Herdecke. . Die potenzielle Gewerbefläche an der Ender Talstraße im Regionalplan-Entwurf sorgt für Verwunderung. Die Stadt Herdecke erklärt das Prozedere.

Die Nachricht, dass im Planentwurf für den Regionalplan Ruhr ein bisher unbebautes Gebiet an der Ender Talstraße als potenzielle Gewerbefläche auftaucht, hat viele Herdecker aufgeschreckt. Daher erklärt die Stadtverwaltung, wie nun das Prozedere für dieses Areal südlich der Kreisstraße (zwischen den Zu- bzw. Abfahrten nach Kirch- und Westende) abläuft. Dabei beantwortet Stadtsprecher Dennis Osberg, zugleich Fachbereichsleiter für Wirtschaftsförderung, auch auf Fragen bezüglich Zuständigkeiten und Bürgerbeteiligungen. Auch für Wetteraner ein interessantes Thema, steht doch im Entwurf des Regionalverbands trotz breiter Ablehnung in der Harkortstadt auch das Gewerbegebiet Vordere Heide.

Was ist überhaupt der Regionalplan Ruhr?

Der Regionalplan ist gewissermaßen als Klammer zwischen der Planung auf Landesebene und der kommunalen städtischen Entwicklung zu verstehen. Er gilt von Sonsbeck, unweit der deutsch-niederländischen Grenze, bis zur kreisfreien Stadt Hamm und von Haltern am See bis Breckerfeld. Dabei sollen veränderte Rahmenbedingungen wie der demografische Wandel oder der Struktur- und Klimawandel bei der Bodennutzung berücksichtigt werden. Der Regionalplan gibt quasi grob vor, was die einzelnen Kommunen dann in der Bauleitplanung konkret ausgestalten können.

Heißt das nun, dass durch den Regionalplan aus den Wiesen- und Ackerflächen entlang der Ender Talstraße bald ein Gewerbegebiet wird?

Nein. Die abschließende Entscheidungskompetenz liegt beim Rat der Stadt. Nur wenn die von den Bürgern gewählten 39 Ratsmitglieder mehrheitlich die Bauleitpläne dahingehend verändern, könnte sich auf dem Areal Gewerbe ansiedeln.

Braucht Herdecke überhaupt neue Flächen für Gewerbebetriebe?

Ja. Mehrere Unternehmen möchten sich erweitern, finden in der Stadt jedoch keine geeigneten Flächen mehr. Schon seit vielen Jahren muss die Stadtverwaltung Anfragen neuer Unternehmen negativ beantworten. Dabei sind besonders die Arbeitsplätze, die durch heimische Unternehmen geschaffen oder gehalten werden, besonders wichtig. Nicht zu vergessen die Gewerbesteuer, die ganz maßgeblich zur Finanzierung sogenannter freiwilliger Leistungen für die Herdecker Bürger dient, wie zum Beispiel die städtische Musikschule, die Bücherei oder das Freibad.

Ist der Regionalplan schon beschlossen?

Nein. Derzeit ist der Plan im Entwurf veröffentlicht. Eine Einsichtnahme ist auf der RVR-Internetseite (www.regionalplanung.rvr.ruhr) möglich. Darüber hinaus liegen die Pläne in der Kreisverwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises in Schwelm (Hauptstraße 92) in Raum 528 aus. Bürger können sich diese anschauen, und zwar von montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 16 Uhr.

Wie kann man sich einbringen und mitreden?

Jeder Bürger kann sich mit individuellen Anregungen und Hinweisen direkt an den Regionalverband Ruhr wenden, am besten per E-Mail (regionalplanung@rvr.ruhr.de). Dafür ist Zeit bis Ende Februar 2019. Auch die Mitarbeiter aus dem Planungsamt der Stadt Herdecke stehen für Fragen zur Verfügung.

„Natürliches“ Kleinod auf keinen Fall umwidmen

Aus einige Gesprächen und Meinungsäußerungen ging bereits hervor, dass Herdecker Gewerbe auf der potenziellen Fläche neben der Ender Talstraße ablehnen.

Leser Norbert Schwarzkopf fragt, „welchem Schreibtischtäter denn dieser Schwachsinn eines Gewerbegebietes südlich der Ender Talstraße eingefallen“ sei? Ein solch natürliches Kleinod in ein Gewerbegebiet umzuwandeln, könne nur jemand erwägen, „der dieses Gebiet noch nie gesehen hat“. Hier sei Widerstand ganz früh und intensiv nötig. „Ich hoffe, dass unsere Mandatsträger diesen Unsinn erkennen und dem einen klaren Riegel vorschieben.“

Nimmt die Stadt Herdecke auch Stellung zu dem Planentwurf?

Ja, die Stadtverwaltung und Politik werden sich in den Fachausschüssen und im Rat mit den Planungsentwürfen des RVR intensiv auseinandersetzen und mehrheitlich eine Stellungnahme beschließen. Die Beratungen laufen in öffentlicher Sitzung.

War die Fläche schon einmal Bestandteil von Überlegungen, als Gewerbefläche dienen zu können?

Nein, bisher spielte dieses landschaftlich besonders für die Ender bedeutende Areal vor den Wäldern des Ardeygebirges keine Rolle in den Überlegungen der Verwaltung. Auch aus den Reihen der heimischen Politik sind dazu keine Initiativen bekannt.