Herdecke. . Am Hengsteysee verzögert sich die Wehr-Sanierung. Am Schiffswinkel-Ufer in Herdecke sind umfangreichere Arbeiten für die erste Walze nötig.
Wenig Wasser am Wehr. Ebbe? Nein, der Ruhrverband zog am Donnerstag zur Sanierung der Anlage am Schiffswinkel gewissermaßen den Stöpsel. Wer in Herdecke gestern zwischen der Stauhaltung Stiftsmühle und unterhalb des Hengsteysees spazieren ging, entdeckte bei genauem Hinsehen sogar Kiesbänke. Grund: Das öffentlich-rechtliche Unternehmen hatte den Wasserspiegel an diesem Ruhrabschnitt um rund einen Meter abgesenkt, damit die Fachleute den unteren Teil der alten Walze begutachten konnten.
Feld für Feld abarbeiten
Eigentlich wollte der Ruhrverband die Sanierung des ersten Wehrfeldes im letzten Jahr abschließen, um sich dann bis 2020 den anderen drei Walzen widmen zu können. Nach den Vorarbeiten der Taucher, dem Ausbau der tonnenschweren Ketten sowie dem umweltschonenden Abtragen der Farbe und des Korrosionsschutzes per Sandstrahlung zeigte sich aber im Inneren, dass es auch an den für die Statik wichtigen Trägern einiges zu erneuern gibt. Kein Wunder angesichts eines Alters von fast 90 Jahren. „Das ist wie bei einer Altbau-Sanierung: Wenn man erstmal einen genauen Blick auf den tatsächlichen Zustand hat, zeigt sich, dass doch mehr ersetzt werden muss als gedacht“, sagte Thomas Brinkmann, der beim Ruhrverband für die östlichen Stauseen verantwortlich ist.
Um einen neuen Korrosionsschutz in mehreren Lagen auftragen zu können, braucht es einerseits wärmere Temperaturen und andererseits eine erneute Sandstrahlung, damit der sich schnell bildende Flugrost nun wieder verschwindet. „Die Beschichtung wird voraussichtlich bis Mai dauern“, so Brinkmann. Im Anschluss kommen neue Ketten an das Wehrfeld, um dieses hoch und herunter ziehen zu können. „Mit all dem dürften wir bis zum Sommer fertig werden.“
Ursprünglich hatte der Ruhrverband mit einer Sanierungszeit von rund zwölf Monaten pro Walze geplant. Das war vor rund 30 Jahren, bei der letzten Instandsetzung, der Fall. Damals ging es aber „nur“ um die Erneuerung des Korrosionsschutzes. In der Gegenwart kommt es wegen der substanziellen Maßnahmen zu Verzögerungen, auch wenn die Generalüberholung des zweiten Wehrfelds (welches ist noch unklar) direkt im Anschluss erfolgen soll. Gerade bei den beiden Walzen in der Mitte werde es kompliziert, da der Zugang nicht vom Ufer aus erfolgen kann. „Wir müssen eventuell vom Wasser aus einstauen. Da kann es sein, dass wir die Absenkungs-Aktion nochmal wiederholen“, berichtet der Verantwortliche vom Ruhrverband.
Zum geplanten Stahlwasserbau werden zudem noch Betonarbeiten nötig, denn auch die Pfeiler an der Brücke und die Konstruktion an der Schleuse seien nicht mehr ganz so gut in Schuss, wie Brinkmann feststellte. Hinzu kommen noch Unwägbarkeiten bezüglich des Auftragnehmers, manche infrage kommenden Spezialfirmen haben derart volle Auftragsbücher, dass Geduld gefragt sei.
Fische nicht in Gefahr
Im Laufe des gestrigen Tages ließ der Ruhrverband wieder Wasser nach, am heutigen Morgen sollte es unterhalb des Gymnasiums wie immer aussehen. Über die Aktion hatten Brinkmann und Co. auch Vereine oder Angler im Vorfeld informiert. „Den Fischen macht das Absenken des Wasserspiegels nichts aus, denen passiert in der kalten Jahreszeit nichts, wobei es sich ja auch nur um einen kurzen Zeitraum handelte.“