Herdecke. Wie sauber sind Wetter und Herdecke? Das Team der technischen Betriebe Herdecke sammelt etwa 400 Zigarettenkippen täglich, nach Feiertagen mehr.
Achtlos weggeworfener Müll schadet der Umwelt und verschandelt das Stadtbild. Hat man den Müll vor der Nase, stört er das Wohlempfinden. Wir alle möchten in einer sauberen Stadt leben, deren Straßenzüge, Fußgängerzonen, Stadtgärten und Parks zum Verweilen einladen. Und eben diese Sauberkeit ist weder ein Wunder noch selbstverständlich.
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Die Sauberkeit und Ordnung, die wir als angenehm empfinden, hat ihre Gründe. Diese Gründe haben Gesichter, heißen in Herdecke zum Beispiel Richter oder Junker und verdienen ihren Lebensunterhalt damit, uns eben diese saubere Umgebung zu schaffen. Kaugummis, Kippen, Imbissverpackungen oder Kaffeebecher – häufig werden sie auf den Boden geworfen, anstatt sie in Müllbehältern zu entsorgen.
Aber nicht nur das entsorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Technischen Betriebe tagtäglich. Erbrochenes, menschliche Fäkalien und Drogenspritzen finden sich genauso wie Unterwäsche und Schmuck. „Eigentlich gibt es nichts, was ich hier noch nicht gefunden habe“, erzählt Janine Junker. „Es ist schon manchmal skurril, was die Leute hier so vergessen oder wegwerfen.“
400 Zigarettenkippen sammelt das Team täglich
Seit 2016 arbeitet die 28-jährige gelernte Automobil-Kauffrau bei den Technischen Betrieben in der Stadt Herdecke. „Persönlich ist ein großes Ziel, dass hier unten so wenig Kippen wie möglich liegen.“ erklärt Janine Junker. „Da ich selber Mutter bin, merkt man natürlich eher wie gerne kleine Kinder diese in die Hand nehmen und in den Mund stecken wollen.“ Schätzungsweise 400 Zigarettenkippen sammelt das Team täglich alleine von Wiesen, Wegen und aus Beeten, nach Feiertagen deutlich mehr.
Jürgen Richter, seit 1999 Gärtner bei den Technischen Betrieben der Stadt Herdecke, kümmert sich als Baumkontrolleur hauptsächlich um alles, was grünt und blüht, aber eben auch um Sauberkeit. Eine klare Grenze zwischen Müllbeseitigung und Grünflächenpflege gibt es nicht. „Wir sind universell einsetzbar“, erklärt Richter. „Morgens kümmern wir uns um den Müll, danach um die Grünflächen. Das, was wir dort an Müll noch finden, wird natürlich auch entsorgt.“
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Oft ist nicht klar, was der Einsatz der Technischen Betriebe bedeutet, da auf dem Weg zur Arbeit, beim Joggen oder Spazierengehen schon wieder alles sauber ist. „Bevor ich anfing, hier zu arbeiten, war mir das auch nicht bewusst“, erklärt Janine Junker. „Heute bitte ich mein Umfeld direkt, eine weggeworfene Kippe wieder aufzuheben, weil ich diejenige bin, die es morgen entsorgen muss.“ Damit traf sie anfänglich auch bei Freunden und Familie auf Unverständnis.
Kletterhaus als Toilette missbraucht
Hunde sind auf dem Gelände und dem Spielplatz am Bleichstein – auch angeleint – verboten. Das heißt aber dennoch nicht, dass Richter und Janke nicht trotzdem organische Hinterlassenschaften entsorgen müssen. Fast unglaublich, aber wahr, es gibt tatsächlich Menschen, die die Kletterhäuschen auf dem Spielplatz am Bleichstein als Toilette missbrauchen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Technischen Betriebe Herdecke müssen es entsorgen, ob es gefällt oder nicht. „Glücklicherweise kommt das nicht so häufig vor“, sagt Richter und schüttelt sich. „Da werden die Arme ganz lang, und die Schaufeln noch länger.“
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„Ich bin Gärtner mit Leib und Seele, ich liebe meinen Beruf. Dass ich dabei noch Müll entsorge, ist ok“, schwärmt der 56-Jährige. „Das Bleichsteingelände mit Spielplatz und Bolzplatz ist schon ein wenig unser Aushängeschild, das sollte auch immer tiptop sein.“ Gerade auf dem Freizeitgelände Bleichstein ist es nicht schwierig, einen Mülleimer zu finden. Alle paar Meter finden sich große Mülleimer die bereit wären, Imbissverpackungen, Flaschen, Dosen und Co. aufzunehmen. Würden die Technischen Betrieb Herdecke für drei Tage seine Tätigkeit einstellen, wäre Herdecke verwahrlost. Auf dem Freizeitgelände Am Bleichstein zum Beispiel hätte kein Bereich mehr Freizeitwert. Der Spielplatz wäre nicht mehr gefahrlos nutzbar, und auf der Wiese wäre Spielen und Sonnenbaden inmitten von Glasscherben ebenfalls kein Vergnügen.
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Noch bevor sich Freizeitbereiche und Innenstadt mit Menschen füllen, starten Junker und Richter. Je nach Schicht, zwischen 6 und 7 Uhr. Besen, Rechen, Zangen, Schaufeln, Laubbläser und unzählige Mülltüten bilden das Arbeitswerkzeug. Rund zwei Stunden später sind Wiesen, Wege, Beete, und Spielplatz wieder tip top. Leider nicht auf Dauer, morgen geht es wieder los.