Herdecke. Nach Jahrzehnten stand nun wieder ein Besucher-Tag am Koepchenwerk in Herdecke auf dem Programm. Es kamen ca. 1300 Interessierte zum Hengsteysee.

D, MG, GE, DU, K, RS, RE. Bereits die Kennzeichen der geparkten Fahrzeuge machten deutlich, dass einige Besucher einen längeren Weg auf sich genommen hatten, um den Sonntag dazu zu nutzen, erstmals nach Jahrzehnten Einblicke in das Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke zu bekommen.

Am Tag des offenen Denkmals war das alte Pumpspeicherkraftwerk dank der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur (Eigentümerin) wieder für Besucher zugänglich. In der Maschinenhalle konnten Gäste große Turbinen, Generatoren und Pumpen der 1920er Jahre bestaunen. Für eine angenehme musikalische Untermalung sorgten im Auftrag der Dörken-Stiftung Marie Daniels (Gesang) und Max Blumentrath (Piano).

Für die Fragen der rund 1300 Besucher standen mehrere von der Stiftung ausgebildete Gästeführer zur Verfügung. Einer von ihnen: Klaus-Dieter Rump. Er zeigte sich sehr begeistert von dem Tag und freute sich über den großen Andrang in der Halle. Nach umfangreicher Einführung in sämtliche Themen rund um das Werk und einer anschließenden Prüfung war Rump von der Stiftung im Vorfeld auf die Fragen der Interessierten vorbereitet worden. Oft wollten Besucher wissen: Wie hoch ist das Fassungsvermögen des Speicherbeckens? „1,6 Millionen Kubikmeter.“ Darauf, wie lange das Wasser durch die vier Pumpen vom See bis ganz nach oben brauche, entgegnete Rump immer: „acht Stunden.“ Die Aufgabe mache ihm sehr viel Spaß, so Rump. Er habe sich schon immer für Industriemuseen interessiert.

Das ist die Industriedenkmal-Stiftung

Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 gegründet und setzt sich für den Erhalt von hochrangigen Industriedenkmalen ein.

Ziel ist es, die Denkmale vor einem Abriss zu bewahren, wissenschaftlich zu erforschen und öffentlich zugänglich zu machen. Mittlerweile zählen Industriedenkmale an 14 Standorten in NRW zum Bestand der Stiftung, darunter auch das Koepchenwerk.

Das geht auch Claas Planitzer und Andreas Düllmann so. Für die beiden Hobbyfotografen aus Duisburg und Mühlheim bot das Koepchenwerk eine große Auswahl an Motiven. In aller Ruhe brachten die beiden Männer ihre Stative in immer wieder neue Positionen. Mit einem Blick fürs Ganze oder für einzelne Details ließen sie ihre Kameras schnurren.

Während Düllmanns Augenmerk auf dem Kontrast von Licht und Farbe liegt, hat sich Planitzer überwiegend der Schwarz-Weiß-Fotografie verschrieben. An dem Tag kam bei ihm meist das Weitwinkelobjektiv zum Einsatz. Die Motive käme später in Schwarz-weiß sehr schön ‘rüber, erklärte er. Der Tag des offenen Denkmals sei für das Duo schon öfter eine hervorragende Gelegenheit für gute Bilder gewesen. Und das über die Grenzen Deutschlands hinaus. Was den Tag im Koepchenwerk betraf, waren sich die Freunde und Kollegen einig: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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Für einen ehemaligen Mitarbeiter des RWE-Werkes, der nicht namentlich genannt werden möchte, war der Tag eine Reise in die berufliche Vergangenheit. Mehr als 20 Jahre sei er in dem Werk tätig gewesen. Er erinnere sich noch genau an die Abläufe: Um in den Pumpenbetrieb zu kommen, müsste die Turbine angefahren werden. Weil die Maschine aber über dem Wasserspiegel des Sees stehe, müsste die Turbine zunächst mit Wasser befüllt werden. Durch das Öffnen des Leitapparates würde die Turbine auf Drehzahl – 300 Umdrehungen pro Minute – gebracht. Nach einigen weiteren Schritten entstehe in der Pumpenspirale (Gehäuse) ein Vakuum, was das Wasser aus dem See in die Pumpe bringe. Der Motorgenerator fungiere dann als Motor und über den geöffneten Leitapparat der Pumpe beginne schließlich die Förderung des Wassers ins Speicherbecken.

Ab dem 15. September gibt es regelmäßige Führungen (an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat, 14 Uhr).