Wetter/Herdecke. Ein Querschnitt durch die Vereinswelt in Wetter und Herdecke zeigt: Vereinsheime und Clubhäuser können eine Alternative zur Kneipe sein.
So gut wie jeder Sportverein hat ein Vereinsheim. Dort werden nicht nur Versammlungen abgehalten, sondern auch Feste gefeiert oder nach dem Training ein, zwei Bier getrunken. Manche sind sogar verpachtet und laufen als öffentlicher Gastronomiebetrieb. Wir haben bei den Vereinen nachgefragt, wie viel Kneipe in ihren Vereinsheimen und Clubhäusern steckt.
„Nach dem Training und sonntags nach dem Spiel sind wir in die Kneipe gegangen“, erzählt Georg Leber (60), der viele Jahre beim SuS Volmarstein gespielt hat. Anfang der 1990er-Jahre wurde das Vereinsheim gebaut. Heute treffen sich die Sportler dort „statt noch irgendwo hinzufahren“, sagt der Vorsitzende Rafael Garcia.
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Es sei jedoch mehr ein Jugendtreff für die Fußballer und seit diesem Jahr auch Sportstätte für die neu eingetragene Dart-Abteilung. Zwar gebe es eine Theke, doch sei der Zapfhahn nicht regelmäßig in Betrieb. „Das ist keine Kneipe, sondern ein Rückzugsort und Treffpunkt für Sportler, Eltern, Gäste und Freundes des Vereins“, erklärt Garcia.
Gastronomie im Sportlertreff in Ende
Der Verein hat eine Lizenz für den Bezahl-Sender Sky, um zum Beispiel Bundesliga- und Europapokal-Spiele zu zeigen, aber: „Wir stellen uns die Frage, ob wir den Vertrag verlängern sollen. Es wird kaum genutzt und da können wir uns die Kosten auch sparen“, so der Vorsitzende.
Im Vereinsheim des TSV Herdecke gibt es gar keinen Fernseher. Ohnehin seien alle Räumlichkeiten „für den Sportbetrieb und nicht zur Geselligkeit“, sagt Nicole Selent. „Zum Trinken gehen die Sportler woanders hin.“
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Beim TuS Ende sieht es ähnlich aus: „In den 80er-Jahren war das noch anders. Da war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich die Sportler in unserem Sportlertreff noch zusammengesetzt haben“, blickt Michael Schumacher zurück. Der Treff ist schon seit einigen Jahren an einen Gastronomen verpachtet. Sportler halten sich hier eher selten auf: „Unser Pächter lebt hauptsächlich von Vermietungen an Externe.“
TGH Wetter selten im eigenen Vereinsheim
Auch das Vereinsheim des TGH Wetter auf dem Harkortberg ist verpachtet und – wie das Bootshaus des Ruderclubs Mark – ein öffentliches Lokal. Allerdings werde hier weniger gegessen als dass Feierlichkeiten stattfinden. Es werde aber von den Sportlern gut genutzt, so Michael Stiemert vom Vorstand. Sowohl Leichtathleten, Turner und die Judo-Abteilung treffen sich hier regelmäßig. Letztere sei zu Gründungszeiten noch in die „Eiche“ gegangen.
Das Clubhaus der Sportgemeinschaft Demag Wetter ist hingegen keine öffentliche Kneipe. „Die Sportler, die regelmäßig kommen, trinken ihr Bier hier“, sagt Pressesprecher Günter Lehn. Einen Zapfhahn gibt es nicht, die Sportler versorgen sich mit Getränken aus dem Kühlschrank. Zwar werde das Haus auch vermietet, „aber im Normalfall sind das Mitglieder, die privat feiern“.
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Neuer Treffpunkt in Wengern
Der TuS Wengern hat Anfang dieses Jahres die untere Etage der alten Dorfschule in Wengern bezogen. Hier soll ein „Treffpunkt“ entstehen bzw. ist er schon zum großen Teil entstanden. „Es gibt nichts mehr, um sich mit mehreren Personen zu treffen und ein Bierchen zu trinken“, schildert der Vorsitzende Helge Heisters das Problem im Ort und die Motivation für das Projekt.
In dem Raum findet kein klassischer Kneipenbetrieb statt, aber Gäste bekommen Flaschenbier und in der Küche können Kleinigkeiten zubereitet werden. Für Feierlichkeiten stellt der Verein eine Bedienung, über Personal wird nachgedacht. „Wir haben noch viele Dinge im Kopf, die nach und nach angestoßen werden sollen“, so Heisters.
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Ein frisch gezapftes Bierchen an der Theke trinken, das können auch die Mitglieder des TuS Esborn in ihrem Sportlerheim. Die Dart-Abteilung hat hier einen eigenen Raum zum Trainieren und ein Sparclub trifft sich regelmäßig zum Stammtisch. Neben „Dieter’s Dehle“, die nur einmal im Monat geöffnet hat, ist es quasi Esborns letzte Kneipe.
Ersatz für die Kneipe
Eine Theke mit Zapfhahn, eine Küche, einen Gastraum sowie einen Saal darf der Ruderclub Herdecke in seinem Bootshaus an der Ruhr sein eigen nennen. „Es ist definitiv ein Ersatz für eine Kneipe“, sagt Vorstandsmitglied Sarah Braun zur Bedeutung des heutigen Bootshauses. So macht zum Beispiel Gerhild Jürgens (76) jeden Sonntagvormittag ab 11 Uhr die Theke. Und am ersten Freitag im Monat trifft sich der Stammtisch. „Wir haben außerdem das Herbstfest, den Nikolauslauf, Osterfeuer sowie die Theke an Heiligabend und Neujahr“, zählt Jürgens auf. Die 76-Jährige kümmert sich auch um die Saalvermietung für private Feierlichkeiten.
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Das Vereinsheim des SC Wengern befindet sich noch im Ausbau. Feststeht aber, dass es „keine allgemein zugängliche Gaststätte“ werden soll, teilt Lars Johannson mit. Es diene hauptsächlich als Aufenthaltsort für Sportler und Zuschauer sowie als Treffpunkt für Besprechungen. Die Installation eines Fernsehers sei geplant, aber „ob wir tatsächlich Fußball über Sender wie Sky gucken werden, wird noch diskutiert“.