Volmarstein. Hans-Jörg Beckmänning kümmert sich im Nebenerwerb um Ackerbau, seine Ehefrau Iris um Kinder, Rinder und die Bäume.

. „Dafür, dass wir unseren Hof nebenbei betreiben, sind wir sehr vielfältig aufgestellt“, sagt Hans-Jörg Beckmänning vom Hof Hinnebecke an der Schwelmer Straße. Hauptberuflich arbeitet der 48-jährige als Steuerberater; die Bewirtschaftung der 30 Hektar Ackerfläche ist sein Hobby. Ehefrau Iris Reschop managt den Rest, will heißen: Sie kümmert sich um die drei Kinder Nils (13), Paula (11) und Stina (9), ist Schulpflegschaftsvorsitzende der Grundschule Volmar-stein und Presbyterin in Wengern. Auch die 14 Fleischrinder, die auf der 14 Hektar großen Grünfläche weiden, fallen in den Zuständigkeitsbereich der 45-Jährigen. Was auch für die weiteren Hofbewohner zutrifft - zwei Ponys, 15 Hühner und Labrador-Hündin „Stella“.

Rindfleisch in Paketen

Das Fleisch der Rinder vermarkten wir direkt ab Hof. Da gibt es auf Bestellung Pakete in verschiedenen Größen“, erklärt Iris Reschop. Und dann sind da ja auch noch die Weihnachtsbäume. . . Hans-Jörg Beckmänning lacht und sagt: „Die wiederum sind der Broterwerb meiner Frau. Für mich ist das die Superentspannung. Wenn ich mit dem Hund durch die Schonung gehe und einen Pflegeschnitt mache, dann kann ich absolut abschalten. Das gibt mir neue Tatkraft fürs Büro.“

Iris Reschop dagegen hat mit den Bäumen viel Arbeit- und zwar das ganze Jahr hindurch. Warum, fragt der Laie, kann man denn die Bäume nicht einfach wachsen lassen? „Kann man machen, aber dann hat man am Ende 40 Prozent verwertbare Bäume, und der Rest ist Schrott“, klärt Iris Reschop auf. Was also später mal ein richtig schöner Weihnachtsbaum werden will, muss beizeiten gepflegt und in Form gebracht werden - dazu gehören Arbeiten, die das ganze Jahr über anfallen. Schon im Januar, vor dem Austrieb, geht es los mit der sogenannten Stumpfbeschneidung: „Seit zwei Jahren mache ich das, auch bei bitterer Kälte, mit einer Maschine. Der unterste Kranz, der sowieso nicht erwünscht ist und dem Baum viel Kraft nimmt, wird abgeschnitten. Dann stehen die Bäume frei und können besser atmen“, erklärt Iris Reschop. Im Frühjahr zieht die Weihnachtsbaum-Expertin dann mit der Lupe durch die Schonung und untersucht die Nadelbäume auf Läuse. Immer wieder ist sie zwischendurch auch mit der Machete, mit Zweigreglern oder Zange unterwegs, um Unkraut wegzuschneiden, die Zweige in Form zu bringen, die Spitzen zurecht zu schneiden oder unerwünschte Austriebe zu verhindern.

Ab August beginnt die Auswahl und Kennzeichnung der Bäume, die im Dezember verkauft werden sollen. Außerdem fahren die Volmar-steiner im August und September ins Sauerland, um weitere Bäume für den Verkauf auszuwählen; denn nur aus dem eigenen Bestand können sie die vielen Kundenwünsche noch nicht erfüllen. Ende November kommen dann bereits die ersten Kunden, um sich ihren Baum fürs Fest auszusuchen.

An Heiligabend fehlte oft der Baum

Wie die Beckmännings zur Weihnachtsbaumzucht gekommen sind? „Wir hatten immer mal wieder, wie es in vielen Familien vorkommt, an Heiligabend keinen Baum. Bis meine Eltern jemanden kennenlernten, der Bäume züchtete. Das ist aber schon 20 Jahre her. Lange Jahre danach haben wir nur mit Bäumen gehandelt, also sie verkauft, bis wir 2001 die ersten selbst gepflanzt haben.“

Etwa acht bis zehn Jahre braucht ein Setzling, bis er zu einer stattlichen Blaufichte oder Nordmanntanne herangewachsen ist. Um die 78 bis 80 Mal wird jeder Baum auf Hof Hinnbecke in dieser Zeit „besucht und gepflegt“. „In diesem Jahr haben wir den Jahrgang 2020 bis 2023 gepflanzt; da besteht eine gute Chance, dass wir diese Bäume auch noch selbst ernten“, meint Hans-Jörg Beckmänning.

Kinder packen auch mit an

Wenn dann ab dem 12. Dezember der Weihnachtsbaumverkauf los geht, packen auch die Kinder mit an. „Nils ist meist sauer, weil es in der Schonung beim Baumfällen kaum Trinkgeld gibt, während die Mädels hier auf dem Hof sich die Taschen vollstopfen“, lacht Hans-Jörg Beckmänning. Iris Reschop kümmert sich derweil darum, dass alle Kunden auf ihre Kosten kommen; organisiert Kindertheater-Aufführungen in der Scheune und sorgt für Imbiss und warme Getränke.

Wenn dann Heiligabend auf Hof Hinnebecke der Weihnachtsbaum aus eigener Züchtung im Wohnzimmer leuchtet, ist das für Iris Reschop längst nicht so etwas Besonderes, wie für die meisten anderen Menschen; denn „für mich ist ja eigentlich das ganze Jahr über Weihnachten“.