Herdecke/Hagen/Dortmund. Nach Hangrutsch und Wegsperrung am Hengsteysee: Ein Betrieb aus Herdecke baut bis Mitte Juni eine provisorische Holzbrücke am Seeschlösschen.
Der Zeitplan steht. Radfahrer können die Luftpumpe ‘rausholen, Fußgänger und Jogger die Schuhe schnüren: Ab Mitte Juni können sie vor dem Seeschlösschen eine provisorische Holzbrücke passieren und dann wieder den heimischen Hengsteysee umrunden. Das verkündete nun die Stadt Herdecke bei einem Ortstermin vor der schönen Villa, hier auch als Niedernhof oder in Anlehnung an den Erbauer als Funckenburg bekannt. Dort hatten sich Teile einer Natursteinmauer gelöst, seit dem Hangrutsch Anfang Oktober ist dieser Abschnitt gesperrt.
Provisorium auf 15 Metern Länge
Auch Heiko Schützek schaute sich erneut die Schadensstelle an. Der Herdecker Zimmermeister, der seit 32 Jahren einen Betrieb im Appelsiepen leitet, hat bereits mit den Vorarbeiten und der Materialbestellung begonnen. Sein Auftrag: Über der abgesackten Uferbefestigung direkt vor dem Seeschlösschen sollen er und seine vier Angestellten einen schmalen Steg bauen. „Wir freuen uns, dass eine Herdecker Firma den Zuschlag erhalten hat“, sagte Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster und dachte auch an die Analysen der Ahlenberg Ingenieure. „Die Boden- und Standsicherheitsuntersuchungen der verbliebenen Mauer sowie die Planung der provisorischen Holzkonstruktion inklusive Ausschreibung haben uns sehr viel Zeit gekostet.“
Da dort laut Andreas Schliekorte von den Technischen Betrieben Herdecke (TBH) keine Stahlkonstruktion am Fels befestigt werden kann, fiel die Wahl auf eine Brücke aus Nadelholz. Weitere Details: Die künftige Behelfskonstruktion auf dem Asphalt ist 15 Meter lang. Die TBH legen dafür noch Rampen auf beiden Seiten an. Fahrradfahrer, das sollen bald auch entsprechende Schilder verdeutlichen, müssen absteigen und schieben. Auch Fußgänger sollen sich auf dem 1,10 Meter breiten Steg nicht begegnen. „Wir appellieren schon jetzt an die Vernunft der Nutzer. Auf der Brücke sind gegenseitige Rücksichtnahme und das Gewähren von Vorrang sehr wichtig“, so Schliepkorte als technischer Leiter der TBH.
Zusammensetzung mit kleinem Kran
Entscheidend bei dieser Spezialanfertigung: Um die Gewichte auszuhalten, braucht es zwei Hauptlastträger, in diesem Fall so genannte Leimbinder. „Die gesamte Konstruktion direkt über dem Loch ist vergleichsweise leicht und dürfte recht zügig zu montieren sein. Diese bedarf aber einer enormen Stabilität, damit sich dort nichts durchbiegt“, sagt Andreas Schliepkorte.
Heiko Schützek nickt. Der Fachmann von der gleichnamigen Holzbau-Firma in Ende habe diese Spezialverstrebungen aus Lärchenholz bereits bestellt und von einem verlässlichen Partner auch die Lieferzusage erhalten, so dass der Zimmerei-Betrieb Anfang Juni mit der Montage am Niedernhof beginnen will. „Wir platzieren das dann mit einem kleinen Kran.“
Natursteinstützmauer muss noch repariert werden
Die Stadt Herdecke ist vor dem Seeschlösschen für die Verkehrssicherheit auf dem Weg verantwortlich, nachdem dieser 1986 öffentlich gewidmet worden ist.
Die alte Natursteinstützmauer, von der ein Mittelstück absackte, hat die Maße 80x6,50 Meter. Die provisorische Holzbrücke befindet sich rund 40 Zentimeter über dem Asphalt, Rampen sollen den Zugang erleichtern. Die TBH sorgen dann auch für die Fertigstellung der Zuwegung.
Die Hausbesitzer des Seeschlösschens hatten (wie berichtet) beklagt, dass viele Passanten die Absperrungen ignorieren und sie „angepöbelt, bedroht und beleidigt“ würden.
Zu der Konstruktion, die an der Seite Spaziergängern ungefähr bis zur Höhe der Knie reicht, gehören auch noch zwei Stabgitterzäune als Absturzsicherung. Dieses Geländer rechts und links sei dann rund 1,20 Meter hoch. Weitere Zäune planen die TBH auch vor und hinter der Behelfsbrücke als eine Art Nadelöhr. Ziel: Fußgänger und Radfahrer sollen die Örtlichkeit nicht mehr umfahren bzw. hinter dem Privathaus passieren. Die Besitzer hoffen, dass nach der Freigabe der Brücke die Zeit der Grundstücksbetretungen inklusive Beschimpfungen und verbotener Ausweichrouten endet.
Der Bau der Behelfsbrücke kostet 17.300 Euro plus 2000 für die beiden Rampen. Die Voruntersuchungen schlugen mit 16.770 Euro zu Buche. Die Stadt Hagen beteiligt sich mit 7500 Euro. Vom Ruhrverband und von den Hauseigentümern kommt den Angaben zufolge kein Geld.
Gesamtkosten von 28.000 Euro
Wobei all dies wohlgemerkt nur eine Zwischenlösung darstellt, wie Andreas Schliepkorte betont: „Es bietet uns einen Zeitgewinn, um eine weitere Planung zur endgültigen Ertüchtigung der Mauer sorgfältig vorbereiten zu können.“
Zwischenzeitlich hat die Stadt Herdecke auch den zweiten Auftrag am Hengsteysee vergeben. Mitte März kippte – wie berichtet – zwischen dem Koepchenwerk und der Funckenburg ein Baum um, das wuchtige Wurzelwerk zerstörte zur Hälfte einen Abschnitt des Fuß- und Radwegs. Parallel zum Brückenbau soll die Reparatur auch dort bis Mitte Juni erfolgen. Die komplette Instandsetzung des Weges zwischen dem Seeschlösschen und RWE-Pumpspeicherkraftwerk kostet den Angaben zufolge rund 28.000 Euro.