Ende. . Im Regionalplan taucht eine zehn Hektar große Fläche neben der Ender Talstraße als potenzielles Gewerbegebiet auf. Herdeckes Politik ist gefragt.
Acker, Wiese, Maisfeld, Pferdekoppel, Sonnenblumen und die Heimat des Hundesportvereins Herdecke: So sieht es derzeit neben der Ender Talstraße im mittleren Abschnitt aus. Dieser südliche Teil, auf der anderen Seite der Wohnbebauung gelegen, taucht nun im Regionalplan Ruhr auf. In dem Entwurf ist eine potenzielle Gewerbefläche zwischen den Zu- und Abfahrten nach Kirch- sowie Westende eingezeichnet.
Knapp zehn Hektar ist dieses längliche Teilstück unterhalb der Straße Kemnade groß. Die verschiedenen Grundstücke dort gehören einem halben Dutzend Eigentümer, teilt die Stadt Herdecke mit. Diese besitzt dort am Rand eine kleine Fläche (knapp ein Prozent des gesamten Areals) und will nun vor allem aus den Reihen der Politik mit abschließendem Votum im Rat hören, ob diese Fläche für Firmen infrage kommen könnte. Kommunen, Bürger, Fachbehörden und Verbände können bis zum 27. Februar 2019 Stellungnahmen zu dem Entwurf abgeben.
Naturerhalt oder Gewerbesteuern?
„Unsere Planungshoheit verlieren wir – egal wie der Regionalplan am Ende aussehen wird – jedoch nicht“, sagt Bau- und Planungsamtsleiter Daniel Matißik beim Blick auf das landschaftlich „besonders für die Ender bedeutende Gebiet vor den Wäldern des Ardeygebirges“. Der RVR habe mit dem Entwurf ein Areal vorgeschlagen, das „mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr kontroverse Diskussionen in der Bürgerschaft, Politik und Verwaltung“ mit sich bringen werde.
Andererseits gelte es zu berücksichtigen, dass in Herdecke seit Jahren Raum für Gewerbe fehle. „Mehrere Unternehmen möchten sich erweitern, finden in unserer Stadt jedoch keine Flächen“, so Matißik. Dadurch könnten Firmen dem Standort den Rücken zukehren, gleich bedeutend mit geringeren Gewerbesteuer-Einnahmen für die klamme Stadtkasse.
„Wir hatten ja nach zwei konkreten Anfragen die Hoffnung, dass auf dem Gelände am Cuno-Kraftwerk Platz zur Erweiterung entstehen könnten“, ergänzt Dennis Osberg als Fachbereichsleiter der städtischen Wirtschaftsförderung. Das habe sich bekanntlich zerschlagen, da Enervie bzw. Mark-E einen Rückzieher machte. Auch die Vergrößerungs-Versuche im Gewerbegebiet Gahlenfeld waren bisher trotz Gesprächen mit einem Grundstückseigentümer nicht von Erfolg gekrönt.
Zudem ergab eine Machbarkeitsstudie 2013, dass im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis Gewerbeflächen fehlen. Herdeckes Stadtverwaltung habe aber die Ender Talstraße „nicht aktiv ins Spiel gebracht“, so Osberg. „Die tauchte in unseren Überlegungen bisher noch nie auf.“ Gleichwohl stehe das Bau- und Planungsamt immer wieder in Kontakt mit den Regionalplanern, die bei der Potenzial-Analyse demnach vor allem topographische Voraussetzungen und gute Verkehrs-Anbindungen beachten. Das scheint in Ende gegeben zu sein.
Plan im Internet und im Schwelmer Kreishaus
Der Regionalplan-Entwurf steht sechs Monate im Internet (www.regionalplanung.rvr.ruhr).
Bürger können diesen auch bei der EN-Verwaltung im Kreishaus in Schwelm, Hauptstraße 92 (Raum 528) einsehen, und zwar wochentags von 8 bis 12 sowie donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Terminabsprache möglich: Petra Soika-Bracht, 02336/93 2325 (oder E-Mail P.Soika-Bracht@en-kreis.de).
„Auch abseits dieser markanten Stelle gibt es kleinere Anpassungen bei der Zuordnung von Flächen im Stadtgebiet“, sagt Daniel Matißik. Darüber will er ebenfalls im Ausschuss für Bauen, Planen und Verkehr am 13. September informieren. Voraussichtlich werde sich die hiesige Politik intensiv im vierten Sitzungsblock des Jahres im November und Dezember mit dem Regionalplan-Entwurf beschäftigen.
Wie berichtet, befindet sich im Regionalplan-Entwurf auch die Vordere Heide an der Volmarsteiner Autobahn als potenzielles Gewerbegebiet. Sowohl die Stadtverwaltung als auch die Mehrheit der Politik will diese Fläche neben dem beschlossenen Gewerbepark Schwelmer Straße/Am Stork aber nicht für Firmen freigeben.
Die Ziele des Regionalplans
Neben neuen Wohnbau-, Gewerbe- und Industrieflächen legt der Regionalplan künftige Verkehrsachsen, Natur- und Landschaftsschutzbereiche, Wälder, Flächen für Windenergienutzung, Grundwasserschutz sowie Gewinnung von Bodenschätzen für die nächsten 15 bis 20 Jahre fest. Wichtig sei eine „schonende Inanspruchnahme des Freiraums“.