Wetter. Wer wird/bleibt Bürgermeister in Wetter? Dazu gibt’s am 27. September eine Stichwahl mit Haltaufderheide (Grüne) und Amtsinhaber Hasenberg (SPD).

Am Tag nach der Wahl geht es für die beiden Bürgermeisterkandidaten in Wetter zunächst einmal darum, sich die Müdigkeit des Wahlabends aus dem Gesicht zu wischen und sich auf die kommenden zwei Wochen erneuten Wahlkampf einzustellen. Wie sie sich dafür wappnen und wie die anderen Parteien dazu stehen haben, hat die Redaktion am Montag nachgefragt.

Bürgermeister Frank Hasenberg hatte, nachdem er um Mitternacht das Rathaus verlassen hatte, sich noch zur Burg Volmarstein begeben, um dort seinen Mitstreitern der SPD für den bisherigen Wahlkampf zu danken. Die waren natürlich etwas geknickt nach der Wahl, aber auch direkt wieder voller Tatendrang, wie die Stadtverbandsvorsitzende Kirsten Stich erklärt. „Ich habe die Plakate für die Stichwahl schon in der Garage und wir planen noch was größeres in den nächsten Tagen. Das ist aber noch nicht spruchreif“, verriet sie. Unumwunden gab sie zu, dass das Ergebnis der Bürgermeisterwahl sie schon etwas überrascht hat, weil sie „immer zuversichtlicher“ war. „Aber bei so vielen Kandidaten werden die Ergebnisse natürlich auch zerfleddert“, sagt sie. Stich hat keinerlei Zweifel daran, dass Frank Hasenberg die nötige Stimmen bei der Stichwahl einfahren wird. „Wir brauchen diesen Bürgermeister.“

Parteien überlegen noch

Das sieht die Grünen-Bürgermeisterkandidatin Karen Haltaufderheide natürlich anders. Einen Tag nach der Wahl hat sie „so langsam realisiert“, wie gut ihre Partei abgeschnitten hat. „Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Am Ende ist der Wahlkampf richtig gut gelaufen. Und deshalb war ich zuletzt vorsichtig optimistisch, dass es mit einer Stichwahl klappen könnte“, berichtet sie.

Herausforderin Karen Haltaufderheide von den Grünen.
Herausforderin Karen Haltaufderheide von den Grünen. © Wolfram Scholl

In den kommenden zwei Wochen wollen die Grünen noch mal alles daran setzen, noch mehr Wähler von sich zu überzeugen. „Wir werden die Zeit nutzen, unsere Ideen noch sichtbarer zu machen“, erklärt sie. In dieser Woche will sich die Partei verstärkt um das Thema Radfahren bemühen, in der nächsten Woche stehen Betreuung und Bildung auf dem Plan. „Wir wollen vor Ort sein und nah zu den Menschen kommen“, plant die Bürgermeisterkandidatin.

Nachdem jetzt nur noch zwei Kandidaten übrig sind, bleibt die Frage, wie die anderen Parteien damit umgehen wollen. Die CDU ist derzeit noch unentschlossen, will sich aber nach gemeinsamen Gesprächen im Laufe der Woche positionieren. Ähnlich sieht es bei der FDP aus. „Ob wir einen der beiden Kandidaten unterstützen und wenn ja, welchen, werden wir heute Abend besprechen“, sagt André Menninger. Konkret geäußert hingegen haben sich bereits die Bürger für Wetter. „Wir werden uns neutral verhalten. allerdings glaube ich, dass sich am Ende der Amtsinhaber durchsetzen wird“, prophezeit Gerd Michaelis.

Neue Konstellationen im Rat

Nach der Wahl ergeben sich für den Rat in Wetter neue Konstellationen. Waren es bislang 36 Ratsmitglieder, kommt das Gremium nach der Wahl durch die zahlreichen Überhangmandate auf 42 Sitze.

Die SPD holt, obwohl sie zehn Prozent Stimmenverluste im Vergleich zur Wahl von 2014 eingefahren hat, 15 Direktmandate. Die CDU ist mit neun Sitzen auch aus den Überhangmandaten vertreten, das sind zwei Plätze mehr als bisher. Die Grünen sind die absoluten Gewinner. Ein Direktmandat und zehn Listenplätze bescheren ihnen insgesamt elf Sitze im Rat.

