Herdecke. Die stolze Summe von 1.500 Euro ist bei der Spendengala zugunsten des von einer Explosion erschütterten Region im Libanon zusammengekommen.
Souverän hat der Herdecker Marc Schulte am Freitag Abend im Ruhrfestsaal des Ringhotel Zweibrücker Hof den Spagat zwischen Wohltätigkeit und informativer Veranstaltung geschafft. Für den Organisator, bekannt über seine Nepal-Initiative Herdecke Hilft Nepal, war es selbstverständlich nach dem Kontakt zu einer in Beirut lebenden Freundin, sofort HerdeckeHilft@Libanon ins Leben zu rufen.
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Die verheerende Explosion in Beirut ereignete sich am 4. August 2020 kurz nach 18 Uhr Ortszeit im Hafen von Beirut am Golfe de Saint-Georges. Ursache war ein Brand, der 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in einem Hafenspeicher zur Explosion brachte und dabei große Teile Beiruts nahezu unbewohnbar machte. Schulte hoffte auf gute Einnahmen anlässlich der Benefizveranstaltung um damit unterstützend zum Wiederaufbau beitragen zu können. Und obwohl am Freitag Abend nur etwa dreißig Personen den Weg in den Ruhrfestsaal des Ringhotels Zweibrücker Hof fanden, sind mehr als 1.500 Euro sind zusammengekommen.
Für seinen Spendenaufruf konnte Schulte einige Mitstreiter gewinnen, darunter auch Veronika Riepe, Geschäftsführerin des Ringhotels Zweibrücker Hof. „Als wir überlegten, wie wir helfen können, hatten wir u.a. die Idee „vergessene Gegenstände“ zur Verfügung zu stellen“, erklärt Veronika Riepe. „Die Fundsachen, die die Hotelgäste immer mal wieder hier vergessen, werden von uns in Regel ein bis zwei Jahre aufbewahrt und wenn sich in diesem Zeitraum niemand meldet, entsorgt. Die nicht ganz so jugendfreien Fundstücke haben wir aber unter Verschluss gehalten“, schmunzelt sie.
Kleiner Marktplatz
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So fanden sich im Foyer des Hotels mehrere Tische und Garderobenständer mit den unterschiedlichesten Gegenständen. Brillen, Schuhe, Schmuck, Uhren, Taschen, Spielzeug und unzähligen Kleidungsstücke verwandelten das Foyer in einen kleinen Marktplatz. Die Fundsachen wurden jedoch nicht zum Kauf angeboten und waren daher nicht mit Preisen ausgezeichnet. Vielmehr dienten sie als Gegenleistung für eine Spende. Gäste konnten sich etwas aussuchen und einen Betrag ihrer Wahl in die aufgestellte Spendenbox werfen.
Für eine kurze Begrüßung ließ sich die Herdecker Bürgermeister, Dr. Katja Strauss-Köster, nicht zweimal bitten und auch für den Lions Club Herdecke, vertreten durch den aktuellen Präsidenten Christian Münch, war die Unterstützung selbstverständlich. Sowohl die Bürgermeisterin als auch der Lions Club Herdecke unterstützten Schultes Aktion mit jeweils großzügigen Spenden.
Nach einem informativen Vortrag von Marc Schulte zum Libanon allgemein, übernahm Dr. Sacha Lüder, Leiter des Verbindungsbüros des DRK bei Landtag und Landesregierung NRW das Mikrofon. Auch hier kurze, interessante Einblicke in die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes. Nach einer kurzen Pause konnten dank perfekt funktionierender Technik sowohl Ghina El Zibawi als auch Hanna Voß live in den Ruhrfestsaal geschaltet werden. Die Frauen haben sich mittlerweile in Beirut getroffen und stehen in Kontakt, beide berichteten über die derzeitige Situation. Die Juristin Ghina El Zibawi hat Kontakt zu der örtlichen Hilfsorganisation www.offrejoire.org und wird die Spenden aus Herdecke unmittelbar an diese weiterleiten. Sie betonte immer wieder, wie überaus wichtig derzeit jeder Cent speziell für die „Ärmsten der Armen“, sei. Offrejoire arbeitet gezielt vor Ort und kann direkt an der Basis helfen. „Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass die Menschen gesund bleiben und der Wiederaufbau möglichst schnell vonstatten geht“, erklärt El Zibawi.
Hanna Voß, die junge Journalistin der TAZ und ehemalige Mitarbeiterin dieser Zeitung, erlebte den 4. August ähnlich wie viele andere und blieb glücklicherweise unverletzt. Die Explosion richtete auch in ihrer Wohnung, rund zwei Kilometer vom Hafen Beiruts entfernt, Schäden an. „Ich saß an meinem Schreibtisch und hatte um 18 gerade eine Telefonkonferenz beendet, als ich plötzlich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Ich ging auf den Balkon, konnte aber nichts sehen. Gerade nachdem ich den Balkon wieder verlassen wollte kam die Druckwelle mit ohrenbetäubendem Krach. Wie versteinert konnte ich nur noch zusehen wie meine Türen aus den Angeln gerissen wurden, Bilder von den Wänden und Gläser aus den Regalen fielen. Ich hatte das Gefühl die Wohnung bricht auseinander.“
Im September zurück nach Berlin
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Hanna Voß wird voraussichtlich Anfang September wieder nach Berlin zurückkehren, bleibt aber mit Ghina El Zibawi in Kontakt. „Es fällt mir schwer zu gehen“, sagt sie, weil sie das Land, die Gastfreundschaft und die Menschen liebt und eigentlich lieber beim Wiederaufbau helfen möchte.
„Ein libanesischer Nachbar, den ich nur flüchtig kannte, besuchte mich direkt nach dem Unglück. Er wusste ich bin hier alleine und er wollte schauen, ob es mir geht und ob ich vielleicht Hilfe benötige“, erzählt sie dankbar.
Gegen Ende der Veranstaltung schilderte Walid Siala, der mittlerweile schon einige Medienauftritte absolviert hat, seine Eindrücke. Der seit 1986 in Essen lebende Libanese hat Kontakt zur Kartalstiftung mit Sitz in Krefeld. Jennifer N. Langhans-Kartal generiert via Youtube Kanal Spenden, so auch für Beirut.