Ende. Anwohner vom Bergweg in Ende beklagen schon vor der Kindergarten-Öffnung Probleme. Die Verkehrskommission Herdecke empfiehlt eine Anliegerstraße.
Schmaler Straßenabschnitt, breites Interesse: 40 Anwohner des Bergwegs kamen nun zur Ortsbesichtigung der Herdecker Verkehrskommission und besprachen auch mit Vertretern der Stadt die Lage sowohl vor dem entstehenden Kindergarten als auch im mittleren Abschnitt. Die Diskussion vor der Baustelle drehte sich um aktuelle sowie womöglich zukünftige Probleme. Dabei gingen die Meinungen auseinander, nicht nur bei den Politikern.
Grundsätzliches Thema im Bergweg: Verkehrssicherheit verbessern. Dabei helfen Zahlen. Lars Heismann als Bereichsleiter Sicherheit und Ordnung der Stadt berichtete von aktuellen Messungen und 650 Autos, die jetzt im Juni an einem Werktag dort durchfuhren. Demnach sind 85 Prozent der Fahrer in der dortigen 30-er Zone mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h zu schnell unterwegs – laut Heismann ein typischer Wert in solchen Zonen. Peter Gerigk von den Grünen zitierte aus dem Gutachten für den Kindergarten-Neubau, wonach derzeit 850 Kfz täglich durch den Bergweg rollen. Die Kita-Eröffnung in einigen Monaten lasse diese Zahl den Angaben zufolge um 210 steigen.
Damit zu den vielschichtigen Sorgen der Anwohner am Bergweg. „Mit der Eröffnung des Kindergartens bricht hier ein Verkehrschaos aus“, sagte ein Mann. Ihm pflichteten einige bei und kritisierten die dazugehörige Bauplanung. Unterschiedlich fiel die Bewertung der vermeintlichen Raserei aus: Manche bestritten, dass hier zu oft zu schnell gefahren werde, die Anordnung alternierender Parkflächen auf der Straße verhindere dies. Andere sehen wegen hoher Geschwindigkeiten und schlechter Einsehbarkeit Gefahren für dort spielende Kinder. „Daher sind auch 30 km/h zu schnell.“ Zudem hätten größere Fahrzeuge mangels Platz Probleme bei der Durchfahrt.
Geschwindigkeitsanzeige sinnvoll
„Hier wird auch zu wenig kontrolliert“, meinte ein Anwohner. Einig waren sich alle Beteiligten, dass das Anbringen einer Geschwindigkeitsanzeige (die Stadt verfügt derzeit nur über eine Tafel dieser Art) helfen könnte. Denn gerade vor dem neuen Kindergarten sollten Fahrer künftig vom Gas gehen. Bodenwellen als bauliches Hindernis für Raser lehnte eine Mehrheit für den ansteigenden Bergweg aber ab.
Klärungsbedarf beim Parken und Zufahrt
Im Waldorf-Kindergarten sollen fünf Gruppen und bis zu 95 Kinder unterkommen. Die Pläne sehen 23 Mitarbeiter (18 Betreuer) vor.
Vor dem Gebäude soll es acht Kurzzeit-Stellplätze für Eltern geben (Hinbringen und Abholen). Wo Mitarbeiter parken, soll die Stadtverwaltung noch mit dem Betreiber und Architekten klären. Auch in Sachen Zu- und Ausfahrt gebe es aus Sicht von Peter Gerigk noch Gesprächsbedarf.
Kritik gab es am Zustand der Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen. Einig waren sich die Politiker dann bei ihren Beratungen im Ratssaal, vorhandene Verkehrszeichen zwecks Verdeutlichung zu erneuern, die Parkbuchten in alternierender Anordnung nachzuzeichnen oder auch Symbole und das Tempolimit 30 auf dem Asphalt aufzutragen. Neue Piktogramme sagten auch Vertreter der Stadtverwaltung bzw. der Technischen Betriebe Herdecke zu. Das umfasse auch das Anzeigen der Rechts-Vor-Links-Regelung im mittleren Abschnitt, wo zudem Querungshilfen für Kinder geprüft werden sollen.
Spielstraße eher abzulehnen
Zwei Bergweg-Streitpunkte kristallisierten sich heraus: Sind eine Anliegerstraße und ein verkehrsberuhigter Bereich mit Schrittgeschwindigkeit künftig sinnvoll? Grundstückseigentümer befürchten, sich an den Kosten von Bauveränderungen im Bergweg beteiligen zu müssen, auch wenn Peter Gerigk vergleichsweise einfache Lösungen andeutete. Lars Heismann wiederum erklärte, dass das Einrichten einer so genannten Spielstraße ein Konzept, bauliche Vorbedingungen und Genehmigungen von Aufsichtsbehörden erfordere. „Fußgänger haben dann Vorrechte.“
Ulrich Schwellenberg von der SPD plädierte für einfache Lösungen zur Kennzeichnung von Parkplätzen auf der Straße. Auch Georg Torwesten von der CDU befürworte zunächst gewissermaßen sanfte Methoden, erst nach womöglich schlechten Erfahrungen am Kindergarten lasse sich dann immer noch eine verkehrsberuhigte Zone einrichten. Zudem sprach sich Christopher Huck (FDP), der Tempo 20 vor der Kita vorschlug, ebenfalls gegen eine Spielstraße aus. Parkplätze nur für Anwohner lehnten fast alle Politiker auch wegen hoher rechtlicher Hürden gleichfalls ab.
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Keine einhellige Meinung stellte Vorsitzender Jan Schaberick (SPD) in Sachen Anliegerstraße fest. Mit einer Mehrheit von 4:2 empfahlen die Kommissionsmitglieder dem übergeordneten Fachausschuss aber, künftig im Bergweg die Durchfahrt für die Allgemeinheit zu verbieten, auch wenn Rutger Boos von den Linken eine solche Sperrung für die Allgemeinheit und Privilegierung von Anwohnern als eigentlich letztes Mittel betrachtete. Auch Christian Suberg vom städtischen Ordnungsamt ist gegen Verbote. „Wir sollten Verkehrsteilnehmer mit verschiedenen Maßnahmen lieber lenken, die halten sich meist an sichtbare Markierungen.“