Herdecke. . Vertreter der Stadt und des Regionalverbands Ruhr sprachen schon 2016 über Gewerbeflächen-Probleme in Herdecke und Bedenken zur Ender Talstraße.
Viele Herdecker und vor allem Bürger aus dem größten Stadtteil Ende fragen sich: Wie kam es dazu, dass die unbebaute Fläche neben der Ender Talstraße als potenzielles Gewerbegebiet im Regionalplan-Entwurf auftaucht? Die Hintergründe erklären Martin Tönnes, Beigeordneter Planung im Regionalverband Ruhr (RVR), sowie Daniel Matißik als städtischer Bau- und Planungsamtsleiter.
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Letzterer berichtet, dass ein so genanntes Kommunalgespräch zwischen Stadt und RVR am 12. Februar 2016 stattfand. „Zuvor hatten wir einen Arbeitsplan für den Entwurf erhalten, in dem die Ender Talstraße nicht auftauchte“, erklärt Matißik. Im Gespräch ging es dann um das Gewerbeflächen-Defizit in Herdecke, wobei der RVR seine eigenen Kompetenzen habe und sich eigenständig Gebiete perspektivisch anschaue. „Wir haben beim Treffen aber deutlich gemacht, dass die Ender Talstraße für uns diesbezüglich nicht vorstellbar ist“, so der Amtsleiter, der auch auf die jüngst geäußerte Meinung von Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster verweist („auf Grund der landschaftlichen Attraktivität ungeeignet“).
Überrascht von Erwähnung
Nach dieser informellen Beteiligung mit weiteren Gebiets-Betrachtungen ohne konkretes Ergebnis über eine bestimmte Fläche hörte die Stadtverwaltung länger nichts vom RVR. „Umso überraschter waren wir dann, dass die Ender Talstraße doch im Regionalplan-Entwurf steht, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt Matißik, der sich das mit dem Herdecker Gewerbe-Defizit und fehlenden Alternativen erklärt. „Jetzt können hier alle Beteiligten den Entwurf prüfen, diesen in politischer Runde diskutieren und Stellung nehmen.“ Die Stadt sehe er nicht in der Bringschuld, Grundstückseigentümer einzeln über mögliche Entwicklungen vorab zu informieren. „Das machen wir selbst bei unseren städtischen Planungen nicht.“
Stellungnahme im Ausschuss am heutigen Donnerstag
In der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klima (ab 17 Uhr im Ratssaal) will die Stadtverwaltung am Donnerstag, 20. September, zum Thema Gewerbe an der Ender Talstraße Stellung nehmen.
Die Grünen hatten im Vorfeld einen Fragenkatalog eingereicht. Darin geht es u.a. um die Kommunalgespräche zum Regionalplan zwischen der Stadt und dem RVR, um Ergebnisse hinsichtlich der Ausweisung von Siedlungs- und Gewerbeflächen auch im Hinblick auf Naturschutz sowie die Frage, wie sich die Verwaltung positioniert.
Martin Tönnes wiederum erinnert an seinen gesetzlichen Auftrag. Als RVR-Planer habe er eine „bedarfsgerechte Entwicklung“ für den Ballungsraum Ruhrgebiet mit elf Städten und vier Kreisen umsetzen sollen. Unter Berücksichtigung des NRW-Landesentwicklungsplanes hat der Regionalverband u.a. den zukünftigen Flächenbedarf für Wohnungsbau und Gewerbe ermittelt. Mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis hatte der RVR zudem im Vorfeld eine Studie zur interkommunalen Gewerbeflächenentwicklung veranlasst. Seit 2013 steht schwarz auf weiß, dass im EN-Kreis ein Platzmangel besteht. Daher kam auch die Vordere Heide an der A1 in Volmarstein ins Gespräch.
Die Ender Talstraße wiederum noch nicht. Mittels eines komplexen Verfahrens rechnen die RVR-Planer den zukünftigen Flächenverbrauch für jede einzelne Kommune hoch. Ein Ergebnis: Für die Stadt Herdecke gibt es einen Gewerbeflächen-Bedarf, der im Grundsatz durch den RVR über den Regionalplan darzustellen ist. Nach intensiver Suche und planerischer Abwägung stehen mangels Alternativen die zehn Hektar an der Ender Talstraße im Entwurf, den das Regionalparlament vor den Sommerferien billigte. Tönnes: „Im dazugehörigen Umweltbericht stehen aber auch Hinweise über die ökologischen Auswirkungen.“ Am Ende war es eine planerische Abwägung des RVR, das Areal dort in den Entwurf aufzunehmen.
Eigentums-Probleme als Thema
Auch im Kommunalgespräch mit Herdeckes Kollegen habe der RVR Bedenken vernommen, insbesondere wegen Eigentums-Fragen. „Es geht nun um eine Abwägung. Unser Vorschlag steht, weil der Grünzug zwar eingeschränkt, dort aber auch mit einer Gewerbe-Entwicklung weiter seine ökologische und klimatische Funktion erfüllen würde“, sagt der RVR-Planer und ergänzt, dass es in Herdecke wenig Potenzialflächen gebe.
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Das Beteiligungs-Verfahren laufe nun für Bürger, Politiker, Kommunen und Kreise. Nach einer Synopse entscheide sich in der Verbandsversammlung, ob die Ender Fläche im Regionalplan verbleibt oder entfällt. „Die kommunale Planungshoheit kann mit dem Regionalplan nicht außer Kraft gesetzt werden. Gleichwohl lassen sich Änderungen oder zum Beispiel ein Flächentausch besprechen“, so Tönnes. Anders gesagt: Der auf 2034 ausgerichtete Regionalplan sei nicht in Stein gemeißelt. Nach der Bedarfsfeststellung können einzelne Vorschläge weiter im Raum ohne konkrete Umsetzung stehen. „Dafür gibt es genug Beispiele.“
Informieren und mitdiskutieren
Nach den Stellungnahmen der SPD und Grünen scheint es für Gewerbe an der Ender Talstraße zwischen den Zu- und Abfahrten nach Kirch- sowie Westende keine politische Mehrheit zu geben. Bürger können ihre Meinung über den Regionalplan-Entwurf und das Gebiet im südlichen Teil (andere Seite Wohnbebauung) bis zum 27. Februar 2019 äußern. Informationen gibt es im Internet auf www.regionalplanung.rvr.ruhr sowie im Schwelmer Kreishaus, dort empfiehlt sich eine Terminabsprache unter 02336/93 2325.
Wer der Redaktion seine Meinung zum Thema Gewerbe in Ende bzw. Herdecke mitteilen möchte, schreibt entweder eine E-Mail oder diskutiert mit auf unserer Facebook-Seite.