Auch die FDP darf sich über eine Verdoppelung ihrer Mannschaft auf insgesamt vier Mitglieder freuen. Die Bürger für Wetter haben ihre beiden Sitze verteidigt. Die CSR verliert den Fraktionsstatus und zieht mit einem Sitz in den neuen Rat der Stadt Wetter ein.

Bürgermeister Frank Hasenberg (SPD) muss am Sonntag, 27. September, erneut zur Wahl antreten. 
Bürgermeister Frank Hasenberg (SPD) muss am Sonntag, 27. September, erneut zur Wahl antreten.  © Stadt Wetter

Doch wie beurteilen die Parteien das Ergebnis der Wahl? Die meisten Prozente hat eindeutig die SPD verloren. Trotzdem hört es sich bei der Stadtverbandsvorsitzenden Kirsten Stich nicht nach einem Wahldebakel an. „Es gibt zwei Aspekte, die man berücksichtigen muss: Wir kommen von 46 Prozent, also einer sehr hohen Zahl. Die zehn Prozent haben wir nahtlos an die Grünen verloren“, gibt sie jedoch unumwunden zu. „Es ist einfach momentan en vogue, grün zu wählen und nicht die SPD“, meint sie. Dennoch: „Die Abstimmung in den Wahlbezirken, die wir bis auf eine alle gewonnen haben, zeigt, dass unsere Leute nah am Bürger sind“, so Stich.

Klartext von der CDU

Selbstkritischer ist da die CDU. „Wir haben die Stichwahl nicht erreicht, und von den Prozenten her können wir mit der Wahl nicht zufrieden sein“, spricht Fraktionsvorsitzender Peter Pierskalla Klartext. Man wird reden müssen. „Wir sehen das als Herausforderung für unsere zum Teil sehr junge neu formierte Mannschaft“, sagt er. Eine Herausforderung, der sich die CDU stellen will. Zumal sie diesmal trotz der Unzufriedenheit einen kleinen Triumph dennoch davonträgt: „Die Anzahl der Ratsmandate passt in unsere Rechnung“, freut sich Pierskalla zumindest ein wenig.

Wesentlich mehr Grund zur Freude hingegen hat die FDP. „Mit meiner Laune steht es natürlich ganz gut“, meint André Menninger am Tag nach der Wahl schmunzelnd. „Da zeigt sich, dass wir mit der Digitalisierung und der Bildung auf die richtigen Themen gesetzt haben“, meint André Menninger. So konnte die FDP gegen des Landestrend in Wetter ihren Stimmanteil verdoppeln. „Außerdem hat sich gezeigt, dass wir mit starken Leuten in den Wahlkampf gezogen sind. Dass Alexander Stuckenholz, obwohl er vorher nicht im Rat der Stadt Wetter war, quasi aus dem Stand 11 Prozent der Stimmen als Bürgermeisterkandidat geholt hat, ist mehr als beachtlich“, so Menninger.

Die Bürger für Wetter sind mit der Wahl ebenfalls zufrieden. Sie konnten ihre Sitze im Rat verteidigen. „Sicher wäre es schöner gewesen, wenn wir mehr Stimmen bekommen hätten, aber wir sind zufrieden“, sagt Gerd Michaelis. Für die kommende Ratsperiode wollen sie sich weiterhin unabhängig präsentieren. „Wir sind natürlich für Gespräche über Sachverhalte offen, werden aber keine Koalition bilden“, blickt Michaelis voraus.

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Die ganz großen Gewinner der Wahl, die Grünen um Bürgermeisterkandidatin Karen Haltaufderheide, haben es geschafft, zur zweitstärksten Partei heranzuwachsen. „In einigen Wahlkreisen zeichnete es sich bereits mit der Europawahl ab, ob das natürlich etwas vollkommen anderes ist“, sagt Haltaufderheide freudig.

Die SPD wird aufgrund ihrer Verluste zwei Ratsmandate weniger als bisher haben, ist also bei Entscheidungen weiterhin auf Hilfeaus den anderen Parteien angewiesen.

27 weitere Stimmen können die Entscheidungen beeinflussen. Die Frage, die in den kommenden Tagen geklärt wird, ist, ob es feste Koalitionen im Rat geben wird oder ob es bei jeder Abstimmung Diskussionenum ein Für und Wider geben wird. Noch eindeutiger ist bei dieser Konstellation jedoch, dass die Parteien miteinander sprechen müssen.

Von den CSR gab es bis zum Redaktionsschluss am Montag noch keine Reaktion.