Herdecke. Nur wenige Besucher kamen am Wochenende ins Herdecker Koepchenwerk. Dort hat die Industriedenkmal-Stiftung die Besichtigungs-Modalitäten geändert
Der große Ansturm blieb aus: Nach zwölf Wochen Corona-Zwangspause hatte das Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke an diesem Wochenende wieder geöffnet. Am Samstag kamen zwölf Besucher, tags darauf waren es vor der letzten Führung am Nachmittag doppelt so viele.
Diese Zahlen sind für die Eigentümerin, die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, von Bedeutung. Die Verantwortlichen haben – wie berichtet – den Besichtigungs-Turnus geändert. Konnten Neugierige das denkmalgeschützte Pumpspeicherkraftwerk seit Mitte September 2019 bisher an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat für acht Euro pro (erwachsener) Person in Augenschein nehmen, soll dies nun jeden Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr möglich sein. Und zwar ohne festgelegtes Eintrittsgeld: Jeder gibt nach einer Führung von 30 oder 45 Minuten so viel, wie er oder sie möchte. „Pay what you want“ steht auf der großen Dose am Ausgang.
Mit Optimismus in die Zukunft
„Wir sind zuversichtlich, dass die Besucherzahlen in den nächsten Wochen wieder steigen“, sagte gestern Stiftungs-Sprecherin Anna Gerhard, nachdem sie mit den diensthabenden Gästeführern telefoniert hatte. Das recht geringe Interesse führen die Beteiligten auch auf das durchwachsene Wetter am Samstag zurück, als es viele nicht nach draußen zog. Obendrein gebe es ja erfreuliche Perspektiven: Sollte Mitte Juni wie geplant der Weg am Seeschlösschen wieder begehbar sein, können Ausflügler auch wieder von Dortmunder Seite zur alten Anlage auf Herdecker Gebiet gelangen.
Dort freuen sich Gästeführer auf interessierte Besucher. Rund 30 Mitglieder (darunter ehemalige RWE-Werksanghörige, jüngere Leute wie Studenten oder historisch Interessierte) gehören zu der Gruppe, die entsprechende Schulungen hinter sich gebracht hat. Anne-Marie Proriol ist eine von ihnen. „Ein wenig schade, dass zum Start bisher nur wenige den Weg zu uns finden“, sagte sie nun am Samstagnachmittag. „Aber wir wissen auch, dass es in den anderen Industriedenkmälern ähnlich ist. Das wird schon wieder“, ist Proriol optimistisch.
Auch Hunde zugelassen
Gab es zu Spitzenzeiten vor dem Corona-Shutdown Besuchergruppen von mehr als 30 Personen, fanden jetzt zur Wiedereröffnung nur vereinzelt Besucher den Weg ins Koepchenwerk. Kaja Bahrenberg und Claus Bensch allerdings hatten sich aus dem Dortmunder Süden auf den Weg gemacht, das Werk zu besichtigen. Gemeinsam mit ihrem Hund genossen sie als einzige Besucher um 13 Uhr die Führung durch das Koepchenwerk. „Sehr beeindruckend und ausgesprochen interessant“, urteilte das Paar und war sich einig. „Auch unserem Hund hat die Führung gut gefallen“, sagte Kaja Bahrenberg. Hunde dürfen übrigens gerne an den Besichtigungen teilnehmen. „Vorausgesetzt sie sind friedlich und bleiben angeleint“, erklärt Proriol.
Denkmal des Monats und Dank an Bürger
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Koepchenwerk als Denkmal des Monats Februar ausgezeichnet.
„Außergewöhnliches Engagement der Öffentlichkeit sorgte dafür, dass dieses herausragende Zeugnis eines Kraftwerkbaus nicht abgerissen und in die Obhut der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur übergeben wurde“, so LWL-Denkmalpflegerin Claudia Reck.
Die letzte Führung an einem Wochenend-Tag beginnt immer um 16 Uhr, die maximale Teilnehmerzahl liegt bei zehn Personen. Weiter geht es übrigens am kommenden Donnerstag, 11. Juni, der Feiertag Fronleichnam bietet den passenden Anlass. Im Koepchenwerk gilt übrigens ebenso eine Maskenpflicht wie bekannte Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen.
Angesichts der veränderten Öffnungszeiten und Bedingungen läuft nun eine Testphase. Voraussichtlich im Juli will die Industriedenkmal-Stiftung entscheiden, wie es diesbezüglich weiter geht. „Wir glauben, dass wir am Koepchenwerk, dieser besonderen Landmarke, ein tolles Angebot geschaffen haben“, so Anna Gerhard. Wobei das Coronavirus weiteren Planungen erst einmal einen Riegel vorgeschoben habe.