Herdecke. Lieferengpässe durch Corona sind Bettina Reichel mit ihrem Babyladen zum Verhängnis geworden. Es gibt aber schon einen Nachfolger.
Vor vielen Monaten stand der Leerstand in der oberen Fußgängerzone oft oben auf der Liste der Herdecker Top-Themen. Das scheint heutzutage kaum noch Gesprächsstoff zu bieten, da sich Geschäftsleute in fast allen Ladenlokalen eingerichtet haben.
Und die Corona-Krise? Ausgerechnet Bettina Reichel als Inhaberin von vier Geschäften in Herdecke hat nun wegen der Pandemie einen Laden aufgegeben. Und zwar jenen, in dem sie zweieinhalb Jahre lang Baby-Mode angeboten hat. „Ich hätte gerne weiter gemacht, bin hier aber ein Opfer unterbrochener Lieferketten geworden“, sagt die Geschäftsführerin der Reichel KG. 80 Prozent ihrer Produkte habe der Händler aus China und Indien nicht mehr zustellen können. „Auch für den Herbst und Winter habe ich keine Bestätigung erhalten, daher hätte ich zu wenig Ware hier anbieten können.“
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Dabei handelte es sich laut Reichel um hochwertige, aber bezahlbare Textilien und Baby-Artikel. „Die kann ich auch nicht einfach austauschen oder zu einem anderen Anbieter wechseln.“ Also hat sie die Tür in der Hauptstraße 54 dauerhaft abgeschlossen und organisiert den Ausverkauf in den nächsten Tagen weiter über ihr Nachbargeschäft in der Fußgängerzone (Hausnummer 31).
Derweil hat die Mode-Fachfrau auch ihre Aktivitäten in Hattingen durch einen Verkauf schon vor der Corona-Krise aufgegeben. Zudem trat sie als Vorsitzende der Werbegemeinschaft Herdecke zurück. „Meine drei erfolgreichen Geschäfte in Herdecke bleiben von all den Entwicklungen aber unberührt“, sagt Bettina Reichel und will mithelfen, dass hier kein Leerstand entsteht. „Wir sind hier nämlich eine gute Gruppe.“
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Erfreut verkündet sie, dass es einen Nachmieter für das Geschäft direkt neben dem Frederuna-Brunnen gibt. Der heißt Abdel Ajaoud und muss in der Fußgängerzone nur ein Haus weitergehen: Seit Oktober 2019 führt der Sommelier mit seiner Frau den Getränke-Fachmarkt Vinos y mas in der Hauptstraße 52. Dort gibt es Wein, Spirituosen, Craft-Bier und manches mehr. Allerdings ist das Ladenlokal recht klein. Den Wunsch, mehr Fläche auch zur Lagerung von Flaschen zur Verfügung zu haben, kann sich der Mann mit dem marokkanischen Namen bald in der Hauptstraße 54 erfüllen. „Ich will im November hier neu eröffnen“, sagt der 38-Jährige, der vor der Geschäftsübernahme als Sommelier und Einkaufsleiter viel unterwegs war sowie Verkostungen organisierte.
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Über seine Frau, die aus Wetter stammt, wurde er auf Herdecke aufmerksam. Dort will er bald auch wieder sogenannte „Tastings“ anbieten, rund 450 Artikel stehen ihm derzeit zur Verfügung. „Das Feedback für Vino y mas war bisher gut“, so Abdel Ajaoud. In der neuen Örtlichkeit soll es weiter aufwärts gehen, zumal dort mehr Platz für Wein-, Whiskey- oder Gin-Seminare vorhanden ist. Aber dann steht das Ladenlokal in der Hauptstraße 52 leer. Nicht wirklich: Denn Reichel, Ajaoud und Nachbarin Farida Ouchen von der Boutique Unique haben vereinbart, diese Räume zwischenzeitlich zu bespielen und beispielsweise an drei Tagen in der Woche zu öffnen. „Wir wollen da in der Übergangszeit gemeinsam etwas anbieten, ehe dann ein Nachfolger das derzeitige Wein-Geschäft neu übernimmt“, heißt es.