Herdecke. Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke möchte den Bürger klarmachen, dass sich Schulmedizin und anthroposophische Therapien nicht ausschließen.
Das Gemeinschaftskrankenhaus ist bekannt für seine anthroposophische Expertise. Doch seit einigen Jahren arbeitet die Institution daran, dass die Bürger Herdecke auch als hochmodernen schulmedizinischen Standort wahrnehmen. Dabei gehe es nicht um einen Imagewechsel, betont Geschäftsführer Christian Klodwig. Vielmehr wolle man deutlich machen, dass die Schulmedizin die Basis der anthroposophischen Medizin ist.
Mit dem neuen Leitenden Arzt der Abteilung Innere Medizin, Dr. med. Jakob Gruber, geht das Krankenhaus nun einen weiteren Schritt in diese Richtung. „Wir wollen die Akut-Medizin für die regionale Versorgung der Bevölkerung gewährleisten und auf ein hohes medizinisches Niveau bringen. Gleichzeitig soll unser integratives Therapiekonzept überregional sichtbar werden, so dass wir dafür stehen, bundesweit eine erweiterte Medizin anzubieten“, formuliert der 54-Jährige das Ziel.
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Integrativ meint, dass die konventionellen Behandlungsmethoden um anthroposophische Therapien erweitert werden. Ein Beispiel: Im Rahmen der Krebs-Behandlung bietet das Gemeinschaftskrankenhaus begleitend zur Chemotherapie die Misteltherapie als komplementäres Verfahren an. Letztere ersetzt nicht die Chemo, sondern soll die Nebenwirkungen mindern und somit die Lebensqualität verbessern.
Hohe Zufriedenheit von Patienten und Ärzten
Im Juni dieses Jahres hat das GKH das Zertifikat „Deutschlands beste Krankenhäuser“ vom F.A.Z.-Institut erhalten. Vergabekriterien sind u.a. die Qualitätsberichte der Krankenhäuser sowie Patientenbewertungen.
Bei einer Umfrage der unabhängigen Organisation Treatfair zur Arbeitszufriedenheit von Ärzten in Krankenhäusern landete die Fachabteilung Innere Medizin des GKH in diesem Jahr auf Platz 19 von 100.
Das anthroposophische Konzept wird oft missverstanden
„Wir sind in der Vergangenheit oft missverstanden worden. Viele verwechseln integrativ mit alternativ, und da sind wir ruckzuck in der Esoterik, und das sind wir nicht“, erklärt Christian Klodwig das Problem. Er räumt aber auch Fehler seitens des Krankenhauses ein: „Es ist uns nicht immer ausreichend gelungen, deutlicher zu transportieren, dass Patienten bei uns im Minimum eine qualitativ hochwertige schulmedizinische Versorgung erwarten können.“
Da die Innere Medizin in jedem Krankenhaus „eine Art ,Mitte’“ bilde, um die sich die anderen Abteilungen innerhalb des integrativen Behandlungskonzeptes ranken, sei es hier „besonders wichtig“, die akutmedizinischen Kompetenzen „spürbar und sichtbar“ zu machen. So arbeitet Dr. Jakob Gruber zum Beispiel daran, „eine integrative Kardiologie und fächerübergreifende Akut-Medizin zu entwickeln“.
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GKH möchte weiteren Arzt für die Innere Medizin gewinnen
Konkret bedeutet das, „Kardiologie und Akut-Medizin wie alle im Krankenhaus zu betreiben, aber zusätzlich besondere Therapieformen der anthroposophischen Medizin wie eine spezielle Medikamententherapie, Physio- und Ergotherapie, Ernährungstherapie, Mal- und Bewegungstherapie in den routine-klinischen Alltag zu integrieren“.
Dafür möchte er die niedergelassenen Kooperationspartner in Fort- und Weiterbildungen einbeziehen und die Zusammenarbeit mit der Universität Witten/Herdecke stärken. Seitens der Geschäftsführung sind zudem Investitionen zur Verbesserung der Akut-Medizin geplant: „Wir werden die Kardiologie in den nächsten ein bis zwei Jahren personell ausbauen. Dabei geht es uns insbesondere darum, mindestens einen kardiologisch-interventionell versierten Facharzt hinzuzugewinnen“, so Christian Klodwig.
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Darüber hinaus soll auch das Profil innerhalb der anderen bestehenden Fachabteilungen geschärft werden. In der Chirurgie hat das Krankenhaus bereits personell aufgestockt.
Teamwork zwischen Ärzten, Krankenschwestern und Therapeuten
Das teamorientierte und interdisziplinäre Zusammenarbeiten von Abteilungen, Ärzten, Pflegern, Krankenschwestern und Therapeuten ist eine Sache, die Dr. Jakob Gruber in Herdecke schätzt: „Im Vergleich zu anderen Krankenhäusern, die ich kennenlernen durfte, funktioniert das hier sehr gut.“
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Gruber hat bereits nach seinem Studium und seiner Fachweiterbildung als Assistenzarzt im GKH gearbeitet. Nach drei Jahren am Herzzentrum in Wuppertal kam der gebürtige Oberbayer 2004 als Facharzt für Innere Medizin zurück. Er setzte sich in einem bundesweiten Bewerbungsverfahren durch und ist seit dem 1. September dieses Jahres Leitender Arzt der Abteilung. Und er ist sicher: „Es brechen neue Zeiten an.“