Wetter. 278 Stellen werden bis Ende 2020 abgebaut, aber weiter keine betriebsbedingten Kündigungen: Bei der Demag in Wetter gibt es neue Vereinbarungen.
Unruhe im Herbst 2018: Bei der Demag in Wetter könnten 400 Stellen wegfallen, hieß es damals. Kurz darauf folgte die Einigung auf einen Zukunftstarifvertrag. Und die Bekanntgabe, dass es bis Ende 2019 keine betriebsbedingten Kündigungen für „Demagogen“ geben soll. Diese Vereinbarung haben Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite nun bis November 2020 verlängert, wie es am Freitag in einer Mitteilung hieß. Im August des kommenden Jahres werden sich beide Parteien wieder zusammensetzen, um zu prüfen, ob weitere Maßnahmen nötig sind.
Konkret heißt das: Bei einem derzeitigen Personalstand von ca. 1300 Mitarbeitern ist ein Abbau von 278 Stellen bis Ende 2020 vereinbart. Wie im Zukunftstarifvertrag festgelegt, werde die Mindestzahl von 1001 Angestellten somit überschritten. Die gute Nachricht: Für alle der vom Personalabbau betroffenen Bereiche sind Interessenausgleiche geschlossen worden. Dann hieß es gestern noch: Die Logistik-Abteilung werde nicht wie geplant in vollem Umfang ausgegliedert (Outsourcing), ein Teil bleibe im Werk.
Sozialverträgliche Umsetzung
„Ich danke allen Beteiligten, dass sie konstruktiv an diesem Prozess mitgewirkt haben. So konnten wir den nötigen Stellenabbau sozialverträglich durchführen“, sagt Carolin Paulus, Geschäftsführerin von Demag Cranes Components (DCC). „Das ist auch für die verbleibende Anzahl der Maßnahmen unser Ziel.“
Bislang konnte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge Personal über ein freiwilliges Vorruhestandsprogramm mit Übergang in die Rente sozialverträglich abbauen. Die Verantwortlichen prüfen demnach weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel einen Ringtausch zwischen den einzelnen Abteilungen oder innerhalb der Gruppe in Deutschland.
Die Umstrukturierungen im Werk an der Ruhrstraße gehören zum Zukunftsprojekt „#Wetter 2020“. Mit diesem Projekt soll der Standort an der Ruhrstraße für die zukünftige Ausrichtung der Konecranes-Gruppe fit gemacht werden. Carolin Paulus: „Unser Ziel ist es mittel- und langfristig, in den Zukunftsfeldern unserer Industrie zu wachsen.“
„Erster Durchbruch“
Der Demag-Betriebsrat bewertet die Zusage, vorerst weiter auf betriebsbedingten Kündigungen zu verzichten, als einen „ersten Durchbruch“, wie Ivonne Eisenblätter nach der gestrigen Info-Veranstaltung sagte. Die Verhandlungen über den Stellenabbau während der Aktionen zum 200-Jahr-Jubiläum stufte die Betriebsrätin „als schwierige Zeit für alle“ ein. Mit einer guten Teamleistung habe die Arbeitnehmerseite aber viele ihrer Ziele erreicht. „Wir sind derzeit zufrieden und froh über das Ergebnis. Zugleich wissen wir, dass wir noch einen Weg vor uns haben. Zudem müssen wir sehen, wie wir Prozesse im Werk mit fehlenden Mitarbeitern umsetzen können.“
Auch erfreuliche Zukunftsperspektiven
Wie berichtet, werden im Demag-Werk in Wetter neben den bestehenden Produktreihen nun auch die neuen elektrischen Kettenzüge gefertigt. Im Forschungslabor (Research Factory) widmet sich das Unternehmen mit Partnern den Themen Digitalisierung und Industrie 4.0. Zudem ist der Standort Knotenpunkt für das Ersatzteilmanagement von allen Marken der Konecranes-Gruppe.
Zum 1. Juli hat Konecranes die Service-Sparte der Demag integriert und 330 Mitarbeiter (ca. 100 bleiben am Standort Wetter) mit einem Haustarif ausgestattet.
Vor dem Hintergrund von Einspar- und Syniergieabsichten kamen beim Betriebsrat zusätzliche Sorgen auf, da sich krisenhafte Anzeichen in Deutschland verstärken und manche Betriebe im Umkreis bereits Kurzarbeit anordneten. „Doch zum Glück hat bei uns die Arbeitnehmerseite ihr Wort gehalten“, so Eisenblätter. Sie hofft mit ihren Kollegen, dass junge „Demagogen“ 2020 entfristete Verträge unterschreiben können. Nach ihrer Ausbildung hatten zuletzt viele eine zeitlich befristete Einstellung erhalten, während vor allem rentennahen Jahrgängen über den 2017 ausgehandelten Sozialplan verschiedene Modelle (Altersteilzeit, Abfindungen oder Transfergesellschaft) angeboten wurden. „Wir vom Betriebsrat wollen die Ergebnisse nicht schlecht reden und jetzt nach vorne schauen.