehende oder auch Ältere aus Einfamilienhäusern einziehen, die dann an anderer Stelle wiederum für junge Familien infrage kommen. Eine Klimaschutzsiedlung sei am Berge nicht geplant, gleichwohl eine nachhaltige Energienutzung. Zu berücksichtigen seien ebenso: ein teils felsiger Untergrund, der dortige Wald und die Häuserumgebung. Zum Vorgehen sagte er: „Wir müssen jetzt erst einmal ein Grundgerüst entwickeln.“ Die vorliegenden Varianten bieten noch Spielraum, ehe es in einem späteren Schritt um Kaufverträge, Vermarktung und Investoren geht.
SPD
Nach der Ideenwerkstatt mit Bürgern 2015 halte die SPD, so sagte es Fraktionsvorsitzender Jan Schaberick, an einer kleinteiligen Bebauung mit besonderen Wohnformen (beispielsweise Alten-WG) und Aufzügen fest, auch Klimaschutz-Aspekte sollten die Planer berücksichtigen. Während Nadja Büteführ alle drei Gestaltungspläne als „nicht schlecht“ bezeichnete, sei die Fraktion laut Schaberick für Variante B mit einem Bauschwerpunkt in der Mitte des Areals. Diesbezüglich gebe es aber noch Verbesserungsbedarf bei der Straßenführung.
FDP
Christopher Huck sagte mit kritischem Unterton, dass er mit einem schnelleren Ablauf gerechnet habe. Für seine Fraktion beantragte er, für Familien vermehrt Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäuser einzuplanen. Dagegen sprachen sich aber alle anderen Politiker aus.
Grüne
Klaus Reuter forderte, nach Klima-plus-Siedlungsstandards zu bauen und bei den Planungen nicht zu sehr das Thema Parken in den Vordergrund zu stellen. „Wir sollten die Mobilität der Zukunft berücksichtigen und auch soziale Treffpunkte bzw. Gemeinschaftsflächen so wie in Variante B vorsehen.“ Nach den Westfalia-Erfahrungen sollte in Kirchende ein besseres „Pflichten-Heft“ für Käufer gelten. Sarah Gerigk sprach sich für eine Optimierung der räumlichen Aufteilung aus, um Auswirkungen der Verschattung zu minimieren.
CDU
Laut Doris Voeste sehe sich ihre Fraktion im Einvernehmen mit der Mehrheit bei der Bürger-Versammlung, als sich Variante C mit einem Bauschwerpunkt im Osten als Favorit herauskristallisierte (übrigens laut Beschlussvorlage auch der Vorschlag der Stadtverwaltung). Als „entgegenkommende Geste“ schlug Voeste vor, ein oder zwei Reihenhäuser mehr einzuplanen.
Linke
Als sachkundiger Bürger sprach sich Rutger Booß im Sinne der Linken gegen allzu viele Einfamilienhäuser aus. „Ende wurde zuletzt vernachlässigt, da ist eine Verdichtung sinnvoll.“ Die Fraktion befürworte Geschosswohnungen und begrüßt die öffentliche Förderung von 50 Prozent, auch wenn dann die Investorsuche wohl schwierig werde.
Bebauungsplan bis 2021 aufstellen
Während die Politiker die Entscheidung über eine der drei vorliegenden Bauvarianten vertagten, gab es dann einen einstimmigen Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 84 „Am Berge“. Somit kann das Verfahren ohne Festlegung weitergehen.
Klärungsbedarf sah Klaus Reuter wegen der vermeintlich krebserregenden Schadstoffe, die sich in den abzureißenden Gebäuden befinden könnten. Diesbezüglich wollen NRW.Urban und Stadt Herdecke Erkundungen einholen. Bisher gehen sie von einer unproblematischen Entfernung aus.
Im August beginnen die Abbrucharbeiten im Inneren der Gebäude, Bagger rollen danach an. Für die Erstellung des Bebauungsplanes rechnet Matißik mit einem Jahr – genug Zeit für die Politik und weitere Debatten.