Wetter. Den Weihnachtsbaum selbst schlagen: Das kann ja nicht so schwer sein. Das dachte sich auch Redaktionsmitarbeiter Joel Klaas und machte den Test.

Für mich war es gewissermaßen die Rückkehr zu den Wurzeln. Schon als Kind besorgten meine Eltern ihren Weihnachtsbaum in jedem Jahr vom Hof Hinnebecke. Bis heute ist das so. Ich erinnere mich gerne an Baumkäufe zurück, die sofort mit einer Petterson & Findus-Lesung im Stall auf Heuballen verbunden wurden. Heute war der Anlass meines Besuches aber ein anderer: Eigenhändig sollte ich mit einer Säge einen Weihnachtsbaum fällen – nicht irgendeinen, sondern den für die Redaktion. Doch das sollte sich schwierig gestalten. Nach der herzlichen Begrüßung von Hofchefin Iris Reschop musterte sie mich von oben bis nach unten. Und fragte überrascht: „So willst du also einen Weihnachtsbaum fällen?“

Arbeitskleidung wäre besser

Professionelle Hilfe von dem Mann mit der Motorsäge. Joel Klaas ist begeistert. 
Professionelle Hilfe von dem Mann mit der Motorsäge. Joel Klaas ist begeistert.  © WP | Yvonne Held

Ich war verunsichert, wusste ich doch nicht so richtig, was auf mich zukommen würde. Reschop suchte nach einer Arbeitshose für mich, fand auf die Schnelle jedoch keine. Meine Kleidungswahl mit Jeans, Pullover und normaler Winterjacke sollte sich später nämlich als die falsche herausstellen. Nachdem mich Reschop mit Arbeitshandschuhen und einer Säge ausgestattet hatte, ging es dann als auf das Feld, wo hunderte Weihnachtsbäume standen. Dort den Überblick zu behalten, fiel mir doch schwer. Ich fragte mich: Wie muss so ein Weihnachtsbaum denn überhaupt aussehen? Klar war mir zu diesem Zeitpunkt nur: Krumm darf er nicht sein.

Die Baum-Expertin klärte mich also über das Grundlegende auf: Er muss „untenrum schön in die Breite gehen, und um die Spitze herum darf er nicht zu wenig Äste haben.“ So machte ich mich also auf die Suche nach dem perfekten Baum. Bis ich mir einen Blick für die Ästhetik eines solchen Baumes erarbeitet hatte, musste ich mir schon ein paar genauer anschauen. Irgendwann fing ich dann an zu erkennen, welcher schöner und welcher nicht so schön war.

Nach kurzer Begutachtungsrunde ging ich nach dem Ausschlussverfahren vor und merkte mir meine Favoriten. Ich hatte versucht, auf alle Kriterien zu achten und holte mir sogar von der erfahrenen Forstwirtin ein Lob ab: „Der gefällt mir auch sehr gut“, sagt sie nach meiner finalen Entscheidungsfindung.

Mühseliger als erwartet

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So ging es dann also zu Werke: Ich setzte die Säge und und versuchte, mich durch den dicken Stamm zu kämpfen. Nach kurzer Zeit musste ich jedoch feststellen: Das läuft hier doch deutlich mühseliger als erwartet. Die ersten paar Zentimeter gingen noch wie aus einem Guss, danach musste ich jedoch erschöpfungsbedingt die Säge kurz bei Seite legen. Vielleicht war der Mittagsschmaus zuvor doch nicht so ganz die richtige Entscheidung gewesen. Als ich das Gerät dann wieder ansetzte, wollte überhaupt nichts mehr klappen. Die Säge verkantete sich bei jedem Zug oder Schub, es wurde ein reiner Kampf mit dem Baum. Iris Reschop warf einen fachkundigen Blick auf mein Schaffen und wusste sofort, wo der Fehler lag: „Du hättest nicht absetzen dürfen. Jetzt hast du einen anderen Winkel angesetzt, deshalb verkantet sich das Sägeblatt ständig“, erklärte sie.

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Mein Frust war groß, war ich zu diesem Zeitpunkt doch schon so weit gekommen. Fast bis zu Hälfte des

Ein skeptischer Blick auf die unterschiedlichen Sägeversuche. Halb durch war er schon.
Ein skeptischer Blick auf die unterschiedlichen Sägeversuche. Halb durch war er schon. © Yvonne Held

Stammes hatte ich mich nach zehn Minuten des Sägens vorgearbeitet, als Reschop den Ratschlag gab: „Wir müssen einen neuen Schnitt ansetzen.“ Nach letzten Bemühungen und einer mittlerweile dreckigen Hose und nassen Jacke hatte die Forstwirtin dann ein Einsehen: „Ich denke, wir holen mal die Kettensäge“, sagte sie und lachte. Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich froh um die mechanische Hilfe, denn das Sägen war extrem kräftezehrend und anstrengend auf dem rutschigen Boden des Feldes. Als die rettende Motorsäge dann endlich kam, war ich erleichtert. Ein kurzer Schnitt – und der Baum war gefällt.

Diplomatischer Aufmunterungsversuch

Zwar war ich ein bisschen enttäuscht darüber, dass ich es nicht selbst geschafft hatte, den Baum abzusägen, aber Iris Reschop versuchte, mich aufzumuntern: „Für das erste Mal Weihnachtsbaum-Schlagen hast du dich gar nicht so schlecht angestellt.“

Mein Fazit lautet: In Zukunft würde ich meinen Weihnachtsbaum wohl lieber bereits geschlagen in einem Netz kaufen. Für eine Aktion mit der ganzen Familie ist das Selbst-Schlagen eines Weihnachtsbaumes aber mit großer Sicherheit eine sehr schöne Gelegenheit, das Weihnachtsfest gebührend einzuläuten. Und: Wenn man es geschafft hat, kann man wohl zu Recht stolz darauf sein, zu Hause einen selbst gefällten Baum stehen zu haben.

Seit einigen Jahren bietet unsere Zeitung gemeinsam mit dem Hof Hinnebecke an der Schwelmer Straße eine Weihnachtsbaum-Schlagaktion an. Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit. Von 11 bis 17 Uhr können Leser sich einen kostenlosen Glühwein oder Punsch auf dem Hof Hinnebecke abholen. Zusätzlich gibt es bei Vorlage des Coupons fünf Euro Rabatt in der Zeit vom heutigen 5. bis zum 12. Dezember auf den geschlagenen Weihnachtsbaum. Außerdem wird auch der Weihnachtsmann wieder auf dem Hof zu Gast sein. Mit ihm können die Kinder – aber natürlich auch mutige Erwachsene – Fotos als Andenken vom Baumschlagen schießen lassen und direkt mit nach Hause nehmen.