Wetter. Dem FDP-Antrag im Hauptausschuss, in Wetter Plastikmüll zu vermeiden, stimmten alle zu. Nun gilt es, Gastronomen und Händler zu sensibilisieren.
Allein schon das Wort wirkt mittlerweile abstoßend: Plastikmüll. Das klingt fast nach hochgiftigen Substanzen, die es unbedingt zu vermeiden gilt. So der hysterische Ansatz. Sachlich wiederum diskutierten die Fraktionen im Hauptausschuss der Stadt Wetter, wie die Politik auf dieser Ebene Schritte in die Zukunft einleiten kann.
Der Anstoß kam von der FDP. Die stellte einen Antrag (auch für den Rat am 9. Juli), um Müll in Wetter zu reduzieren und beispielsweise Initiativen wie „Refill Deutschland“ zu unterstützen, damit hier vor Ort Einweg-Plastikflaschen zunehmend von der Bildfläche verschwinden. Dafür könnte es hier Kooperationspartner wie den Stadtmarketing-Verein oder die städtische Wirtschaftsförderung geben.
Zudem soll ein neues Pfand- bzw. Rücknahmesystem etwa Werbung für aufzufüllende Kaffeebecher machen, damit in Sachen „Coffee-to-go“ die unnötige „Pappbecherflut“ enden kann. Auch dazu nannte Fraktionsvorsitzender André Menninger konkrete Anbieter wie die ReCup GmbH, ohne sich auf diese festzulegen. „Wir verstehen das als Angebote für Gastronomen oder Händler und nicht als Verpflichtung. Aber es bedarf einer ersten Ansprache, daher sollten wir das anfangs organisatorisch unterstützen.“ All das könne auch einen Imagegewinn für Wetter bringen. Nicht nur was den Ruf angeht, sondern etwa auch über städtische Motive auf Kaffeebechern.
Zustimmung von allen Politikern
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Aus allen Fraktionen kam Zustimmung zu dem Antrag. Dirk Fröhning von der SPD regte an, erst einmal die Stadtverwaltung das weitere Vorgehen prüfen zu lassen, um Abkommen besser einschätzen zu können. Grünen-Sprecherin Karin Haltaufderheide sprach von einem „sehr guten Antrag, der als Anfang für viele weitere Aspekte dienen kann. Wir sollten in der nächsten Ausschussrunde ohne Parteiengerangel noch etwas größer denken.“ Konkrete Maßnahmen seien grundsätzlich besser als symbolische Bekenntnisse. Gerade öffentliche Veranstaltungen wie das Seefest sollten ohne Einweggeschirr auskommen.
Jörg Jacob von der CDU lobte ebenfalls den Vorstoß der Liberalen und hofft, dass spätestens für das Seefest 2020 ein neues Geschirr-Konzept greift. „Beim Mehrwegpfandsystem sollten wir aber noch nichts festschreiben, sondern erst Erfahrungen auch hier vor Ort einholen.“ Auch Christopher Krüger von der CSR-Fraktion und Gerd Michaelis von den Bürgern für Wetter („Das sollten wir auch für den Weihnachtsmarkt 2019 berücksichtigen“) begrüßten den FDP-Vorstoß.
Pilotprojekt in Herdecke
Bürgermeister Frank Hasenberg erinnerte angesichts dieses immer mehr dominierenden Themas an das beschlossene Klimaschutzkonzept mit 32 Aufgaben, mit dem sich die Stadt in puncto Nachhaltigkeit schon auf den Weg gemacht habe. Trotz des Arbeitsaufwands für die Verwaltung könnten weitere Aktionen flankierend hinzukommen. Er schlug das Stadtmarketing als möglichen Partner vor, um darüber die Reduzierung von Einweg-Flaschen oder -Bechern in der Privatwirtschaft zu platzieren. „Wir sollten gemeinschaftlich gegen Müll oder Plastik vorgehen und Überzeugungsarbeit leisten. Das wird aber zu Einschränkungen oder Veränderungen in der Gesellschaft führen. Das Motto ,Waschen, ohne sich nass zu machen’ wird nicht funktionieren.“
Für das Seefest jetzt am 31. August und 1. September lasse sich kurzfristig aber wohl nichts mehr ändern. „Nachdem die Herdecker bei ihrer Maiwoche ein Pilotprojekt mit kompostierbarem Geschirr aufgelegt haben, sind auch wir auf das Entsorgungs-Unternehmen in Wetter zugegangen“, so Hasenberg. Auch der Ennepe-Ruhr-Kreis sei demnach an den Ergebnissen dieses Testlaufs interessiert, gleichwohl lasse sich das in diesem Jahr laut Bürgermeister nicht mehr andernorts fortsetzen. „Es muss sich erst zeigen, ob die Vergärungsanlage wirklich das verwendete Material zersetzen kann. Sollte das der Fall sein, wollen auch wir 2020 das mit der AHE als unserem heimischen Betrieb angehen.“
FDP-Vorsitzender Menninger freute sich über den Zuspruch. Er verdeutlichte, dass ein neues Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher auch für Wetter ein entscheidender Beitrag sein kann, um die Menge der Wegwerfbecher schon heute zu verringern. Die Liberalen rufen dazu auf, dass ortsansässige und betroffene Unternehmen (Cafés, Bäckereien oder auch gegebenenfalls Backshops) sich daran beteiligen.
Rat wird wohl auch zustimmen
Schließlich stimmten alle für den Antrag, so dass die Stadtverwaltung nach dem wahrscheinlich gleich lautenden Ratsbeschluss erste Anregungen zur Plastikmüllvermeidung weiter geben und die Politik dann weitere Schritte beraten kann.