Wengern. In Wengern will die Beratungsgesellschaft UTC den Neubau für einen Edeka und mit Wohnungen bis 2023 zu Ende bringen. Zuversicht wegen der Klagen.

Wenn alles glatt läuft, können Kunden im Laufe des Jahres 2023 in einem neuen Edeka in Wengerns Osterfeldstraße einkaufen gehen. Die Stadt Wetter konnte nun einen Investor vorstellen, der frischen Wind in das festgefahrene Projekt bringt und zuversichtlich auf Lösungsansätze blickt. Verschiedenes sei aber noch zu klären.

Der neue Projektentwickler

„Viel Erfahrung“ kennzeichne laut Bürgermeister Frank Hasenberg und Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer die Beratungsgesellschafts UTC aus Herford. Die Buchstaben stehen für Ursula Ternien Consulting. Mit ihrem Mann Gerhard entwickelt sie seit rund 40 Jahren Gewerbeimmobilien, früher in ganz Deutschland, mittlerweile eher in NRW, Niedersachsen und Hessen. „Wir kaufen meist Grundstücke, vermarkten diese und geben die dann oft weiter“, so Gerhard Ternien. Über den Architekten Jürgen Köhne erfuhren sie von dem stockenden Edeka-Vorhaben in Wengern. Nach etlichen Gesprächen sagte die Beratungsgesellschaft auch aufgrund ihres großen Netzwerks zu, den Prozess in dem Stadtteil zu Ende bringen zu wollen.

Die neuen Pläne

UTC will nach dem Kauf Eigentümerin des Grundstücks Osterfeldstraße 17-21 bleiben und nach dem Abriss das Erdgeschoss des Neubaus an Edeka vermieten. „Denen liegt nach langen Verhandlungen ein von uns unterschriebener Mietvertrag vor, wir rechnen in diesen Tagen mit der Gegenkennzeichnung“, erläutert Gerhard Ternien. „Wir sind uns auch mit einem hier bekannten und erfahrenen Kaufmann einig, der den Markt dann nach einem entsprechenden Pachtvertrag mit Edeka führen soll“, erklärt der Berater weiter. Auch die vier derzeitigen Grundstückseigentümer wissen demnach von den neuen Entwicklungen und hätten UTC Zustimmung signalisiert.

Präsentation am 1. September im Ausschuss – Stadt befürwortet Pläne

Im Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschuss sowie im Rat am 1. bzw. 24. September geht es um Vertragsmodalitäten, um den Vorhabenträgerwechsel zu beschließen. Die UTC soll und will das Vorhaben in annähernd gleicher Form auf der Grundlage des beschlossenen Bebauungsplans umsetzen, die Gesellschaft will sich und die Pläne der Politik vorstellen.

„Wir befürworten die Pläne, da es bei uns 50 Prozent Kaufkraftabfluss in Nachbarstädte wie Witten-Bommern gibt“, sagt Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer.

Kleine Änderungen bestehen laut Vorlage in der Versetzung des Trafos und der Verlagerung des Cafés um 8,60 Meter jeweils von der Grundstücksgrenze Osterfeldstraße 15 in den Eingang des Edeka-Gebäudes. Die Gastronomie soll mit drei Wänden leicht geöffnet bleiben und zugleich komplett verschließbar sein (Schallaustritt zur Seite verhindern).

Ursprünglich war beabsichtigt, das Objekt mit einem Vollsortimenter unten und Wohnungen darüber aufzuteilen. „Das bleibt aber alles bei uns, wir machen das aus einer Hand, sind also Eigentümer und Bauherr“, berichtet der Berater.

Die juristischen Fragen

Edeka hatte Ende 2018 erklärt, das ausverhandelte Projekt in Wengern nicht umsetzen zu wollen. Das lag an einer Klage gegen den Bebauungsplan sowie gegen die Antrags-Genehmigung. UTC klingt optimistisch, diese Probleme lösen zu können. „Angesichts der Vorbehalte der Grundstücksnachbarn haben wir ein weiteres Schallschutz-Gutachten erstellen lassen und konnten damit die Bedenken relativieren“, sagt Gerhard Ternien. „Wir befinden uns im Dialog sowie in Verhandlungen mit den Nachbarn und wollen uns außergerichtlich einigen.“ Das Entgegenkommen seitens UTC: Das als Außengastronomie geplante Café soll ebenso ins Gebäude verlegt werden wie ein Trafo, um Immissionswerte zu reduzieren. „Das ist auf der Grundlage des bestehenden Bebauungsplans möglich“, so Gräfen-Loer. Die Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan sei weiter anhängig, damit befasse sich der UTC-Anwalt. „Der kennt sich damit aus, ich sehe da kein Risiko für unsere Pläne“, sagt Ternien. Hasenberg berichtet von einer Gesprächsbereitschaft auf allen Seiten.

Ideen für Wohnungen

Die Stadt hatte bereits Edeka als erstem Vorhabenträger auf dem Grundstück gegenüber vom Penny-Supermarkt bereits einen Vollsortimenter mit einer Bruttogeschossfläche von 2750 Quadratmetern, Garagen, Stellplätze und zwei Wohngeschosse genehmigt. UTC hält an den Wohnungsplänen fest und hat zwei Denkmodelle erstellt: Entweder gebe es eine klassische Vermietung an Privatleute. Oder eine soziale Ausrichtung. „Wir haben lose Gespräche geführt, ob ein hier bekannter Träger die Einheiten mit einem Gruppen-Konzept beispielsweise für zehn bis zwölf Menschen mit Behinderung übernimmt“, so Ternien. „Wir brauchen modernen, barrierefreien Wohnraum, das würde dieses Projekt auch städtebaulich aufwerten“, ergänzt Hasenberg.

Der Zeitplan

„Wir bereiten mit Architekt Köhne derzeit den Bauantrag vor, der Abriss der fast komplett leerstehenden Häuser kann erst nach Unterzeichnung der Kaufverträge erfolgen“, erläutert Gerhard Ternien.

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Gespräche stehen jetzt noch im Herbst aus, dann sollte – sofern auch die Politik dem Trägerwechsel zustimmt – bis April 2021 Klarheit herrschen. Nach der Genehmigung soll die Fertigstellung innerhalb von 28 Monaten erfolgen. „Wenn alles optimal läuft, ist das vielleicht auch in 18 Monaten zu schaffen“, meint der UTC-Verantwortliche. „Denn hier in Wengern ist ja zum Glück vieles schon aufs Gleis gesetzt worden.“