Wetter/Herdecke. Dank Corona: In Wetter, Herdecke und im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis sank – wie andernorts auch – im ersten Halbjahr 2020 die Zahl der Einbrüche.
Es klingt logisch. Und doch helfen Zahlen, die Einschätzung zu bestätigen. Die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis teilt auf Anfrage mit, dass in der Corona-Zeit – wie andernorts auch – die Zahl der Einbrüche hier gesunken ist.
Hauptkommissarin Vera Viebahn erklärte nun, dass die Behörde derzeit eine Halbjahresbilanz für 2020 erstelle. Anders als bei der Kriminalitätsstatistik erfahre die Öffentlichkeit aber nicht, welche Erkenntnisse sich daraus ableiten lassen. Gleichwohl könne Viebahn als Sprecherin des Leitungsstabs eine grobe Einschätzung zum genannten Thema geben.
Von Januar bis Juni 2020 hat die hiesige Polizei in Wetter und Herdecke jeweils acht Wohnungseinbruchsdelikte registriert, so Viebahn. Im Vergleich zu den anderen Kommunen im EN-Kreis seien die genannten Ruhrstädte diesbezüglich „eher wenig belastet“.
Plickert: Anstieg bei Betrugsfällen und Internet-Kriminalität
Über die gesunkenen Einbruchszahlen freut sich auch Arnold Plickert, ehemaliger NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GDP). Corona sei natürlich ein Hauptgrund für den weiteren Rückgang, ein anderer sei die Erhöhung des Strafmaßes, so Plickert. Einbrüche würden nun als Verbrechen geahndet, die Mindeststrafe dafür betrage ein Jahr Gefängnis. Das schrecke viele Einbrecher ab. Tätergruppen weichen demnach deshalb jetzt nach Nordeuropa aus.
Auch wenn es in der Corona-Krise weniger Einbrüche gebe: In anderen Bereichen nähmen Straftaten zu: „Die organisierte Kriminalität stellt sich schnell auf neue Begebenheiten ein.“
So seien die Betrugsfälle gestiegen, auch Internet-Kriminalität nehme während der Pandemie zu: Täter stellten falsche Förderanträge oder böten übers Telefon medizinische Leistungen an, die es nicht gebe.
Zur Einordnung ein Blick zurück: Im vergangenen Jahr gab es laut Statistik in Wetter insgesamt 33 Einbrüche und somit 34,8 Prozent weniger gegenüber 2018, in Herdecke stieg die Zahl auf 44 (ein Plus von 15,8 % im Vorjahresvergleich).
Im EN-Kreis notierte die Behörde 2019 von Januar bis Juni 115 Wohnungseinbruchsdelikte, im gleichen Zeitraum in 2020 „nur“ 95. Nicht eingerechnet ist Witten, das zum Polizeibezirk Bochum gehört und wo sich die entsprechenden Zahlen aktuell im ersten Halbjahr gegenüber den Werten 2019 halbierten.
Mehr Sicherheit auch dank Beratung
„In 2020 ist ein sonst übliches kurzzeitiges Hoch im März/April (Osterferien) ausgeblieben“, sagt Vera Viebahn. Zusätzlich gab es in diesem Jahr demnach drei Wochen, in denen im EN-Kreis nicht ein einziger Wohnungseinbruch gemeldet worden sei. Die Polizei-Sprecherin meint: „Homeoffice, Kinderbetreuung zu Hause und ausgefallene Urlaube in den Ferien haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, dass Täter nicht – wie sonst üblich – die Möglichkeit hatten, unbemerkt in Wohnungen einzubrechen.“
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Viebahn führt weiter aus, dass sich viele Menschen hier auch mittlerweile beraten lassen, wie sie ihre Wohnungen sicherer gegen Einbrecher machen können. „Und sie setzen die erhaltenen Tipps auch um, so dass auch deswegen die Zahl der vollendeten Einbruchsdelikte sinkt.“ Die dazugehörige Kampagne „Riegel vor“ gebe es weiterhin, allerdings wurde diese 2019 landesweit von einer Aktionswoche auf einen einzigen Tag reduziert. Dieser soll an Ennepe und Ruhr voraussichtlich wieder zu Beginn der dunklen Jahreszeit stattfinden.