Wetter/Herdecke/Schwelm. . 4155 Verbrechen weniger als noch im Vorjahr, diese schöne Zahl weist die Statistik aus. Doch da gibt es ein kleines Manko hinter den Zahlen.

Die Zahl der Verbrechen sinkt und ebenso der Respekt der Menschen vor den Einsatzkräften. Das sind zumindest zwei der zahlreichen Erkenntnisse, die Landrat Olaf Schade in seiner Funktion als Chef der Kreispolizeibehörde und Kriminaloberrat Dirk Happe, der die Direktion Kriminalität leitet, am Dienstag im Rahmen der Kriminalitätsstatistik für den Ennepe-Ruhr-Kreis ohne Witten, das vom Polizeipräsidium Bochum betreut wird, vorstellten. Die hervorragenden Werte bedeuten aber nicht nur Gutes für die hiesige Polizeibehörde.

Blick hinter die Zahlen

Wer sich die Zahlen anschaut, kann kaum glauben, dass dies Realität ist. Denn: Für das Jahr 2018 weist die Statistik 4155 Verbrechen weniger als noch im Jahr zuvor aus. Das entspricht knapp 27 Prozent und ist wohl einmalig im Land. Dahinter verbirgt sich jedoch eine kleine statistische Falle. „Wir haben 2017 einen Ebay-Großbetrüger gefasst“, sagt Happe. Allein auf das Konto dieses Mannes entfallen 3200 einzelne Taten. Folge für die Statistik: Sie schoss im vergangenen Jahr in die Höhe und mit ihr die Aufklärungsquote. Das hat für das aktuelle Zahlenwerk die gegenteilige Auswirkung.

Doch auch darum bereinigt weist die Kriminalitätsstatistik 955 Taten weniger aus. Landrat Olaf Schade: „Das zeigt, dass unsere Konzepte greifen, dass wir die richtigen Schwerpunkte setzen und auch unsere Präventionsarbeit Früchte im gesamten Kreisgebiet trägt.“ Für Dirk Happe erklärt das aber nur einen kleine Teil der Verbesserungen: „Wir haben im Südkreis stets die höhen Fallzahlen. Ob das an den besseren Verkehrsanbindungen liegt und ob in diesem Zusammenhang unsere Schwerpunktkontrollen Wirkung zeigen, nehmen wir zwar grundsätzlich an, könne dies aber nicht mit Bestimmtheit sagen.

Grundsätzlich fast alle Zahle n und Entwicklungen. Denn die Kriminalität sinkt insgesamt. Die Gewaltverbrechen sind rückläufig. Das langjährige Sorgenkind Wohnungseinbrüche entwickelt sich sehr gut. Dies hat zum eine den Grund, dass die Kreispolizeibehörde hier ihren Einsatz erheblich intensiviert hat, zum anderen aber auch, dass die Leute ihre Häuser und Wohnungen zunehmend besser sichern. Vor allem in Schwelm und Gevelsberg schlägt das Pendel extrem nach unten aus: Die Wohnungseinbrüche haben sich mehr als halbiert. Mindestens ebenso schön: Der plötzliche Anstieg der Jugendkriminalität im vergangenen Jahr ist rückläufig. Und: „Bei allen fünf Tötungsdelikten ist kein einziger Mensch gestorben. Alle überlebten die Attacken auf sich“, wie Dirk Happe berichtet.

Im Gegensatz zu den Wohnungseinbrüchen gehen die Einbrüche in Firmen und Geschäfte nach oben. „Vor allem bei den Firmen gehen wir von überregional agierende Tätergruppen aus. Wir hatten zum Beispiel eine Truppe, die Gitterboxen von Firmengeländen gestohlen hat, im EN-Kreis, aber auch bis nach Köln und Olpe“, sagt Dirk Happe. Dies werde die Kreispolizeibehörde im Auge behalten und alles daran setzen, den Firmeneinbrüchen so gut es geht einen Riegel vor zu schieben.

Schlag mit einer Hantel

Und noch eine andere Sache bereitet den Beamten – vor allem im Streifendienst – zunehmend Bauchschmerzen. „Wir nehmen wahr, dass der Respekt gegenüber den Einsatzkräften deutlich abnimmt.“ Trauriger Höhepunkt sei der Mann gewesen, der in Breckerfeld im November mit einer Hantel auf den Kopf einer Polizistin eingeschlagen hatte. Insgesamt hatte der 17-Jährige, den die Polizei festnehmen wollt, weil er per Haftbefehl gesucht wurde, drei Beamte verletzt.