Herdecke. Auf dem Gelände der beiden noch nicht abgerissenen Schulen Am Berge sollen in erster Linie Mehrfamilienhäuser entstehen.

Wegen Corona war mit gut 50 Zuhörern im Ruhrfestsaal des Zweibrücker Hofs die Obergrenze bereits erreicht. Ein Pärchen hatte den Nachwuchs im Kinderwagen gleich mitgebracht. Wer sich aber über Möglichkeiten für ein Einfamilienhäuschen im Schatten eines kleinen Grüngürtels informieren wollte, musste eine große Enttäuschung hinnehmen: Zwar sind auf dem Gelände der noch nicht abgerissenen Grundschule im Dorf und der Albert Schweitzer-Schule rund hundert Wohneinheiten geplant. Gedacht ist aber in erster Linie an Häuser, die mehrere Familien aufnehmen können.

Artenschutz macht kein Problem

Ursprünglich hatte Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster die Vorstellung, die Stadt Herdecke könne mit der Vermarktung der Fläche „Am Berge“ in Ende den städtischen Haushalt aufbessern. Mittlerweile geht Strauss-Köster davon aus: „Wir werden Geld mitbringen müssen.“ Das hat vermutlich auch etwas mit Festlegungen der Herdecker Politik zu tun: „Der Rat hat eine Mischung aus frei finanziertem und gefördertem Wohnungsbau vorgegeben, um bezahlbaren Wohnraum für die Bevölkerung bereitstellen zu können. Der Verpflichtung mit 50 Prozent öffentlich gefördertem Wohnungsbau kommen wir nach“, so Planungsamtleiter Daniel Matißik.

Drei Varianten

Partner für die Entwicklung von rund 13.000 Quadratmetern Bauland und noch einmal dazu die Hälfte in Form von einer grünen Böschung ist die landeseigene Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban. Sie ist zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgabe: Preiswerten Wohnungsbau zu ermöglichen.

Drei Varianten stellten Jens Kohnen und Cornel Volk von NRW.Urban im Zweibrücker Hof vor: Gemeinsam war allen Dreien die Bevorzugung von größeren Wohneinheiten. Unterschiedlich war jeweils der bauliche Schwerpunkt. Mal lag er im Westen, wo früher in der Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet wurde, mal befand er sich mehr Zentral im Bereich des ehemaligen Jugendzentrums Mittendrin. Die größte Akzeptanz aber fand der Vorschlag für einen östlichen Schwerpunkt hin zum Einkaufszentrum.

Details noch offen

Katja Strauss-Köster wies darauf hin, dass die Bürger sehr frühzeitig eingeladen worden seien. Eine Folge: Viele Detailfragen wie die nach der Größe einzelner Wohnungen ließen sich noch nicht klären. NRW.Urban und städtisches Planungsamt hatten aber schon Hausaufgaben gemacht: „Wir haben üblicherweise anzutreffende Schadstoffe gefunden, die fachgerecht entsorgt werden müssen. Das ist jedoch keine Besonderheit und nicht beunruhigend. Die artenschutzrechtliche Betrachtung ergab, dass keine Konflikte für die planungsrelevanten Arten zu erwarten sind“, so Jens Kohnen von NRW.Urban. Kohnen weiter: „Wir versuchen möglichst viele bestehende Bäume zu integrieren. Es wird einen behutsamen Umgang mit dem Baumbestand geben.“

Baustart nicht vor Frühjahr 2022

Die Stadt Herdecke will eine Lücke schließen, nachdem die beiden großflächigen Gebäude als Schule nicht mehr gebraucht werden. Und sie ist an Dichte interessiert. „Wir wollen möglichst vielen Bürgern die Chance geben, in Westende einzuziehen“, so die Bürgermeisterin, die dennoch Verständnis zeigte für den Wunsch nach Flächen für Einfamilien- oder Doppelhäuser. Die Nachfrage dafür in Herdecke sei einfach riesengroß.

Arbeit am Abrisskonzept

Aktuell wird ein Abrisskonzept erarbeitet. Mit der Auftragsvergabe soll Ende August der sichtbare Startschuss für die Aufbereitung und Entwicklung der Fläche hin zu einem neuen Wohngebiet fallen. Der Rückbau und die Herrichtung der Flächen ist von August bis Ende Dezember 2020 vorgesehen. Daniel Matißik: „Wir stehen noch am Anfang unserer Planungen. Frühestens im Frühjahr 2022 können wir mit dem Baubeginn rechnen.“ Bislang sei noch nicht entschieden, ob die Fläche komplett oder einzeln vermarktet wird.

Ideen der Bürger sind gefragt

Es bleibt also noch viel Zeit, um Anregungen der Bürger aufzunehmen. Mehrfach wurden sie bei der Informationsveranstaltung aufgefordert, ihre Vorstellungen zu formulieren. Beim Wohnprojekt am Bahnhof sei das von ganz vielen Bürgern gemacht worden, berichtete die Bürgermeisterin. Wer ihrem Appell folgt oder keinen Platz im Zweibrücker Hof bekommen hat und weitere Infos wünscht, kann sich bei Jutta Lakeband vom Planungsamt der Stadt unter 02330-611 461 melden oder eine Mail schicken an jutta.lakeband@herdecke.de.

Breite Förderung

Sozial gefördert werden sollen nicht nur Etagenwohnungen. Die Bürgermeisterin geht von einer „gesunden Mischung“ aus, also auch Förderung bei kleineren Häusern.

Die beiden Schulen stammen von 1955 und 1964.

Beim Ersatz ist gedacht an Doppelhäuser, Reihenhäuser, Geschosswohnungsbau und sogenannten Stadtvillen.

Bei der Berechnung der Wohneinheiten insgesamt sind Grundflächen von im Schnitt 70 Quadratmetern zugrund gelegt worden.

Das sei eine sehr grobe Zahl, die im Einzelfall nach oben und nach unten abweichen werde, so Herdeckes Planungsamtschef Daniel Matißik.

Offen sei auch noch, wie es mit Kellern sein werde.

Der jetzige grüne Saum nach Süden hin bleibt erhalten.