Wetter. Ein Liebespaar mit ganz verhüllten Gesichtern – das Kunstwerk von René Magritte wurde in Wetter in Stein gemeißelt.

René Magritte hat verrückte Dinge gemalt. Pfeifen, die keine sind. Blätter so groß wie Bäume. Oder ein Liebespaar mit ganz und gar verhüllten Gesichtern. Diesen Liebenden hat Marina Rechlin jetzt zwar nicht die Maske abgezogen. Aber durch die Auszubildende ist aus dem flächigen Bild ein ertastbares Geschehen geworden.

Seit Herbst in Ausbildung

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Für den Steinbildhauer-Kollegen Lukas Haltaufderheide bot sich bei so viel Verhüllung der Titel für das Relief an: Nun sucht die „Liebe in Zeiten von Corona“ einen Käufer. Wer 1000 Euro für den umgearbeiteten Sockel eines Grabmals zahlt, spendet damit für Menschen, die unter der Corona-Krise leiden. Das verspricht Timothy Vincent, Chef der Steinbildhauerei im Schöntal, wo die Liebesszene im Schotter steht.

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21 Jahre alt ist Marina Rechlin. Erst hat die Hagenerin im Schöntal ein Praktikum gemacht. Seit letztem Herbst ist sie bei Timothy Vincent in der Ausbildung. Zunächst wurden für das Relief Kunstbücher gewälzt, dann ist sie im Internet auf Motivsuche gegangen. Bis Marina Rechlin „Die Liebenden“ von René Magritte unter die Augen gekommen sind. Auf der Größe eines Briefbogens hat sie die Szene gemalt und dann auf das Format des Steins vergrößert. 80 mal 60 Zentimeter misst er. Die Abmessungen eines Standardposters. Nur um einige Kilo schwerer.

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Aus dem zweidimensionalen Bild ist ein 3-D-Relief geworden. „Das ist es, was letztlich die Bildhauerei ausmacht“, sagt Timothy Vincent zur Entstehung der Szene in Stein. Von der glatten Platte ist zunächst einmal ein Rahmen für das Magritte-Motiv geblieben. In das harte Material getrieben hat Marina Rechlin den innigen Kuss der Liebenden. Und nur unten reckt sich der Rahmen hoch in einem kleinen Bogen – gestaltet zum Hals der Küssenden.

„Das ist Bentheimer Sandstein“, weiß der Chef und bedauert, dass dieser Stein nicht mehr abgebaut wird. Bei Restaurierungsarbeiten in Bochum ist die Platte übrig geblieben. Auch Lukas Haltaufderheide hat auf Bentheimer Sandstein zurück gegriffen, als er sein Gesellenstück fertigen wollte. „Die Intrige der Nofretete“ heißt es – und steht auf seinem Balkon.

Relief als Schwergewicht

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Ein Balkon kann am Ende auch der Aufstellungsort für die Liebenden in Zeiten von Corona sein. Dieser müsste allerdings schon ein Schwergewicht aushalten. Im Besitz von Marina Rechlin bleiben soll das Relief aber nicht. 1000 Euro Verkaufspreis seien vielleicht etwas vermessen, sagt Timothy Vincent. Aber in Zeiten von Corona hält er diesen doch für angemessen.

Das Geld geht an Menschen, denen die Krise stark zusetzt. Die wegen der Beschränkungen nicht arbeiten dürfen. Die sich Hilfe kaufen müssen für die Betreuung der Kinder. Das Trio hat viele Ideen, während es sich wieder an die Arbeit macht bei der (Um-)Gestaltung von Stein.