Grundschöttel. Kita-Neubau an einem Standort, um den Heilken-Spielplatz unverändert zu erhalten. Dafür macht sich eine Bürgerinitiative stark.

Eines vorweg: „Wir haben Verständnis für alle Familien, die um einen Betreuungsplatz für ihr Kind ringen. Wir haben selber Kinder“, betonen Sina Thiemann und Vanessa Hecht zu Beginn des Gesprächs. Den beiden Müttern geht es vielmehr darum, die Sicht der Familien dazustellen, die gern den Spielplatz Heilkenstraße erhalten wollen. „Wir wollen noch einmal auf bestehende Alternativen zum geplanten Kita-Standort an der Heilkenstraße hinweisen, die von Bürgern schon aufgezeigt wurden und die der Stadt auch bekannt sind“, sagt Sina Thiemann. Und: „Betreuungsplätze sind wichtig, aber es ist genauso wichtig, diese Grünfläche für unsere Kinder zu erhalten. Es ist hier in Grundschöttel der einzige und letzte grüne Fleck, wo Kinder sich austoben können. Der Heilken ist für alle eine zentrale Anlaufstelle.“

Ratsbeschluss in 2019

Im vorigen Jahr hatte der Rat beschlossen, an der Heilkenstraße eine dreigruppige Kindertagesstätte zu errichten und dafür den vorhandenen Spielplatz leicht zu verrücken.

Das entsprechende Bebauungsplanverfahren läuft. Dass es noch keine Einladung zu einer Bürgerveranstaltung gegeben hat, läge auch an den Corona-Folgen, war in der letzten Ratssitzung im Juni erklärt worden.

Eine Rolle in der Anwohner-Fragestunde während der Sitzung spielte der Zukunftsspielplatz, der aus dem vorhandenen Spielplatz heraus entwickelt werden soll. Bleiben genug ebenerdige Flächen für Ballsportarten? Wird der Spielplatz nicht an den Hang verdrängt? Bleibt die Schlittenwiese erhalten? Aus Sicht der Stadt gibt es hier keine unüberwindbaren Probleme.

Das bereits vorliegende Bodengutachten stehe einem KitaNeubau nicht entgegen, hatte die Bauverwaltung mitgeteilt. Sie hält auch den zusätzlichen Verkehr für beherrschbar. Die Bürger im Rat sahen das nicht alle so.

Für Bürgermeister Frank Hasenberg ist der Standort Heilkenstraße trotz allem „ein vertretbarer Kompromiss“. Für die weitere Diskussion bleibe die geplante Bürgerbeteiligung.

Die Bürgerinitiative „Rettet den Heilken!“ ist mit der Gruppe „Der Heilken – Natur statt Bebauung!“ auch in dem sozialen Netzwerk Facebook vertreten.

Der Spielplatz an der Grundschule sei dagegen kein Ersatz, argumentiert Vanesssa Hecht, Mutter von zwei Kindern im Alter von acht und elf Jahren: „In der Corona-Krise waren die Kinder aus der OGS nachmittags dort, durften sich aber nicht mit anderen Kindern mischen. Das ist kein vollwertiger Spielplatz wie am Heilken, wo die Kinder picknicken, herumrennen oder Federball spielen können.“ Und Sina Thiemann, deren Kinder fünf, sieben und neun Jahre alt sind, meint: „Auf dem Spielplatz an der Heilkenstraße ist extrem viel los, er wird sehr gut angenommen, und er bietet für jede Altersklasse etwas. Es gibt den Bolzplatz und die Basketballanlage für die Älteren und den Bereich für die ganz Kleinen. Alle meckern immer, dass die Kinder heutzutage nur noch vor dem Computer sitzen. Deswegen sollte man den Kindern nicht das fürs Spielen im Freien wegnehmen, was sie annehmen.“

Zukunftsspielplatz Heilken

Für den Bau einer Kita müssten Bäume weichen, und der Spielplatz müsse umziehen, das ganze Grundstück würde zerstückelt, so Vanessa Hecht: „Klar ist, dass es anders wird, und dass nicht mehr eine so große Fläche zur Verfügung stehen wird, die all diese Möglichkeiten bietet.“ Besonders vor dem Hintergrund, dass der Heilken ein Zukunftsspielplatz und somit ein noch größerer Anziehungspunkt werden solle, sei der Plan eines neuen Kita-Baus nicht nachzuvollziehen, meint Dirk Heyer. Der Grundschötteler setzt sich als Großvater dreier Enkelkinder im Alter von zwei, drei und zehn Jahren für den Erhalt des Heilken ein. Zumal es alternative Standorte gebe – etwa neben der Christuskirche, wie Pfarrer Hansen angeboten hatte, oder an der Kinderarche, die man weiter ausbauen könne. „Oder man könnte bereits bestehende Kitas ausbauen. Wenn nur vier Kitas das machen, würde das schon eine neue ersetzen. Auch das wäre doch eine Option“, meint Sina Thiemann.

Auf dem Weg zur Arbeit

Das von der Verwaltung vorgebrachte Argument der „kurzen Beine, kurze Wege“, nach dem Kitas nicht am Stadtrand gebaut werden sollten, wollen die Mütter nicht akzeptieren: „Es ist eher unrealistisch, dass Kinder zu Fuß zur Kita gebracht werden. Die meisten Eltern arbeiten und bringen ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit mit dem Auto an der Kita vorbei bzw. holen sie dann dort auch wieder ab“, so Vanessa Hecht. Und Dirk Heyer rechnet vor, dass man bei einer dreizügigen Kita und bis zu 75 Plätzen mit etwa 40 bis 60 an- und abfahrende Fahrzeugen morgens in der Heilkenstraße rechnen müsse.

Listen ab sofort an vier Stellen

Er habe mit vielen Bürgern in seinem Imbiss über die Pläne der Verwaltung gesprochen: „Die schlagen die Hände überm Kopf zusammen.“ Seit anderthalb Wochen sammelt Dirk Heyer nun schon für die Bürgerinitiative „Rettet den Heilken!“ Unterschriften. 250 seien bislang nur in seiner Schlemmer-Ecke zusammengekommen. Ab sofort, so kündigte Dirk Heyer am Dienstag an, werden die Unterschriftenlisten auch beim Friseur Pohl, Hauptstraße 31, bei Elektro Jüdith, Hauptstraße 47, und in Lisas Schlemmertreff, Schöllinger Feld, ausliegen. Und: Am Samstag, 15. August, um 11 Uhr komme Bürgermeister Frank Hasenberg zum Gespräch auf den Heilkenspielplatz. „Seid dabei und informiert Euch“, so Dirk Heyers Appell an die Wetteraner.