Wetter. Martin Treichel ist seit dem Frühjahr neuer Vorsitzender des mobilen Hospizes Wetter. Im Interview verrät er, warum er sich dazu entschieden hat.
Sterben, das müssen wir alle. Aber wenn es soweit ist, sind wir froh, wenn jemand bei uns ist. 2011 hat sich deshalb das mobile Hospiz in Wetter gegründet. Die Mitglieder begleiten schwerkranke und sterbende Menschen auf ihrer letzten Reise. Darüber hinaus unterstützen sie die Angehörigen. Sie helfen bei der Regelung persönlicher Angelegenheiten, informieren über palliative Versorgungsmethoden, vermitteln Trauergruppen und vieles mehr.
Im Frühjahr drohte dem Verein mangels Vorstand das Aus. Doch dann bewarb sich Martin Treichel um den Posten des Vorsitzenden. In unserem Interview der Woche spricht er über das Thema Tod und darüber, was der neue Vorstand in Zukunft anpacken möchte.
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Warum haben Sie sich für den Vorsitz beworben?
Martin Treichel: Weil ich gedacht habe: Ein Verein, der sich nicht-kommerziell und weitgehend ehrenamtlich mit dem Thema „Sterben“ beschäftigt, darf nicht sterben. Und weil sich andere gefunden haben, die mit mir zusammen den Verein leiten.
Wie nimmt die Bevölkerung den Verein wahr?
Wie der Verein von außen gesehen wird, das weiß ich gar nicht. Aber ich kann sagen, wie wir wahrgenommen werden wollen: als ein Verein, der das Thema „Sterben und Tod“ in der Stadt Wetter am Leben hält. Und der dazu mithilft, dass Menschen friedlich, getröstet und gestärkt aus diesem Leben gehen können.
Als Pfarrer und Vorsitzender des mobilen Hospizes haben Sie viel mit dem Thema Tod zu tun – wie gehen Sie damit um?
Im Zusammenhang mit Beerdigungen habe ich häufig sehr beeindruckende Erfahrungen gemacht. Wer in einem Haus zu Gast ist, in dem gerade jemand stirbt oder verstorben ist, der erfährt vieles über das Leben und dem wird viel anvertraut. Und es wird weniger gelogen oder beschönigt, als man gemeinhin annimmt.
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Mit Ihrem Antritt haben Sie den Wunsch geäußert, wieder verstärkt Sterbebegleiter auszubilden und zu vermitteln. Wie ist da der Stand der Dinge?
Wir suchen hier noch nach dem passenden Konzept. Als neuer Vorstand haben wir uns vor kurzem mit den Menschen getroffen, die vor einigen Jahren durch die beiden Ausbildungskurse des Mobilen Hospiz Wetter gegangen sind und haben wertvolle Eindrücke mitgenommen. Über den Winter werden wir ein über neues Konzept für die Sterbebegleitung beraten.
Der Verein hat auch zu Veranstaltungen eingeladen, wo den Themen Tod und Sterben humorvoll begegnet wird. Warum ist eine solche Perspektive auf den Tod wichtig und ist hier Weiteres geplant?
Weil der Tod mitten in das Leben gehört! Und weil uns damit deutlich werden kann, wie wertvoll die Zeit ist, die wir zum Leben haben. Wenn wir uns vorstellen, wir seien unsterblich – das ist doch im Grunde furchtbar. Das will doch niemand wirklich erleben. Wenn wir den Tod auslachen und über das Sterben Witze machen können, dann haben Tod und Sterben keine letzte Macht über uns.
Haben Sie noch andere Ideen, die Sie angehen möchten?
Wie gesagt: Der neue Vorstand braucht noch etwas Orientierungs- und Anlaufzeit. Grundsätzlich ist es uns ein Anliegen, unser Thema breit in der Bevölkerung zu verankern. Dazu wollen wir neu auf die Gemeinden und religiösen Gemeinschaften in Wetter zugehen. Und vielleicht auch auf Schulen. „Hospiz macht Schule“ lautet ein Programm, das in anderen Städten bereits mit Erfolg erprobt ist.
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Wie ist der Verein aktuell in Sachen Hospizhelfer aufgestellt? Wo brauchen Sie noch Unterstützung?
Wir sind in der Lage, die aktuellen Anfragen in Sachen Sterbebegleitung zu erfüllen. Insgesamt kann der Verein aber sicherlich mehr aktive Menschen gut gebrauchen. Oder auch Menschen, die den Verein durch ihre Mitgliedschaft unterstützen. Mitglied werden ist ganz einfach und kostet nur 60 Euro im Jahr. Niemand, der Vereinsmitglied ist, verpflichtet sich damit gleich zur Sterbebegleitung. Aber er oder sie setzt ein Zeichen, dieses wichtige Thema in dieser Stadt lebendig zu halten.