Herdecke. . Für rund sechs Millionen Euro hat RWE auf dem Gelände des Pumpspeicherkraftwerks am Hengsteysee in Herdecke einen Batteriespeicher installiert.

Wie sich die Zeiten ändern können. Im Frühjahr 2015, als RWE noch den Abriss des historischen Koepchenwerks plante, beschrieb das Unternehmen die Lage am Standort Herdecke angesichts sinkender Stromerlöse noch als „dramatisch“. Schon damals aber hieß es auch, dass technische Neuerungen das Pumpspeicherkraftwerk aufwerten könnten. Das ist seit Dezember 2017 der Fall, seither ist der konzernweit erste Batteriespeicher am Hengsteysee an das Netz angeschlossen.

Vertreter von RWE Generation (diese Sektion verantwortet die konventionelle Stromerzeugung des Unternehmens) blickten bei der Einweihung am Montag bemerkenswert oft voraus. „Mit dem neuen Batteriespeicher trägt RWE dazu bei, die Zukunft der Stromversorgung in Deutschland abzusichern“, sagte Roger Miesen als Vorstandsvorsitzender der RWE Generation. Die hat nach eigenen Angaben rund sechs Millionen Euro ausgegeben, um über die neue Anlage mit einer Kapazität von sieben Megawattstunden schwankende Einspeisungen aus Solar- sowie Windkraftenergie ausgleichen und die Stromversorgung stabil halten zu können. „Wir sehen im Betrieb und der Vermarktung von Speichern sowie Batterien großes Potenzial und freuen uns, mit dieser Investition neue Perspektiven für unseren Standort in Herdecke zu schaffen“, so Miesen.

Zukunft, immer wieder fiel das Wort Zukunft. Von neuen Arbeitsplätzen war hingegen nicht die Rede, zumal die neue Technologie voll automatisch läuft. Mitarbeiter in Herdecke und in der Konzernzentrale können die Anlage im Bedarfsfall steuern. Seit Dezember vermarktet RWE von Essen aus den Batteriespeicher, mit einer Ausnahme von zwei Wochen greife der Übertragungsnetzbetreiber Amprion seither regelmäßig auf den gespeicherten Strom zu.

Erfahrene Mitarbeiter-Mannschaft

„In Sachen Speichertechnologie haben wir hier in Herdecke eine Mitarbeiter-Mannschaft mit entsprechender Erfahrung“, meinte Miesen. Auch Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster betonte den Brückenschlag von Vergangenheit und Zukunft: „Vor 91 Jahren begann hier der Bau eines der ersten beiden Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland, nun freue ich mich über dieses Pilotprojekt von RWE, wobei sich der Konzern hier beim Thema Speicher gewissermaßen treu geblieben ist.“ Das sichere Arbeitsplätze sowie den Standort und sei zukunftsweisend.

Dieses Stichwort nahm auch Frank Amend von der ausführenden Firma Belectric, einem laut Mitteilung weltweit führenden Spezialisten für Energiespeichersysteme, auf. „Auch wenn die Kapazität von sieben Megawattstunden im Vergleich zu den 165 MWh des hiesigen Pumpspeicherkraftwerks recht klein erscheint, ist es doch ein interessantes und schon gut funktionierendes Projekt.“ Die Herausforderung für diesen Mittelspannungsanschluss: Der Speicher besteht aus 552 Batteriemodulen. „Die sind vergleichbar mit kleinen Hybrid-Autos, die quasi alle gleichzeitig starten, steuern und bremsen sollen, diese Choreographie ist nicht ganz einfach.“ Auch RWE-Vertreter nutzten den Auto-Vergleich: Etwa eine Stunde lang kann die neue Batterie gespeicherte Energie abgeben. Damit ließe sich ein Elektrofahrzeug so befüllen, dass es rund eineinhalb Mal um die Erde fahren könnte.

Eigentlich sollte die neue Technik in den drei Containern im hinteren Teil des Geländes schon Anfang 2017 in Betrieb gehen. Bei der Installation setzte RWE aber auf Sorgfalt vor Schnelligkeit. Zumal der Konzern auf die angeschlossene Anlage in den nächsten 15 Jahren baut. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Batteriespeicher pro Jahr ein bis zwei Prozent Leistung verliert. Im Gegensatz zu einem Elektrofahrzeug erfolge das Be- und Entladen aber meist nur in einem Spektrum von 45 bis 55 Prozent der möglichen Kapazität, das führe zu geringeren Belastungen und einer längeren Lebenszeit.

RWE setzt auf das Modul-System, über das sich die Speicherkapazität erweitern lässt, und auf sinkende Preise beim Kauf künftiger Batterien. „Wenn es die Wirtschaftlichkeit hergibt, wollen wir diese Technik auch an anderen Standorten nutzen“, so Miesen und blickt optimistisch in die Zukunft.

Batteriespeicher von RWE

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