Herdecke. . Im Herdecker Landschaftsschutzgebiet Peddenhohl plant Amprion einen 87 Meter hohen Strommasten. Grundstücksbesitzer Jörg Schulte-Trux ist dagegen

Wer eine neue Stromtrasse plant, muss logischerweise auch an die Logistik denken. Bekannt ist, dass der Netzbetreiber Amprion Leitungen mit einer Übertragungsstärke von 380 Kilovolt statt bisheriger 220 kv auch durch Herdecke führen will. Sollte die Arnsberger Bezirksregierung das nun im Sommer genehmigen, müssen Anwohner mit höher liegenden Kabeln rechnen – und mit einigen neuen Masten. Dementsprechend hat sich das Unternehmen nach Grundstücken umgesehen, um das Projekt umsetzen zu können.

Da wäre zum Beispiel der Standort für Mast 18. Klingt unspektakulär. Doch dahinter verbirgt sich der Plan für ein knapp 87 Meter hohes Gestänge. Und dieses soll obendrein auch noch in einem Landschaftsschutzgebiet stehen. Die Rede ist vom Peddenhohl am Semberg. Wenn Amprion dort diesen so genannten „Monstermasten“ aufstellen will, braucht es das Einverständnis des Grundstückeigentümers. In dem Fall von der Familie von Jörg Schulte-Trux. Der Herdecker erfuhr erst 2015, dass der Netzbetreiber auch auf dieser Fläche etwas plant. „Bei uns schwirrte zwar etwas im Hinterkopf herum, dass auch wir davon betroffen sein könnten. Aber konkret musste ich mich selbst informieren“, sagt er.

Frage nach ersten Vermessungen

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Seither hat er gelegentlich Kontakt zu IMP. Diese Gesellschaft für Geodatenservice führt im Auftrag von Amprion Verhandlungen mit Grundstückseigentümern. Die Fachleute riefen ihn kürzlich an und fragten, ob sie die entsprechende Peddenhohl-Fläche an der Ecke Nierfeldstraße/In der Erdbrügge betreten und vermessen dürfen. „Das wollen wir nicht, so lange das Verfahren läuft“, so Schulte-Trux. Er habe auch den Hinweis erhalten, dass Amprion das eines Tages erwirken könne, was womöglich juristisch zu klären sei. Wobei der Herdecker wie viele andere darauf hofft, dass die Alternativtrasse an den Autobahnen 45 und 1 doch noch den Vorzug erhält, wodurch dem Landschaftsschutzgebiet ein „Monstermast“ erspart bliebe.

Im ca. 18 000 Quadratmeter großen Peddenhohl erhielt vor einiger Zeit der Vogelschutzverein, der aufgrund der dortigen Artenvielfalt auch angrenzend aktiv ist, Teile der Fläche als Pacht. In den 1990-er Jahren lehnte die Familie dort eine Lkw-Waage ab. Zumal der frühere NRW-Umweltminister Matthiesen zur Stärkung der dortigen Natur seinerzeit 55 000 Mark bewilligt hatte. Eine gewerbliche Nutzung (abgesehen von einem früheren Weihnachtsbaumanbau) kam auch deshalb nie infrage. Schulte-Trux: „Das Areal ist in drei Besitztümer gegliedert und gehört seit Jahrhunderten unserer Familie.“

Amprion hat sich mit einigen schon geeinigt

Auf Anfrage äußert sich Amprion sehr zurückhaltend zu den Grundstücksfragen. „Wir stehen seit längerer Zeit in einem regelmäßigen und konstruktiven Dialog mit Eigentümern“, sagt Sprecher Claas Hammes. „Wir warten vor allem auf die Entscheidung der Bezirksregierung.“

Hammes bestätigt, dass es beim Abschnitt von Dortmund-Kruckel über Herdecke nach Hagen-Garenfeld schon Zusagen von Grundstücksbesitzern gegeben habe, damit Amprion diese Flächen entweder neu überspannen oder dort einen neuen Masten aufstellen kann. Für die entsprechenden Verhandlungen gebe es keine Standards, das müsse immer individuell erfolgen. Grundsätzlich gehe es dabei um Vorbelastungen durch bestehende Leitungen oder auch Grundstücks-Pläne der Eigentümer.

„Wir sind weiter der Meinung“, so Hammes, „dass wir hier richtig geplant haben.“

In diesem Landschafts- und Feuchtschutzgebiet fließt ein Bach. Dort sind einige Biotope entstanden, wo sich viele Frösche tummeln. Das Vogelgezwitscher ist laut und deutlich. All das führte dazu, dass Kinder der benachbarten Schraberg-Grundschule nach einem entsprechenden Vertragsabschluss immer wieder mal dort naturnahen Unterricht erleben können. Vor diesem Hintergrund lehnen Jörg Schulte-Trux und seine Schwestern die Amprion-Pläne ab. „Ich hätte mir ein offeneres Verfahren gewünscht, wobei die Alternativtrasse als gleichwertige Variante betrachtet worden wäre. So habe ich den Eindruck, dass Amprion diese nie ernsthaft erwogen hat und nur in eine Richtung denkt.“

Andere stimmen Amprion-Plänen zu

Das Thema tauche, na klar, oft in Gesprächen mit Nachbarn auf. Schulte-Trux steht zudem in Kontakt zur Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom und zur Bürgerinitiative. „Wir haben zudem mitbekommen, dass andere Grundstückseigentümer Amprion schon grünes Licht gegeben haben.“

So weit ist es bei seiner Familie längst noch nicht. Schriftlich liegt ihnen ein erstes Vertrags-Angebot für eine Flächennutzung von 42x42 Metern vor. Für ein 17 Quadratmeter großes Mast-Fundament müsste der Netzbetreiber im Peddenhohl eine Wegstrecke mit Schotter befahrbar machen und für das schwere Gerät Bäume fällen (Waldeinschlag). „Das würde die Natur nachhaltig schädigen, auch wenn sie versprochen haben, dass anschließend zu renaturieren“, so Schulte-Trux. Mit einem Nachbarn erinnerte er sich aber an eine Zerstörung, als dort vor Jahren ein AVU-Mast neu beseilt wurde.

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Konkret bot IMP der Familie in einem längeren Schreiben inklusive Planungsinhalten eine Entschädigung von 4111 Euro an, um auf dem Grundstück den „Monstermasten“ zu bauen. „Für uns steht Geld nicht im Vordergrund, aber über solch eine lächerliche Summe reden wir erst gar nicht“, sagt der fachkundige Elektroingenieur, der auch von einem „forstlichen Entschädigungsgutachten“ berichtet. Obendrein wäre u.a. auch ein Grundbucheintrag zu klären, um die Dienstbarkeit festzulegen.

Somit wartet der Herdecker nun auf die Entscheidung der Bezirksregierung. Von der zuständigen Behörde hätte er sich bei der Antwort auf sein Einwandschreiben und auch bei der Erörterung in Witten Konkreteres erhofft. „Am meisten hat mich gewundert, dass die noch kein neutrales Gutachten angefordert hat und die Amprion-Pläne nicht kritischer hinterfragt“, meint der Familienvater und nennt als Beispiel die ungenügende Auswertung von Vogelschutzaspekten. Auch daher kommt die ablehnende Haltung von Jörg Schulte-Trux: „Unser Grundstück ist der Natur gewidmet – die wollen wir hier im Peddenhohl auch erhalten.“