Wetter. Für gute Bilder braucht es ein interessiertes Auge und Grundwissen über die Möglichkeiten einer Kamera. Hilfe gab’s jetzt von der Fotogilde.

Foto ist nicht gleich Foto. Erst kürzlich bei einer Konfirmation hat Marianne Drepper das wieder gemerkt. Viele Bilder wurden gemacht, und doch waren gerade ihre Aufnahmen nachgefragt. Hier ein besonderer Blickwinkel, da ein von den meisten übersehenes Detail. Jetzt sitzt die Wetteranerin zwischen einem guten Dutzend Menschen mit den unterschiedlichsten Kenntnissen übers Fotografieren und hofft auf Tipps, „um nicht immer mit dem ,grünen Punkt’ rumspielen zu müssen.“

Der grüne Punkt! Handys haben ihn für ihre Foto-Funktionen gar nicht mehr. Aber die anderen Kameratypen verfügen fast alle über eine Rundum-Voll-Automatik mit Grün als Farbe fürs sofortige Loslegen. Die Bilder sind dann „wie ein Döner“, wird einer ihrer Lehrer später scherzen: „Alles drauf. Und scharf.“ Viele Möglichkeiten lässt das grüne Wählrad auf den Kameras aber ungenutzt. Auf in die Freiheit der Teilautomatik und manuellen Einstellmöglichkeiten heißt es daher an diesem Vormittag: Die Fotogilde Wengern und Lokalredaktion haben zu dieser Sommertour eingeladen.

Auf Du und Du mit dem Fotofreund

Um Naturfotografie soll es gehen an diesem Morgen am Hohenstein in Witten und nachher um Bildbearbeitung im Vereinslokal der Gilde in Wengern. Günter Wedhorn, der Vorsitzende, begrüßt das halbe Dutzend der Teilnehmer und Teilnehmerinnen und fast ebenso viele Fotofreunde aus seinem Verein. Gleich soll sich’s in kleinen Gruppen um bessere Fotos drehen. Jetzt geht es erst mal um Vorkenntnisse, Erwartungen – und Namen. Die Fotofreunde in der Gilde duzen sich. Die Gäste sind gerne dabei. Warum kompliziert sein? Die Technik ist kompliziert genug.

Alles lässt sich an einem Vormittag sowieso nicht zeigen und ausprobieren. Also sagt Günter Wedhorn etwas darüber, wie sich die Lichtmenge steuern lässt, bevor sie auf den Fotochip in der Kamera fällt: Bei viel Lichtdurchlass kann die Zeit für die Einwirkung auf den Chip kurz sein, bei wenig Lichtdurchlass wird die Aufnahme vielleicht schärfer, aber mehr Zeit heißt dann auch mehr Verwacklungsgefahr. Damit muss sich beschäftigen, wer den sicheren Pfad der Rundum-Automatik verlassen und auf kreative Nebenwege gehen möchte.

Produktiver Neid

Ulrich hat diesen Spurwechsel längst gewagt. „Seit Ewigkeiten“ fotografiert er gerne, vor allem Motorsport. Bei der Naturfotografie war er noch nicht so dabei. Bis zu diesem Morgen. Eberhard dagegen fotografiert seit Jahren, „alles, was ihm vor die Linse kommt“ – Vereinsereignisse, Urlaubsziele, aber auch die Schönheiten der Natur. Klaus will seine neue Kamera besser kennenlernen. Und Thomas sieht sich als „einfachen Urlaubsfotografen.“ Neidvoll hat er bisher auf die Ergebnisse seiner Mitreisenden geschaut. „Dass die einen besseren Blick haben“, das ärgert ihn.

Die Mitglieder der Fotogilde können diese Haltung verstehen. Auch sie schauen bei ihren Vereinstreffen, wie der Nebenmann eine Aufgabe gelöst hat und müssen damit fertig werden, dass die eigenen Ideen nicht immer die überzeugendsten sind. Aber sie haben dieser Art Wettstreit einen äußeren Rahmen gegeben und lassen die Vielfalt wirken: „Man vergleicht sich und lernt davon“, bringt das Günter Wedhorn auf den Punkt.

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Im Vorfeld hat sich Stefan Kühn viele Gedanken gemacht, was alles im Laufe eines Vormittags unterzubringen ist. Mit anderen Freunden aus der Fotogilde hat er sich am Hohenstein umgesehen und nach besonders geeigneten Örtlichkeiten gesucht.

So kann Peter am Bergerturm ausprobieren, wie sich ein Motiv in die Mitte oder an den Rand rücken lässt. Und Klaus staunt nicht schlecht über den Effekt, den ein Graufilter vor dem Objektiv haben kann: Keine Reflexionen mehr vom Wasser her, und auch die Oberfläche wirkt wie geglättet.

Vom Denkmal und dem Aussichtspunkt über dem Fluss geht es zu den Wildgehegen. Den Sauen ist es zu heiß. Das Damwild hat mehr Schatten, und ein Damhirsch reckt den Kopf so weit durch den Gatterzaun, als wolle er selbst den Auslöser von Günter Wedhorns Kamera drücken.

Wieder heißt es: Wie schnell bewegt sich mein Motiv? Was soll scharf sein bei meiner Aufnahme? Was gibt mir als Fotograf und möglicherweise auch einem anderen Betrachter den Kick?

Ausstellungsprojekt folgt noch

„Ich habe viel gehört, manches probiert und nichts behalten“, sagt Klaus beim Treff am Parkplatz vor der Fahrt zum Vereinsheim. Amüsiertes Gelächter. Und ein verhaltener Widerspruch. Klar, das sei viel Wissen auf einmal gewesen, sagt auch Marianne. Aber sie ist sicher: Beim nächsten Urlaub oder der nächsten Familienfeier „kommt vieles wieder hoch von dem, was ich heute gehört habe.“

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Bei der Bildbearbeitung im Vereinsheim wird ihr Blick noch einmal geschult für das, was von einem Augenblick mit dem Kamera-Auge festgehalten werden kann. Die Profis von der Amateurfotografie haben den Workshop-Teilnehmern einen großen Vertrauensvorschuss gegeben: Bevor es das erste Mal am Hohenstein „Klick“ gemacht hat, haben sie schon die Wände im Herdecker Café Kornspeicher für eine Ausstellung mit den Arbeiten ihrer Schüler gebucht.

Dann dürfen auch andere über ihre Bilder staunen.

Info: Die Fotogilde Wengern trifft sich jeden ersten und dritten Freitag im Monat um 20 Uhr im Vereinsheim am Elbscheweg in Wengern. Kontakt: Günter Wedhorn, E-Mail : guenter.wedhorn@gmx.de