Wengern. . Die Stadt Wetter will die Brücke in Wengern zum Gewerbegebiet Bleiche/Mark neu bauen und nicht mehr sanieren. Gespräche mit der Bahn stehen an.

Hören Wetteraner von Brückenarbeiten, schwant ihnen mit Blick auf den Obergraben oder die A1 bei Volmarstein nichts Gutes. Anders gelagert ist das Problem in Wengern. Vor knapp zwei Jahren, so schildert es Stadtbetriebs-Vorstand Ulrich Conrads, fiel bei turnusgemäßen Prüfungen der sanierungsbedürftige Zustand der Brücke über die Bahngleise zum Gewerbegebiet Auf der Bleiche/Mark auf. Ein beauftragtes Ingenieurbüro stellte vor Monaten ein Reparatur-Konzept vor, die Stadt informierte die ansässigen Firmen.

Nun ein Umdenken. „Mit einer Sanierung könnten wir die genietete Stahlfachwerk-Brücke für bis zu 15 Jahre ertüchtigen, dann müsste dort wieder was geschehen“, meint Conrads. „Das ist nicht optimal“, ergänzt Bürgermeister Frank Hasenberg und schildert die neuen Pläne: Die Stadt Wetter befürwortet einen Neubau direkt neben dem derzeitigen Überweg, der abgerissen werden soll. „Die Tendenz geht dahin, die künftige Konstruktion nach der Fertigstellung an Ort und Stelle zu belassen und sie nicht an den aktuellen Standort zu verschieben bzw. zu versetzen.“

Höhere Kosten sollen sich auszahlen

All das wäre zwar deutlich teurer als eine Sanierung, doch laut Bürgermeister rechne sich das langfristig. Derzeit läuft der Verkehr nur einspurig und im Schrittverkehr über die Straße Auf der Bleiche bzw. die Bahngleise, Lkw sind bis zu einem Gewicht von 42 Tonnen zugelassen. Auf einer modernen Brücke könnte es zwei ausreichend breite Fahrbahnen geben, zudem ließe sich das Gewicht-Limit deutlich nach oben setzen.

Gleichwohl ist all dies noch Zukunftsmusik, in den nächsten Wochen stehen dazu viele Gespräche an. Beispielsweise mit der Deutschen Bahn, von der die Stadt Wetter die Bleiche-Brücke vor Jahren im Zuge des Eisenbahn-Neuordnungsgesetzes übernommen hatte. Laut Conrads soll es noch in diesem Monat erste Abstimmungen geben, dann geht es u.a. um Sperrzeiten und den Bauablauf während des Güterzugverkehrs, zudem um räumliche Abstände.

Einzige Lkw-Zufahrt  für knapp 20 Firmen

Die Brücke über die Bahngleise in der Straße Auf der Bleiche entstand ab 1916 und wurde im Zuge der Gewerbeentwicklung am Ortseingang Wengern in den 1990-er Jahren zuletzt saniert. Im Gebiet sind rund 15 Betriebe ansässig (plus Mieter), an der Nordstraße sind es ca. sechs.

Alle sechs Jahre stehen für den Stadtbetrieb Wetter Hauptprüfungen für Brücken an, alle drei Jahre Neben-Kontrollen.

„Dazu müssen wir Grundstücksfragen klären, wir bräuchten für einen Neubau neben der derzeitigen Brücke weiteren Platz “, so Hasenberg, der von ersten Kontakten mit Eigentümern berichtet. Die künftige Konstruktion könnte theoretisch auf beiden Seiten neben dem alten Überweg stehen, die Stadt bevorzuge die Platzierung auf Wengeraner Seite (und nicht in Blickrichtung Oberwengern).

Genaue Kosten soll das beauftragte Ingenieurbüro ermitteln, das auch die neue Lösung aufzeigte. „Ein Neubau würde die Gesamtsituation verbessern. Wir verstehen diese klassische Investition auch als wichtiges Signal für die Unternehmerschaft“, erklärt Wetters Bürgermeister. Bei parallel stattfindenden Arbeiten könnte der Lieferverkehr weiter über die bewährte Strecke rollen, was bei einer parallel laufenden Sanierung komplizierter wäre. Zudem steht in absehbarer Zeit die benachbarte Brücke an der Nordstraße (siehe unten) nicht mehr zur Verfügung, also ist mit einer Zunahme des Verkehrs und von Lasten zu rechnen.

Im Jahr 2019 will die Stadt Klarheit haben, ob ein Neubau und Abriss umsetzbar sind. „Wir bereiten die Entscheidung jetzt vor, sind aber noch am Anfang eines Prozesses“, sagt der Bürgermeister und verweist auf weitere technische wie wirtschaftliche Prüfaspekte. Die derzeitige Brücke will der Stadtbetrieb mit notwendigen Maßnahmen bis zur neuen Lösung sichern.

In der Nordstraße steht Sperrung bevor

Eigentlich wollte die Deutsche Bahn als Eigentümerin die marode Brücke Nordstraße – wie berichtet – im August 2018 sperren, um sie dann mittelfristig abzureißen. Da nebenan über den Überweg Auf der Bleiche auch wegen der Renaturierung der Ruhr in den letzten Monaten viel Verkehr herführte, entsprach die zuständige DB Netz AG einer Bitte der Stadt Wetter und verschob die Maßnahme.

Erst abriegeln, mittelfristig abreißen: Die Deutsche Bahn sperrt bald in Wengern die Brücke in der Nordstraße. Mitarbeiter von EZM müssen dann einen anderen Weg zur Arbeit nutzen oder durch die Unterführung gehen.
Erst abriegeln, mittelfristig abreißen: Die Deutsche Bahn sperrt bald in Wengern die Brücke in der Nordstraße. Mitarbeiter von EZM müssen dann einen anderen Weg zur Arbeit nutzen oder durch die Unterführung gehen. © Steffen Gerber

Nun weiß die Stadt, dass die Sperrung der Nordstraßen-Brücke in Wengern bald bevorsteht. „Die Bahn hat uns und vor allem dem hauptsächlich betroffenen Unternehmen EZM einen Vorlauf von vier Wochen eingeräumt, ehe das Bauwerk nicht mehr zur Verfügung steht“, sagt Rainer Zimmermann (Wirtschaftsförderung). Noch gebe es keinen Termin, bis voraussichtlich Ende Februar können Fußgänger, Auto- und Radfahrer die Strecke zum Ruhrufer bzw. EZM-Parkplatz mindestens noch nutzen.

Kein Lkw-Verkehr erlaubt

Die Stahlkonstruktion (Baujahr 1912) ist seit 1993 nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassen. Die Bahn will die für sie überflüssige Brücke nicht mehr sanieren, zumal es daneben am Bahnhof Wengern Ost Unterführungen gibt.