Herdecke. Das Fahrradgeschäft e-motion in Herdecke mietet einen zweiten Laden gleich um die Ecke. Es wächst und wächst.
Eng ist es im hinteren Bereich des Ladens. An einem halben Dutzend Lenkstangen hängen Taschen mit der Aufschrift e-motion. Inhalt: Je ein Ladegerät, dazu Bedienungsanleitungen, mal auch ein Schloss. Künftig soll die Übergabe der neuen E-Bikes gut hundert Meter weiter erfolgen. Das Fachgeschäft für Elektrofahrräder an der Hauptstraße 14 hat einen Ableger bekommen an der Hauptstraße 34.
Einen Boom bei E-Bikes gab es schon vor Corona. Der ist auch in der Krise nicht abgerissen. Im Gegenteil: Nach dem Lockdown ist das Interesse an Fahrrädern mit elektrischer Verstärkung noch einmal gestiegen. „Wir suchen schon länger eine größere Immobilie für eine gute, schnelle Lösung“, sagt André Walter, Chef bei e-motion in Herdecke. Das gerade bezogene ehemalige Ladenlokal eines früheren Sanitätshauses ist auf dieser Suche nur eine Zwischenlösung.
Der Druck ist groß. „Schon vor dem Lockdown hatten wir irrsinnig viele Vorbestellungen“, sagt Walter. Als die Ränder dann alle kamen und zunächst nicht abgeholt werden durften, wurde es immer voller im hinteren Bereich des Ladens an der Hauptstraße 14. Hier wartet, was bereits verkauft und in der Werkstatt fertig gemacht worden ist. Künftig wird das am zweiten Standort geschehen. Ein bisschen wie bei der Übergabe eines neuen Automobils soll es dann zugehen. Kein Zufall.
Vorerst nur nach Absprache geöffnet
„Die Menschen akzeptieren das Elektrorad zunehmend als ein Fahrzeug, mit einem ganz anderen Stellenwert als früher bei einem einfachen Fahrrad“, sagt André Walter. Gleich mehrfach kommt ihm das zu Gute. Ein Fahrzeug mit Motorunterstützung darf auch schon mal etwas kosten, und wie beim Auto auch werden Wartungsbesuche in der Werkstatt akzeptiert. Das liegt auch daran, dass auf E-Bikes meist ein Vielfaches der Strecke zurück gelegt wird, die sonst mit Muskelkraft allein bewältigt wurde. Mehr Bremsabrieb oder verschlissene Reifen gehören dann halt dazu.
Im Zweitgeschäft in der Fußgängerzone stehen bereits Elektro-Mountainbikes im Fenster. Der Übergabeplatz für die nagelneuen Räder muss noch hergerichtet werden. Aktuell gibt es hier Beratung nur nach Terminabsprache. Im nächsten Frühjahr soll der Standort aber normale Öffnungszeiten haben. Wo dann später einmal noch mehr Platz zur Verfügung steht, kann Walter derzeit nicht sagen. Er spekuliere auf eine neue Halle in irgendeinem Gewerbegebiet in Herdecke, wenn denn endlich mal ein neues käme. Klar ist für ihn nur: „Wir wollen in Herdecke bleiben!“
Eine Drittel sind Leasing-Verträge
Was aber macht ihn so sicher, dass e-motion auch weiter auf Expansionskurs sein wird? „Gott hat uns das Leasinggeschäft gegeben, das uns als kleine Grillkohle immer am Leben hält“, gibt André Walter zur Antwort. Der Leasing-Anteil des Geschäfts liegt bei einem Drittel. Oft profitieren die Kunden von einem steuerlichen Vorteil, wenn ihr Arbeitgeber das Rad für sie least. Ebenfalls beflügelnd für die Branche: „E-Bikes sind Freizeitartikel. Irgendwann will der Kunde was Neues“, sagt Walter und zeigt sein Smartphone wie zum Beweis. Da müsse auch nicht jede neue Funktion unbedingt sein, die einen Neukauf befördert.
Ganz entscheidend aber für André Walter: „Das Mobilitätsverhalten der Menschen wird sich weiter verändern“, ist er überzeugt – hin zu mehr Fahrrädern, E-Bikes, Lastenrädern, aber auch zu Micro-Cars. Neben dem Auto. „Dieser Trend wird uns begleiten“, zeigt er Zuversicht und spricht von der Skepsis, die er zunächst gegen E-Bikes hegte. Weg ist sie. In seinem traditionellen Fahrradhandel vor nicht einmal drei Jahren war er Einzelkämpfer mit einer gelegentlichen Hilfe. Aktuell gibt es vier fest Angestellte und noch einmal so viele Aushilfen. Und im Frühjahr kommt ja noch jemand für das zweite Standbein in der Fußgängerzone hinzu.
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