Wetter. Mit neuen Konzepten will Familie Beckmänning die Zukunft der Landwirtschaft sichern. Sohn Nils (20) vermietet jetzt Hühner.

Wer heutzutage von der Landwirtschaft leben möchte, muss wahrscheinlich ebenso mutig wie arbeitsfreudig sein. Vor allem aber ideenreich. Familie Beckmänning vom Hof Hinnebecke in Volmar­stein lebt genau das vor. Nils Beckmänning (20), Sohn von Hans-Jörg Beckmänning und Iris Rehschop, betreibt seit kurzem auf dem Hof ein Hühnermobil, in dem 340 Hühner nachts schlafen und tagsüber auf der Wiese drumherum nach Lust und Laune frei laufen. Zur Vermarktung der Eier setzt er auf ein neues Konzept: das Miethuhn.

Erste Hühner im Bauwagen

Schon während der Grundschulzeit im Dorf Volmarstein hatten Nils und seine Schwestern Paula (18) und Stina (16) durch das dortige Hühner-Projekt stets Kontakt zu dem Federvieh. „Danach hieß es immer: Warum können wir keine Hühner haben?“, erzählt Iris Rehschop. Und: „Da hatten die Kinder Recht. Wenn nicht wir, wer sonst. Und so hatten sie lange Jahre schon 15 Hühner in einem Bauwagen.“ Als dann Sohn Nils, der aktuell eine landwirtschaftliche Ausbildung in Tönisforst absolviert, das Hühnermobil anschaffen wollte, „rannte er damit bei uns offene Türen ein“, sagt Iris Rehschop.

 Iris Rehschop erklärt, wie im neuen Verkaufsraum die Selbstbedienung funktioniert.
Iris Rehschop erklärt, wie im neuen Verkaufsraum die Selbstbedienung funktioniert. © Elisabeth Semme

Im März wurde schließlich das Hühnermobil angeschafft; die Hühner kamen Anfang Mai. „Die mussten sich allerdings erstmal an den Stall gewöhnen und lernen, die Eier ins Nest zu legen“, erklärt Iris Rehschop. Zudem seien die Junghennen an eine bestimmte Lichtmenge gewöhnt, die man auch nur langsam steigern dürfe: „Wenn sie zu schnell zu viel Licht bekommen, legen sie zwar schneller, dafür aber lange kleine Eier.“

Eier sollen ins Nest

Sie selbst kümmert sich unter der Woche um das Einsammeln der Eier. „Etwa zehn Prozent der Hennen legen sie noch nicht ins Nest. Drei Mal täglich gehe ich in den Stall und sammle die Eier auf, weil sie die irgendwo verlieren. Ich hoffe, dass sie das noch lernen“, sagt Iris Rehschop, lacht und erzählt weiter: „Für uns stellte sich natürlich schon lange vorher die Frage, wie wir die ganzen Eier vermarkten. Da kam die Idee mit den Miethühnern gerade recht. Und schon beim Weihnachtsbaumverkauf waren viele Leute davon so begeistert, dass sie zu Miethühner zu Weihnachten verschenkt und ihnen auch Namen haben. Aktuell ist ein Drittel unserer Hühner schon vermietet.“

Ein Jahr zur Miete

Was es bedeutet, ein Huhn zu mieten? „Ganz einfach. Der Mieter des Huhns zahlt einmalig für ein Jahr 125 Euro, kann sich jede Woche hier sechs Eier abholen und bekommt am Ende des Jahres sein Suppenhuhn“, erklärt die Wetteranerin. Deponiert werden die Eier in einem Kühlschrank, der mit einem Schloss versehen ist, für den nur Miethuhn-Besitzer den Code bekommen und aus dem sie sich ihre wöchentliche Ration abholen können.

Hühner, Rinder, Weihnachtsbäume und mehr

Das Hühnermobil ist mit einem Silo für Futter, Wassertank und Photovoltaikanlage ausgestattet. Mit dem dadurch gewonnenen Strom werden Licht und Klappen, Ventilator und die Fütterung automatisch betrieben.

Es steht in einem Wanderzaun, der immer wieder versetzt wird, so dass die Hühner i stets frisches Grün haben.

Weil sie mit 340 Hühnern noch unter der Kennzeichnungspflicht-Grenze liegen, müssen die Beckmännings ihre Eier nicht sortieren und stempeln.

Insgesamt bewirtschaftet Familie Beckmänning 50 Hektar Fläche; angebaut werden Getreide, Kartoffeln sowie Futter für die 14 Charolais-Rinder, die in Albringhausen stehen. Auf einer sieben Hektar großen Fläche züchtet Iris Rehschopp zudem Weihnachtsbäume.

„Der neue Verkaufsraum mitsamt Kühlschrank ist übrigens ein Projekt der ganzen Familie“, erzählt Iris Rehschop, „die Kinder haben ihn in den Corona-Osterferien selbst gebaut.“ Tochter Paul kümmert sich um den Schriftverkehr; im übrigen bauen die Kinder auch gemeinsam Kartoffeln auf dem Hof an, die ebenfalls im neuen Verkaufsraum erworben werden können. „Wir setzen hier auf Selbstbedienung. Das ist Vertrauenssache und klappt mal besser, mal schlechter. Aber demnächst kommt ein Verkaufsautomat, auch für solche Tage, an denen es minus zehn Grad kalt oder plus 35 Grad warm ist. Der ist nämlich temperiert“, so Iris Rehschop weiter.

Studium nach der Lehre

Sohn Nils beendet seine Ausbildung Mitte nächsten Jahres. Für die Zeit danach plant er ein Agrarwirtschaftsstudium in Soest. „In der Freizeit helfe ich zuhause und baue seit zwei Jahren auch eigene Kartoffeln an. Mit Hilfe der Familie, natürlich“, so der 20-Jährige. Von seiner beruflichen Zukunft hat er schon jetzt eine ziemlich genaue Vorstellung: „Ich setze zwar nicht alles auf eine Karte, aber es wäre mein Traum, hier in Wetter den Hof zu führen und auch davon leben zu können.“