Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. Während die Zahl der Verbrechen im Kreis sinkt, bitten Betrüger immer erfolgreicher Senioren zur Kasse.

Der Blick auf die Kriminalitätsstatistik für den Ennepe-Ruhr-Kreis offenbar zwei wesentliche Kernaussagen: Erneut sinkt die Zahl der Verbrechen, die im vergangenen Jahr verübt worden sind. Und: Betrüger nehmen immer erfolgreicher die Senioren in den Fokus – übergaben fremden Menschen bis zu 100.000 Euro.

Gesamtentwicklung

Landrat Olaf Schade ist beim Blick auf das Zahlenwerk, das die Verbrechen des vergangenen Jahres auflistet, zufrieden: „Die Kriminalität ist bei uns auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren“, sagt der Chef der Kreispolizeibehörde. Claudia Völkl, Direktionsleiterin Kriminalität, betont, dass die Maßnahmen der Behörde – insbesondere mit Blick auf die sinkenden Einbruchszahlen – greifen. Es gebe weder große Probleme mit Jugend- noch mit Ausländerkriminalität. Hatten landesweit mehr als ein Drittel aller Tatverdächtigen keinen deutschen Pass, lag dieser Wert im Ennepe-Ruhr-Kreis bei 24,79 Prozent.

Tötungsdelikte

Bei den vier Tötungsdelikten, die die Statistik aufführt, ist im Jahr 2019 zum Glück nur ein Mensch gestorben. Dies war ein Bewohner der Gevelsberger Obdachlosenunterkunft, der von zwei Mitbewohnern verprügelt worden war (wir berichteten). Ansonsten blieb beim Brand im syrischen Lebensmittelladen in Schwelm, der Messerstecherei auf einem Ennepetaler Schulhof, sowie bei einem Streit in Hattingen bei Tötungsversuchen.

Einbrüche

Die Null-Toleranz-Politik gegen Einbrecher macht sich bezahlt. In Zahlen heißt das bei den Wohnungseinbrüchen: Von 824 im Jahr 2012 über 743 im Jahr 2016 ging die Zahl der Einbrüche in private Wohnungen und Häuser im vergangenen Jahr runter auf 275. Der Rückgang bei den Firmeneinbrüchen ist fast analog.

Gewalt gegen Einsatzkräfte

Die Gewalt geben Polizeibeamte scheint mit dem Blick auf die nackten Zahlen rückläufig: Die gemeldeten Fälle sanken von 87 auf 61, betroffen waren nur 157 anstatt wie im Vorjahr noch 206 Beamte. „Es ist vor allem der Respekt, der gegenüber unseren Kräften nachlässt“, sagt Polizeidirektor Frank Kujau und Landrat Olaf Schade ergänzt: „Das Thema ist sehr differenziert zu betrachten, zum Beispiel auch mit Blick auf Gaffer oder Menschen, die Tote und Verletzte filmen. Wir halten konsequent gegen diese Entwicklung.“ In der Mehrheit seien es junge, alkoholisierte Männer, die Polizeibeamte beschimpfen, beleidigen oder sogar körperlich angreifen, sagt Claudia Völkl.

Ausblick

Die Zahlen sind immer ein zweischneidiges Schwert. Denn je besser die Kriminalitätsstatistik ist, desto geringer sind die Chancen für eine Polizeibehörde, zusätzliches Personal aus Düsseldorf zugewiesen zu bekommen. Wie sich die guten Zahlen für den Ennepe-Ruhr-Kreis im Zuge der zahlreichen neuen Auszubildenden bei der Polizei auf die Personaldecke auswirken, ist ungewiss. Frank Kujau macht aber deutlich: „Wenn ich zwischen weniger Straftaten oder mehr Beamten wählen kann, nehme ich selbstverständlich weniger Straftaten.“ Darauf hoffen alle auch mit Blick auf das laufende Jahr.

Die Zahlen von Wetter und Herdecke

Die Entwicklung der Straftaten ist kommunenübergreifend rückläufig. Lediglich in Wetter ist ein Anstieg um 10,6 Prozent festzustellen. Dieser relativiere sich jedoch, betrachtet man die geringen Fallzahlen (1254). Dies bedeutet einen Anstieg von 120 Taten im ganzen Jahr 2019 gegenüber 2018. In Herdecke gab es 2019 sogar nur 948 registrierte Fälle. Bei den Straftaten handelt es sich hier überwiegend um Sachbeschädigungen.

Auch in Sachen Straßenkriminalität (Delikte in der Öffentlichkeit) liegen konkrete Zahlen für die beiden Ruhrstädte vor. Demnach gab es 2019 in Wetter 283 Vorfälle, die Aufklärungsquote lag bei 24,7 Prozent (Herdecke: 227, aufgeklärt wurden 16,7 Prozent).

In den vergangenen Jahren standen Wohnungseinbrüche ganz oben auf der Liste besorgter Bürger. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Wetter 33 Einbrüche, gegenüber 2018 waren dies 34,8 Prozent weniger (Aufklärungsquote lag wie 2018 bei 6,1 Prozent). In Herdecke wiederum stellte die Behörde nun angesichts von 44 Taten einen Anstieg von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fest. Aufgeklärt werden konnten 34,1 Prozent der Einbrüche, das entspricht einer Besserung um 26,2 ‰ gegenüber dem Vorjahr.

Straftaten mit Senioren nehmen zu

Die meisten Firmeneinbrüche im EN-Kreis ereigneten sich 2019 in Wetter. 56 Mal stiegen Täter in Betriebe ein (Aufklärungsquote 16,1 Prozent) und sorgten somit für eine Steigerung von 124 ‰ gegenüber 2018, in Herdecke waren es 25 und somit 4,2 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Aufgeklärt wurde dort rund ein Viertel aller Taten.

Straftaten mit älteren Menschen als Opfer rücken laut EN-Behörde zunehmend in den medialen, aber auch in den polizeilichen Fokus: Es gab 131 Fälle mehr als im Vorjahr.

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