Herdecke. Mit dem neuen Leitenden Arzt der Radiologie und Neurochirurgie ergeben sich auch für Leberpatienten neue OP-Möglichkeiten.
Es ist eine Krankheit, von der etwa 300.000 bis 400.000 Menschen in Deutschland betroffen sind. Die Leberzirrhose führt dazu, dass die Leber hart und schrumpelig wird. Mit der Folge, dass das Blut von Darm und Milz nicht mehr richtig fließen kann. Das Blut sucht sich einen anderen Weg. Dadurch kommt es zu Wasserbildung im Bauch und Krampfadern an der Speiseröhre. Wenn diese platzen, verblutet der Patient.
Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, einen Stent in die Leber einzusetzen. Dank des neuen Leitenden Arztes der Radiologie, Dr. Jens Christian Altenbernd, wird diese Operation nun auch am Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke durchgeführt.
Viele Gründe für Leberzirrhose
„Eine Leberzirrhose kann unterschiedliche Ursachen haben“, erläutert Dr. Altenbernd. Oft wird exzessiver Alkoholgenuss dahinter vermutet, aber auch andere Gründe, wie eine Verfettung oder Hepatitis kommen dafür infrage. Mittels eines Stents wird das Blut umgeleitet. „Dafür gehen wir vom Hals durch den Herz-Vorhof bis in die rechte Lebervene, um von dort durch die Leber in die Pfortader der Leber zu gelangen. Dort wird dann der Stent gesetzt“, erklärt Dr. Altenbernd das Prozedere.
Was sich bei ihm jedoch leicht anhört, basiert in seinem Fall auf jahrelanger Erfahrung. „Ich habe das in Essen an der Uniklinik gelernt. Dort gibt es ein Leberzentrum, das darauf spezialisiert ist“, berichtet er. „Eigentlich werden solche Operationen generell nur in großen Zentren durchgeführt.“ Den ersten Eingriff vollzog er jedoch nicht an einem Menschen, sondern – wie in der Medizin oft üblich – an einem Schwein. „Das ist schon ein komisches Gefühl gewesen“, erinnert er sich. Seitdem sind jedoch viele menschliche Operationen hinzukommen, zuletzt im Hagener Krankenhaus.
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Von dort wurde auch der erste Patient dem Herdecker Gemeinschaftskrankenhaus zugewiesen. Der Wetteraner Eberhard Beckmann ließ sich am Donnerstag nach einer Hepatitis-Infektion, die er sich vor einiger Zeit zugezogen hatte, an der Leber operieren. Eine Nacht verbrachte er im Anschluss zur Beobachtung auf der Intensivstation. Anschließend ging es auf die normale Station. „Ich kann zwar noch keine Bäume ausreißen, aber hoffentlich bald wieder am Leben teilnehmen“, hofft Beckmann. „Ich habe im letzten halben Jahr nur zuhause gesessen und bin so gut wie gar nicht mehr rausgegangen“, berichtet er. Das hing damit zusammen, dass er regelmäßig punktiert werden musste, damit das Wasser aus seinem Bauch gezogen werden konnte. „Das waren mal neun, dann 15 und dann wieder zwölf Liter“, erinnert sich Beckmann. Eine enorme Belastung, wie Dr. Altenbernd weiß: „Mit dem Stent wird zwar die Leber nicht wieder geheilt, das bedeutet, dass der Patient immer noch auf eine Spenderleber angewiesen ist, aber die Zeit bis zur Transplantation wird überbrückt und angenehmer gemacht.“
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Im November soll Eberhard Beckmann nochmal zur Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus kommen. „Das System muss sich jetzt erstmal einspielen“, so Dr. Altenbernd. Mittels Ultraschall wird überprüft, ob der Stent auch die richtige Weite hat. Ist er zu eng, kann er mittels eines Ballons nachjustiert werden. Ist er zu weit, wird ein Trichter gesetzt. Letzteres würde sich ziemlich schnell bemerkbar machen, denn dann gelangen die Giftstoffe, die eigentlich der Leber zugeführt und dort gefiltert werden müssten, ins Hirn. Dann würde der Patient unter Verwirrtheit leiden.
Lob vom Patienten
Doch davon ist Eberhard Beckmann weit entfernt. Er sitzt auf seinem Bett im Zimmer und hofft darauf, schon am Nachmittag wieder entlassen zu werden. Der Druck am Bauch ist verringert. „Meine Muskeln sind noch nicht wieder so, wie sie vorher waren. Es fällt mir schwer, eine Wasserflasche aufzudrehen“, sagt er. Doch auch das wird sich im Laufe der Zeit geben. Dafür sorgt auch ein bisschen die Ernährung. Viel Eiweiß muss er zu sich nehmen. Beim Gedanken daran, verzieht er das Gesicht. Aber das dürfte für den Rentner nach diesem Eingriff nur ein kleines Übel sein, mit dem er zurecht kommt.
Von der neuen Operation am Gemeinschaftskrankenhaus jedenfalls ist Beckmann so begeistert, dass er dem Leitenden Arzt gleich seine Visitenkarte überreicht. „Wenn andere Patienten die Operation vor sich haben und Fragen haben, können sie mich gerne anrufen“, sagt er. Ein größeres Lob kann sich der neue Leiter der Radiologie wohl nicht wünschen.