Wetter/Herdecke/Witten. . Wetter, Herdecke, Hattingen und Witten stellten Ideen zur Internationalen Gartenausstellung 2027 vor. Ein Thema: die historische Seilhängebrücke.
Eine besondere Sitzung: Fünf Fachausschüsse aus vier Städten tagten erstmals öffentlich, um das gemeinsame Vorgehen für die Internationale Gartenschau (IGA) 2027 vorzustellen. Politiker aus Herdecke, Wetter, Hattingen und Witten als Gastgeber sehen hier im mittleren Ruhrtal große Chancen, mit Projektentwicklungen die Region für Einheimische und Touristen nachhaltig aufzuwerten.
Zentraler Tagesordnungspunkt bei der Sitzung auf dem Gelände der Privatuni Witten/Herdecke war der Vortrag des Planungsbüros DTP aus Essen. Dessen geschäftsführender Gesellschafter stellte nach vorigen Arbeitsschritten in den Kommunen eine Potenzial-Analyse vor. „Wir haben da tolle Orte kennengelernet, die gewissermaßen darauf warten, entdeckt oder besucht zu werden“, sagte Martin Richardt einleitend. Und nannte auch das Herdecker Koepchenwerk so wie das Wasserwerk Volmarstein mit der historischen Seilhängebrücke: „Ein schönes Schätzchen, das vor sich hin gammelt und zu verfallen droht.“
Nach Verteilungskampf fällt manches noch heraus
Vor allem Jens Hendrix von der Stadt Hattingen warnte trotz der guten Entwicklung davor, zu euphorisch auf die IGA zu blicken.
„Wir sind auf einem guten Weg und die Ersten, die ein gemeinsames Konzept erstellen. Es kann aber sein, dass noch manch ein Projekt herausfällt, denn für die IGA gibt es kein frisches Geld“, so der Baudezernent.
Nach einem Überblick auf verbindende Elemente (Ruhrtalradweg und -bahn, Wandern zu Fuß und auf dem Wasser) sowie dem Verweis auf die regionale Bedeutung des Flusses wurde Richardt konkreter. In jeder der vier Städte definierten die Landschaftsarchitekten für die IGA so genannte Ruhrfenster als zentrale Ankerpunkte. Das Koepchenwerk besteche durch die Lage am Hengsteysee und die Aussichtsmöglichkeit am Hang des Ardeygebirges. „Wir wollen das ja auch für hiesige Bürger und die Touristen entwickeln.“ Neue Wege oben am Speicherbecken und die Reaktivierung des Schrägaufzugs seien ebenso vorstellbar wie eine Fährverbindung vom Hagener Ufer hinüber zum Denkmal. Wichtig sei zur Orientierung und als Werbebotschaft, am Schiffswinkel einen zentralen Ausgangspunkt mit Hinweisen zu schaffen.
Die Landschaftsarchitekten wollen auch den schmalen Weg neben dem Werksgelände für Fußgänger und Radfahrer deutlich verbreitern, um Konflikte im Freizeitverkehr zu verringern. Das sei auch andernorts nötig. Im hinteren Teil der Anlage, also kurz vor der Steigung, schwebt ihnen eine Anlegestelle auch für Wasserwanderer vor. Obendrein sieht DTP das Illuminieren als große Chance: Das beleuchtete Koepchenwerk würde diesen Ort als Landmarke zusätzlich aufwerten.
Auch temporär Ideen entwickeln
Flussabwärts liegen die nächsten Ruhrfenster der definierten Perlenkette in der Freiheit mit Burgruine in Alt-Wetter (im Ausschuss ohne inhaltliche Vertiefung) und am Wasserwerk Volmarstein. „Eine tolle, abgeschiedene Lage mit viel Fläche drumherum“, so Richardt. Sein Büro setzt dort auf einen „Kulturlandschaftspark“ und neue Wegeverbindungen über die alte Seilhängebrücke bis zum Kraftwerk Harkort vom Architekten Bruno Taut am Ende des Obergrabens, um dort wieder auf den Ruhrtalradweg zu stoßen.
Zugleich gehe es aber auch darum, den Stadtteil Volmarstein besser an den Fluss anzubinden. Und vor einer dauerhaften Nachfolge-Lösung für das bald nicht mehr als Reservestation benötigte Wasserwerk sollten Verantwortliche hier über temporäre Ideen nachdenken. Langfristig wiederum sollen auch Freizeitkanuten dort anlegen können.
Manfred Sell als städtischer Fachbereichsleiteer Bauen antwortete auf die Nachfrage von Sigrid Haag (Grüne), dass die Umweltverträglichkeit in der derzeit unberührten Aue ein Thema bei dem anvisierten Bürger-Workshop werden könnte. Dabei ließen sich auch Naturschutzverbände einbinden.
So viel wie möglich vom IGA-Kuchen
Zuvor hatte Peter Zinn von der SPD die DTP-Studie im Sinne aller anwesenden Ausschuss-Mitglieder aus Wetter gelobt. „Wir sind begeistert. Wir sollten heute ein politisches Signal setzen und plädieren dafür, auf diesem Wege weiter zu planen.“ Damit sprach der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Politiker ein Kernthema der Ausschuss-Sitzung an. Noch gehe es nicht um konkrete Projektplanungen, sondern um Vorbereitungen und Annäherungen an Fördertöpfe.
Mit Blick auf die Konkurrenz werden manche IGA-Ideen auch im mittleren Ruhrtal nicht finanzierbar sein, so der Tenor. „Es wird ein Hauen und Stechen geben. Je früher wir uns in die Schlange stellen, desto weiter vorne stehen wir und desto mehr können wir vom IGA-Kuchen abbekommen“, sagte Zinn und erinnerte an die gescheiterte Regionale-Bewerbung, die auch wegen der kurzfristigen Ausarbeitung seinerzeit gescheitert sei.
Signal an die Landesregierung
Mit einer Ausnahme votierten alle Ausschuss-Mitglieder aus den Städten für eine Fortsetzung der interkommunalen Zusammenarbeit, die auch den Regionalverband Ruhr als IGA-Hauptorganisator und die NRW-Landesregierung bei der Fördermittelvergabe beeindrucken soll.