Wetter. . Die Stadt Wetter will nach vergeblichen Verhandlungen mit einem Investor das Gewerbegebiet am Stork selbst entwickeln. Für 6,5 Millionen Euro.
Umstritten, beschlossen – und dann Ruhe. Im September 2017 stimmte eine Ratsmehrheit nach langem Streit für ein Gewerbegebiet am Stork. Auf Anfragen zur Umsetzung teilte die Stadt Wetter 2018 stets mit, dass das Verfahren komplex sei und Zeit brauche.
In einer Beschlussvorlage für die nächste Ratssitzung am 14. Februar heißt es nun: „Ein Investor für das Gewerbegebiet steht nach aktuellem Sachstand nicht mehr zur Verfügung. In Ausführung des Ratsbeschlusses zur Errichtung des Gewerbegebietes soll das Vorhaben nunmehr durch die Stadt und den Stadtbetrieb erschlossen werden. Mit der Umsetzung soll umgehend begonnen werden.“
Interessenten nach Ausschreibung
Gesprächstermin im Bürgermeister-Büro. Frank Hasenberg berichtet, dass sich nach der europaweiten Ausschreibung zum Gewerbepark Schwelmer Straße (so der Nachfolge-Titel für das Gebiet am Stork) Interessenten gemeldet hätten. Nicht allzu viele, weil womöglich die Vorgaben im Bebauungsplan und ein gewisses Mitspracherecht manche abgeschreckt haben könnten. „Wir wollen dort ja zuvorderst Platz für heimische Unternehmen oder Firmen aus der nahen Umgebung anbieten.“
Jedenfalls verhandelte die Stadt Wetter konkret mit einem Projektentwickler. Laut Hasenberg kamen sowohl die Verwaltung als auch der Investor gemeinsam zu dem Ergebnis, dass es keinen Vertragsabschluss gebe. Und nun? „Wir hatten als Option im Hinterkopf, das Gebiet selbst zu entwickeln.“ Warum nicht gleich so? „Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten zehn Jahren verändert, allein die günstige Zinsentwicklung für eine Kreditaufnahme. Wir sind überzeugt, dass wir das als Stadt günstiger finanzieren können als Privatleute“, so der Bürgermeister.
Veränderte Rahmenbedingungen
Dieses Vorgehen mit dazugehörigem Nachtrags-Haushalt will die Stadtspitze nun der Politik präsentieren. Vorstellung am nächsten Donnerstag, angestrebte Entscheidung in der Ratssitzung am 28. März. „Wir wollen die Ausschreibungen noch in diesem Jahr auf den Weg bringen“, sagt Hasenberg, dem noch kein konkreter Termin für den Baubeginn vorschwebt.
Regionalplan und Haushalt Themen am Donnerstag
Am 14. Februar geht es sowohl in der öffentlichen Sitzung des Hauptausschusses (16 Uhr) als auch in jener des Rates ab 17 Uhr – jeweils im Veranstaltungszentrum Sparkasse – um den Regionalplan und damit um weitere Gewerbe-Entwicklungen.
Zudem müssen sich die Fraktionen sowohl mit einem Nachtrags-Haushalt als auch noch einmal mit dem beschlossenen Etat beschäftigen, da sich darin ein Zahlenfehler befindet.
„In der Ratssitzung zur Verabschiedung des Haushalts haben wir die richtigen Werte diskutiert, daher dürfte es sich jetzt um ein formelles Verfahren handeln“, sagt Bürgermeister Hasenberg zur vorliegenden Genehmigung unter Vorbehalt.
Erste Kämmerer-Berechnungen ergaben beispielsweise Finanzierungskosten von 6,5 Millionen Euro für die knapp 12 Hektar an der A1. Die Stadt schlägt am Stork einen Quadratmeterpreis von 61 Euro vor und hält das für moderat sowie marktgerecht, da andernorts Gewerbetreibende meist zwischen 45 und 80 Euro oder gar dreistellige Beträge zahlen. „Wir brauchen die wichtigen Einnahmen aus der Gewerbesteuer und wollen über neue Arbeitsplätze den Standort Wetter stärken“, meint der Bürgermeister, der den Gewerbepark kostenneutral finanzieren will.
Im Vergleich zur Investorenlösung sei es laut Hasenberg ein großer Vorteil, wenn die Stadt und der Rat über die einzelne Gewerbeansiedlung entscheiden können. „Wir wollen dort auch nicht alles sofort vergeben und Reserven vorhalten, sonst haben wir die gleiche Situation mit fehlenden Flächen wie jetzt.“ Es gebe Anfragen von Unternehmen, wohl auch wegen der guten Autobahn-Erreichbarkeit. Zudem berate ein externes Büro die Stadt bei der Stork-Entwicklung.
Stadt und Rat entscheiden Vergabe
Der Stadtbetrieb soll, dem bestehenden Bebauungsplan entsprechend, die Erschließung mit Kanalbau und Straßenausweisung übernehmen. Dann sollen sich größere und kleinere Betriebe dort ansiedeln, riesige Speditionen seien nicht erwünscht. „Aus unserer Sicht rechnet sich das, auch wenn es Zweifel geben könnte“, sagt Hasenberg. „Wir halten das für eine richtige und wichtige Investition.“