Wengern. Vom Edeka-Markt in Wengern spricht kaum noch jemand. Aber hinter den Kulissen gehen die Bemühungen um das Großprojekt weiter.
Es ist still geworden um das Supermarkt-Projekt für Wengern – nachdem es Ende letzten Jahres noch einmal für reichlich Wirbel gesorgt hatte. Da nämlich wurde bekannt, dass eine private Klage das Vorhaben auf Eis gelegt hatte.
Zur Erinnerung: Der Abriss der für den geplanten Edeka-Neubau leergezogenen Häuser an der Osterfeldstraße war ursprünglich bereits für Herbst letzten Jahres geplant. Der Rat hatte Anfang Juli 2018 dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zugestimmt; danach war die Baugenehmigung erteilt worden. Doch dann geriet das Großprojekt ins Stocken. Als die Häuser dann im Dezember immer noch standen, hieß es aus dem Rathaus, dass eine private Klage gegen die Baugenehmigung und den Bebauungsplan vorliege.
Die Verwaltung
Dann passierte, was zu befürchten war: Edeka ließ die Fristen für die Kaufverträge mit den vier Eigentümern, deren Gebäude für den Neubau abgerissen werden sollen, verstreichen. „Weil Edeka einen Verzicht ausgesprochen hatte, wurde die Klage gegen die Baugenehmigung nicht weiter verfolgt. Die Klage gegen den Bebauungsplan beim Oberverwaltungsgericht in Münster läuft noch“, so Stadtsprecher Jens Holsteg jetzt zum aktuellen Stand.
Zwei Gerichte involviert
Die Klage gegen die Baugenehmigung für den geplanten Edeka-Markt war beim Verwaltungsgericht in Arnsberg anhängig; sie wurde nicht weiter verfolgt, als Edeka auf den Kauf der Häuser verzichtete.
Mit der Klage gegen den Bebauungsplan beschäftigt sich das Oberverwaltungsgericht in Münster.
Grundsätzlich positioniert sich die Verwaltung zu dem Plan „Supermarkt für Wengern“ momentan wie folgt: „Es bestehen nach wie vor gute Aussichten, dass das Projekt in Wengern umgesetzt wird.“ Laut Stadtsprecher „laufen Gespräche auf allen Ebenen“. Und weiter: „Grundvoraussetzung ist, dass auf privatrechtlicher Ebene eine Einigung erzielt wird. Die Stadt hat bereits alle Voraussetzungen – wie das erforderliche Planungsrecht - für eine mögliche Realisierung umgesetzt. Die Stadt arbeitet mit potenziellen Investoren eng zusammen mit dem Ziel, die Nahversorgung und die Einzelhandelssituation in Wengern deutlich zu verbessern.“ Es gehe „generell um einen Lebensmittelversorger. Wir haben auch noch Kontakt zu Edeka.“ Zudem stünden „die potenziellen Investoren“ in Kontakt mit jenen Eigentümern, deren Häuser für Abriss und Neubau leergezogen worden waren.
Die Politik
Hört sich so an, als gebe es durchaus noch eine Chance. Wobei sich zumindest ein Eigentümer der „Abriss-Immobilien“ offenbar schon anders orientiert hat: In ein Ladenlokal ist eine Thai-Massage eingezogen. „Die Lösung mit dem Edeka-Markt wäre ideal gewesen, aber hier sind private Interessen im Spiel, auf die niemand Einfluss hat. Auch die öffentliche Hand nicht. Wir haben immer mehr Zutrauen in private Investoren verloren. Und leider gehören die Häuser Privatleuten, so dass die Stadt keinen Einfluss hat“, kommentiert SPD-Stadtverbandsvorsitzender Dr. Peter Zinn die Entwicklung. Die SPD habe sich bereits unter anderem mit Stefan Lenk, dem Inhaber mehrerer Rewe-Supermärkte (u.a. in Haßlinghausen), zusammengesetzt: „Er hat kein Interesse gezeigt, weil der Standort von den Kennzahlen her zu schwach sei und zu viel erworben werden müsse. Wenn eine grüne Wiese vorhanden wäre, würde sich ein solches Projekt rechnen. Unter den aktuellen Voraussetzungen aber offenbar nicht.“
Der Hauseigentümer
Ralph Näscher, einer der vier betroffenen Hauseigentümer, berichtet indes anderes: Zwar sei der Kaufvertrag zwischen Edeka und den Eigentümern damals geplatzt. Sprich: Edeka habe deutlich gemacht, dass kein Interesse an der Rolle des Investors bestehe. „Aber Edeka will nach wie vor mieten. Und einen Investor haben wir gefunden“, bekräftigt der Wengeraner. Dass inzwischen ein Objekt wieder vermietet sei, sei nicht von Bedeutung: Denn wenn es Mietverträge gebe, dann nur kurzfristige.
Signalisiere jedoch ein Investor Interesse, der nicht Edeka heiße, müsse die Angelegenheit noch einmal durch die politischen Gremien. „Aber“, so Näscher, „Edeka würde die Pläne zur Verfügung stellen, so dass sich daran schon mal nichts ändern würde.“ Dass das Projekt wegen einer Privatklage ja offenbar noch immer blockiert ist, spielt in Ralph Näschers Augen ebenfalls keine tragende Rolle mehr: „Der Investor ist der Meinung, dass das kein großes Problem darstellt.“ Der Wengeraner fasst zuversichtlich zusammen: Edeka will mieten, die Verkäufer sind sich mit dem Investor einig, und es laufen Gespräche mit der Stadt: „Es gibt von allen Seiten Absichtserklärungen. Alle Anzeichen sind positiv.“
Der Supermarkt
Auf Nachfrage bei der Edeka Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH bestätigte Svenja Terveer von der Unternehmenskommunikation: „Aktuell befinden wir uns in intensiven Gesprächen mit einem Investor.“ Und sie versicherte weiter: „Die Gemeinde Wetter unterstützt auch weiterhin planungsrechtlich das Vorhaben und hat großes Interesse an einer Realisierung und damit Sicherstellung der Nahversorgung.“