Herdecke. Erstmals hat die Stadt Herdecke während der Maiwoche auf Geschirr und Plastik verzichtet – und war am Ende vom Ergebnis überrascht.
Es war ein Versuch, der ohne einen Sponsor in der Form nicht durchführbar wäre. Die Rede ist davon, dass die Stadt Herdecke während der Maiwoche komplett auf Plastik verzichtet hat und Geschirr sowie Besteck aus biologisch abbaubarem PLA ausgab.
5 Tonnen Kunststoff ersetzt
„Das Thema hätte vom Zeitpunkt her nicht besser gewählt werden können“, leitete Johannes Einig von AHE/Vorberg das Fazit ein. Das Abfallwirtschaftsunternehmen schenkte als Sponsor den Herdecker Vereinen insgesamt 35.000 Teile aus Polyacetat, damit Currywurst, Schnaps und Bier nicht mehr in umweltschädlichen Plastikschalen und -bechern serviert wurde. Das benutzte Geschirr wanderte anschließend in die Biotonne. Etwa fünf Tonnen Kunststoff seien so ersetzt worden, gibt Einig an.
Viel Aufklärungsarbeit erforderlich
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Doch manch Herdecker traute dem Ganzen nicht von Anfang an und so war viel Aufklärungsarbeit vor Ort gefordert, die die Agendabeauftragte Sonja Fielenbach gemeinsam mit vielen sogenannten „Müllscouts“ und Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster leistete. Dadurch, dass beispielsweise die ausgegebenen Becher den Plastikkameraden sehr ähnlich sahen, argwöhnten einige Maiwochen-Besucher. „Ich wurde oft angesprochen, dass wir doch eigentlich auf Plastik verzichten wollten. Ich habe dann immer erwidert, dass wir das auch machen und die Becher aus dem Ersatzstoff bestehen“, sagt Bürgermeister Strauss-Köster.
Vereine informieren fundiert
Auftakt zur 45. Maiwoche in Herdecke mit Spaß und Kontrollen
So beruhigt ließen es sich die Gäste dann auch schmecken. Und je weiter die Maiwoche fortschritt, umso informierter waren sie, denn: „Alle Vereine, die ich gesehen habe, informierten fundiert auch an den Ständen, wenn sich jemand erkundigte“, freute sich Einig über das Engagement. Sonja Fielenbach und ihre Scouts halfen zudem, wenn es Fragen bei der Mülltrennung gab.
Wenige Fehlwürfe
Abendprogramm an Schlusstagen der 45. Maiwoche in Herdecke
So wurden am Ende des Festes auch nur wenige Fehlwürfe registriert. Denn der Müll wurde in separaten Gefäßen gesammelt und bei der AHE/Vorberg sortiert. „Wir hatten zehn Volumenprozent Störstoffe“, gab Michael Piecha das Ergebnis bekannt. Johannes Einig setzte es in Relation: „Beim Restmüll haben wir teilweise Quoten von 50 Prozent Bioabfall.“ Daher sei der Ergebnis super. Insgesamt wurden 360 Kilogramm Biogeschirr gesammelt. 86 Kilo mussten aussortiert werden. Da das Biogeschirr jedoch trotz der vergleichsweisen besseren Stabilität gegenüber dem Plastikpendant kaum Gewicht hat, war es eine enorme Masse, die zusammenkam. „Ein Pinnchen beispielsweise wiegt ein halbes Gramm“, berichtet Fielenbach. Der gesammelte Biomüll soll nun zu Strom weiterverarbeitet werden und kommt somit wieder der Allgemeinheit zugute.
Weiter ins Bewusstsein gerückt
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Neben dem Effekt, dass so viel Plastik eingespart wurde, ist das Thema Müllvermeidung zudem weiter ins Bewusstsein der Menschen eingedrungen. „Einige Vereine haben das Geschirr sogar gespült und mehrere Male benutzt. Ein Verein hat sogar anstelle von Strohhalmen Nudeln benutzt“, freute sich Fielenbach. Zudem seien einige Besucher auf sie zugekommen und hätten skeptisch nach den Luftballons gefragt, die die Biotonnen besser sichtbar machen sollten. „Die Ballons waren aus Naturkautschuk und nicht aus Kunststoff“, erläutert sie. „Ich habe Besucher gesehen, die ihre eigenen Becher mitgebracht haben“, bestätigt Einig, dass das Thema auch bei den Gästen angekommen sei und angenommen wird.
Zusage fürs nächste Jahr
Und so gab er bei der Bilanz schon der Bürgermeister das Wort: „Wenn die Stadt Herdecke Interesse daran hat, werden wir uns im nächsten Jahr mit mindestens dem gleichen Einsatz und Invest wieder einbringen.“ Dieses Angebot nahm Strauss-Köster dankend sofort an.