Wengern. . In Wengern will die Bahn ab August die Brücke Nordstraße für den Verkehr sperren und später abreißen. Auf der Bleiche ist die Brücke auch marode.
Beide Brücken sind marode, eine hat keine Zukunft mehr. Wer in Wengern mit dem Auto oder Lkw ins Gewerbegebiet Auf der Bleiche an der Ruhr will, kommt bald nur noch über die gleichnamige Straße am Ortseingang zu den Firmen. Ein paar Meter weiter flussabwärts sperrt die Deutsche Bahn als Eigentümerin den Überweg Nordstraße voraussichtlich ab 7. August dauerhaft für den Verkehr. Langfristig will sie dieses Bauwerk über den Schienen abreißen.
Hört sich gravierend an, betrifft aber nicht allzu viele. Denn die Überführung in der Nordstraße ist bereits seit 1993 nur noch für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zugelassen. Neben Fußgängern und Radfahrern mit dem Ziel Ruhrtalradweg nutzen vor allem Angestellte der Edelstahlzieherei Mark (EZM) die Strecke, um mit ihrem Pkw zum Mitarbeiter-Parkplatz der Firma zu kommen. Ab dem ersten Dienstag im nächsten Monat ist das wohl nicht mehr möglich, Fußgänger und Radfahrer können dann nur noch die beiden Unterführungen am dortigen Bahnhof Wengern-Ost nutzen, die unangetastet bleiben.
Abriss wohl nicht vor 2022
Schon länger weiß die Deutsche Bahn, dass die Stahlbrücke Nordstraße (nicht öffentlich gewidmet) kaputt ist. Altersbedingte Schäden und Rost sind unübersehbar. Da das Unternehmen den Überweg seit Jahrzehnten nicht braucht, hat sie dort immer nur notdürftig saniert. „Die Aufleger sind nicht mehr stabil. Laut Gutachten müssten wir ab diesem Jahr da etwas machen, sonst wäre die Standsicherheit des Überbaus gefährdet“, sagt Bahn-Projektleiter Jens Kemmann.
Vorerst also sperren, um die Sicherheit von niemandem zu gefährden. Laut Bahn weiß EZM davon seit Anfang des Jahres, Applaus habe es dafür nicht gegeben. Auch die Stadt Wetter kennt die Pläne, die mittelfristig den Rückbau der Brücke beinhalten. Ein Abriss erfolge über die Gleise. „Dieser muss aufwendig geplant und wegen des Güter- oder Museumsverkehrs sowie Umleitungen mit vielen abgesprochen werden“, so Kemmann. „Vor 2022 wird das wohl nichts.“
Die Stadt Wetter versteht die Beweggründe. Da die Bahn die Brücke Nordstraße „im Rahmen ihres öffentlichen Verkehrsauftrages nicht benötigt, ist die Sperrung des Bauwerks die logische Folge“. Mit der Schließung des Überwegs müssen EZM-Mitarbeiter dann denselben Weg wie der Lkw-Verkehr zum Gewerbegebiet nehmen, was dort zu einer erhöhten Frequenz führt.
Stadt Wetter und EZM verzichten 1994 auf Kauf
1984 unterschrieben die Bahn und Stadt Wetter für die Brücke Nordstraße (Baujahr 1912) einen Gestattungsvertrag, die Straßenunterhaltung ging an die Stadt.
Im Zuge des Eisenbahn-Neuordnungsgesetzes 1994 verzichteten die Stadt und EZM auf die Übernahme der maroden Brücke (für 1 Euro), die seither wieder komplett der Bahn gehört. Seit 2011 wissen EZM und die Stadt Wetter von den Problemen an der Brücke, so ein Bahn-Sprecher.
Daher hat Wetters Verwaltung die Bahn gebeten, nach einer Sonderinspektion (Kemmann: „Die Kosten übernimmt die Stadt“) die Brücke Nordstraße erst später zu sperren. Das liegt an der zentralen Strecke ins Gewerbegebiet. Denn auch die Überführung Auf der Bleiche ist in einem schlechten Zustand und durch Abtransporte von den Renaturierungs-Arbeiten an der Ruhr bis Ende des Jahres einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt. Aus Sicherheitsgründen gilt ein Tempolimit von 10 km/h, es steht nur eine Fahrspur zur Verfügung. „Wir prüfen jetzt kurzfristig, ob wir in der Nordstraße die Sperrung um einige Monaten verschieben können“, so Kemmann, ohne Genaueres zu Dringlichkeit und Sicherheit sagen zu können.
Bleiche-Maßnahme bald vergeben
Auch an der Brücke Auf der Bleiche (im Eigentum der Stadt) gibt es einen aktuellen Sanierungsbedarf, im Kern soll dieser noch 2018 behoben werden. Haushaltsmittel stehen dafür bereit, die Maßnahme ist ausgeschrieben. „In einem zweiten Schritt soll dann ein Büro langfristig Lösungen erarbeiten“, sagt Bürgermeister Frank Hasenberg.
Die derzeitigen Beeinträchtigungen hält die Stadtverwaltung – gestützt auf Beobachtungen der Verkehrsfrequenz – „noch nicht für wesentlich“. Inwieweit sich das im täglichen Verkehr auswirke, sei zu beobachten. Nach eigenen Angaben habe die Stadt den Unternehmen zugesagt, sich für ihre Belange einzusetzen. Beispielsweise soll die ausführende Firma den Transport des Bodenaushubs bei der Renaturierung der Ruhr mit Rücksicht auf die Unternehmen in den Gewerbegebieten umsetzen.