Wengern/Ennepe-Ruhr/Bochum. Testbetrieb 2019: Die Ratinger Firma Railflex bietet vom 15. September bis 27. Oktober sonntags Fahrten vom Eisenbahnmuseum Bochum bis Wengern an
Einige Englisch-Kenntnisse schaden nicht, um einen neuen Ausflugs-Anbieter auf der Ruhrtalbahn-Strecke einschätzen zu können. Railflex heißt die GmbH, die zwischen dem 15. September und 27. Oktober an jedem Sonntag (Ausnahme: 6. Oktober) zwei Mal pro Fahrtag nostalgische Züge vom Eisenbahnmuseum Bochum bis nach Wengern-Ost und zurück rollen lässt. Ob es sich dabei um einen einmaligen Aktionszeitraum in diesem Jahr handelt, wollen die Betriebs-Verantwortlichen nach der Auswertung der Premiere entscheiden.
„Wir sind eine Firma wie die Deutsche Bahn – nur in klein“, sagt David Uhr. Laut Geschäftsführer biete Railflex mit Sitz in Ratingen in ganz Deutschland hauptsächlich Gütertransporte auf Schienen (englisch: rail) an, und das flexibel. „Wir haben aber auch eine Konzession für den Personenverkehr“, berichtet der Unternehmens-Chef. Er persönlich, aber auch einige der insgesamt 35 Mitarbeiter, unterhalten vielfältige und mitunter freundschaftliche Bindungen zum Eisenbahnmuseum Bochum. Für diese Einrichtung stelle Railflex schon mal eine der sechs Lokomotiven aus dem Fuhrpark zur Verfügung.
Über diesen Kanal erfuhr die Ratinger Firma auch, dass die Ruhrtalbahn GmbH 2019 ihren Betrieb einstellte. Und da Railflex bereits andernorts Ausflugs-Fahrten anbot und über verschiedene Aufträge die Strecke am hiesigen Fluss entlang kennt, reifte der Entschluss zu einem neuen Angebot in diesem Herbst. Wahrscheinlich komme einer der beiden alten Loks, entweder die V100 oder V60 (David Uhr: „unsere Schätzchen“) zum Einsatz. Dazu bringt das Ratinger Unternehmen einen Theken-Waggon mit, weitere Abteils stellt das kooperierende Eisenbahnmuseum Bochum per Miet-Regelung. Die bieten Platz für insgesamt 150 Fahrgäste. Sollte sich beim laufenden Vorverkauf eine höhere Nachfrage abzeichnen, ließen sich weitere Plätze organisieren.
Kein großer Gewinn zu erwarten
„Wir wollen das jetzt mal probeweise anbieten und die entstandene Lücke schließen. Auch, um die Strecke attraktiv zu halten“, sagt der Geschäftsführer. Die Fahrpläne bei der zuständigen DB Netz seien genehmigt, die Touristik-Eisenbahn Ruhrgebiet als Tochtergesellschaft des Regionalverbands Ruhr habe grünes Licht für ihre Gleise von Bochum bis Wengern gegeben. „Das Risiko liegt bei uns. Wir gehen auch von keinen großen finanziellen Gewinnen aus, eine Schwarze Null wäre schön. Wir bringen nun erst einmal Geld mit“, so David Uhr. „Wir sind aber optimistisch, dass unser Angebot nachgefragt wird. Ich freue mich jedenfalls auf die Fahrten, die wir mit mindestens vier unserer Leute umsetzen.“
Abfahrt mittags und nachmittags
Railflex hatte nach eigenen Angaben auf der Ruhrtalbahn-Strecke zwischen Hagen und Witten sowie darüber hinaus in der Vergangenheit Güterzüge im Einsatz, die Braunkohle transportierten. Große Aufträge kommen demnach aus der Chemie-, Stahl- und auch Kosmetik-Industrie. Mitunter sei die GmbH auch als Subunternehmer von DB Cargo unterwegs.
Bezüglich der Nostalgie-Fahrten verfüge die 2005 gegründete Firma nur über „bescheidene Möglichkeiten“, so Geschäftsführer Uhr. „Wir sind eine Art Schnellboot im großen Eisenbahn-Betrieb und haben viele Kooperations-Partner. Unsere Konkurrenz sind Lkw, keine anderen Züge.“
Die Preise orientieren sich an jenen des Eisenbahnmuseums Bochum, das 2019 noch vier Mal (u.a. am 14.9. und 6.10.) auf der Ruhrtal-Strecke unterwegs ist.
Railflex fährt sonntags um 12.25 und 16.25 Uhr von Wengern-Ost nach Bochum (weitere Haltestellen: u.a. Henrichshütte, Burg Blankenstein und Hardenstein, Zeche Nachtigall). Am Eisenbahnmuseum Bochum fährt der Zug um 10.30 und 14.30 Uhr ab. Auskünfte und Fahrkarten unter www.railflex.shop oder beim Schaffner.
Da Railflex ohnehin vielerorts Lokomotiven zur Verfügung stellt, könne die Firma auch hohe Organisationsanforderungen an Museumszüge bewältigen. Dennoch will der Geschäftsführer nicht zu weit voraus schauen. „Wir warten erst einmal unsere erste Saison im Ruhrtal ab, sprechen dann mit dem Eisenbahnmuseum und entscheiden dann, ob es 2020 eine Fortsetzung gibt.“ Zumal womöglich Zuschüsse des Ennepe-Ruhr-Kreises oder der Stadt Hagen möglich seien. Sicher aber ist, dass es 2019 keine Reaktivierung der Teckel-Strecke zwischen Herdecke und Ennepetal geben wird. Denkbar seien mittelfristig allenfalls Sonderfahrten (und kein regelmäßiger Betrieb). Wobei David Uhr auch sagt: „Man soll nie nie sagen.“