Herdecke. Langeweile kommt bei den Schülern der Musikschule Herdecke sicherlich nicht auf. Sie lernen weiter ihr Instrument, jetzt allerdings online.

Not macht erfinderisch. Das gilt besonders in Krisenzeiten. Wegen des Coronavirus muss die städtische Musikschule Herdecke ihre gewohnten Unterrichtsformen komplett umstellen. Stichwort Kontaktverbot. Moderne Kommunikationsformen ermöglichen es jedoch, dass die Kinder weiter unter Anleitung mit ihren Instrumenten üben können.

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Seit rund einer Woche hat auch die Musikschule Klarheit, dass sie geschlossen bleiben muss. Seither sitzt Leiterin Ulrike Dittmar-Dretzler überwiegend am Telefon. Und organisiert. Informiert. Debattiert. Wie soll der Betrieb weiter gehen, was muss ausfallen, welche Alternative bietet sich? Die schlechte Nachricht: Gruppenunterricht ist tabu, Konzerte sind abgesagt, natürlich auch JeKits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) in den Grundschulen.

Die gute Nachricht: Vor allem das Internet bietet Lösungen für die 23 Lehrer und die Kinder. „Wir haben ein wendiges und kreatives Kollegium. Mit dem haben wir besprochen, dass nach entsprechendem Kontakt zu den Eltern der Einzelunterricht auch in Corona-Zeiten weiter gehen soll“, berichtet Dittmar-Dretzler. „Da nicht alle Kollegen über gute Internetverbindungen oder entsprechende Geräte bzw. Programme verfügen, haben wir uns mehrere Sachen überlegt.“

Verschiedene Lösungen

Lösung Nummer 1: Unterricht über Skype, also Internet-Telefonate. Dabei nutzen die Lehrer im Home Office meist ihren eigenen Computer. Variante 2: Handy-Gespräche mit Sichtkontakt über Facetime. „Beides funktioniert recht gut“, erzählt die Musikschul-Leiterin. Alternative 3: klassisches Telefonieren ohne Sichtkontakt. „Egal wie: Für die Lehrer ist das anstrengender als sonst, nach mehreren Unterrichtseinheiten hintereinander sind sie meist richtig platt.“ Zumal nicht überall eine stabile Internetleitung vorhanden und das direkte Agieren nebeneinander sonst deutlich schneller bzw. effektiver sei. „Mitunter kommen die Korrekturhinweise zeitversetzt an.“

Inhalte per Mail verschickt

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Zur Unterstützung verschicken Leitung und Lehrer auch Inhalte per Mail, etwa Noten und Arrangements (PDF), Audio-Formate wie MP3-Dateien, Videos oder Internet-Links. Zudem plant der übergeordnete Musikschul-Verband, eine Online-Plattform für den Unterricht einzurichten. Das könnte manches Problem lösen und beispielsweise in Sachen Klang mehr Professionalität bieten. „Nach und nach wollen wir jetzt versuchen, auch JeKits wieder miteinzubinden“, sagt Ulrike Dittmar-Dretzler, die kürzlich dazu Vertragsformulare mit entsprechenden Corona-Passagen verschickt hat. Sie hofft zudem, dass die städtische Einrichtung nach den Osterferien den abgesagten (Gruppen-)Unterricht nachholen kann. Bis dahin soll es auch eine Lösung für die musikalische Früherziehung geben, etwa Zusatzangebote oder Workshops.

Verständnis und Solidarität gefragt

Angesichts mancher Absage oder Einschränkung setzt Herdeckes Musikschule auch auf Verständnis sowie Solidarität in der Elternschaft. „Es gab bisher kaum negative Reaktionen. Die Lehrer erzählen mir meist von positivem Feedback mit Blick auf unsere Lösungen.“ Schließlich erhalten die Kinder in der schulfreien Zeit weiter Unterricht und seien durch die angeleiteten Übungen auch mal abgelenkt.

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Wobei die Leitung plus Sekretariat und die Stadt weitere Antworten etwa zu Verträgen oder Gebühren besprechen wollen. Und Informationen mit unverbindlichem Charakter an Eltern verschicken. „Wir müssen ja auch an den Datenschutz denken“, so Ulrike Dittmar-Dretzler. „Wir wollen jetzt aber erst einmal die Übergangszeit gut meistern und die Lösungen weiter verbessern. Das ist anstrengender als sonst, da wir oft Neuland betreten.“

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