Herdecke. . Die Wehranlage am Herdecker Hengsteysee ist alt. Vor 85 Jahren wurde der See aufgestaut, nun ist es wieder an der Zeit zu sanieren.

Die Verkehrsnachrichten für Wasserwanderer sind eindeutig: Am Hengsteysee-Wehr geht ab sofort nichts mehr. Die Zufahrt zur so genannten Bootsumtrage wird gesperrt, weil eine Betontreppe darüber abgerissen wird. Im kommenden Jahr sollen die Kanuten dann ein Stück oberhalb des Wehrs anlegen und aussteigen können. Dafür wird ein Schwimmsteg installiert, direkt gegenüber dem Restaurant „Im Schiffswinkel“.

Für Thomas Brinkmann ist der Brückenabriss eigentlich Nebensache. Der Mitarbeiter des Ruhrverbandes blickt mit mehr Interesse auf die trockengelegte Walze im ersten Segment des Wehres. Dort ist eine so genannte Nadelwand installiert worden, die das Wasser zurückhält. „Um die Walzen sanieren zu können, müssen sie trocken sein“, erklärt Brinkmann. Von innen und außen werden die Stahlkonstruktionen per Sandstrahl gereinigt und neu gestrichen.

Enger Einstieg

Die Arbeiten an der Außenhaut der genieteten Walzen kann man sich dabei noch gut vorstellen, doch im Inneren dieser 30 Meter langen Röhren ist es dunkel und eng. Die Walzen mit einem Durchmesser von sechs Metern sind nicht hohl, sondern mit diagonalen Verstrebungen ausgesteift. Ein Arbeitsplatz, der auch nicht von jedem Mitarbeiter erreicht werden kann: Die Einstiegsluke – in der Fachsprache Mannloch genannt – ist kaum größer als der Deckel eines Farbeimers. „Wir überlegen, hier im Zuge der Sanierung eine größere Luke einzubauen“, so Brinkmann. Schon aus Sicht des Arbeitsschutzes sei dies gefordert.

Der Blick auf Nadelwand und Walze ist besonders gut vom Wehrbedingungssteg aus. Die schmale Brücke oberhalb der Walzen dient allein den Mitarbeitern, zu den Wehranlagen zu gelangen. Auch sie ist in die Jahre gekommen und müsste dringend saniert werden.

Ersatz für Brücke

Sind die Arbeiten an den Walzen kompliziert und aufwändig, sind sie bei der Brücke unmöglich. „Wir müssten die Brücke komplett einhausen“, so Brinkmann. Das gelingt allerdings nicht, denn zwischen den Wehr-Türmen pfeift regelmäßig ein starker Wind. „Diesen Kräften könnte die Brücke nicht standhalten“, erklärt der Fachmann. Also wird die alte Konstruktion ersetzt. Durch eine Aluminium-Brücke. „Und die hält dann für die nächsten 50 Jahre.“

Auch die Aufbauten auf den Betonsockeln, in denen die Hub-Technik für die Stahlwalzen untergebracht ist, werden in den kommenden Jahren saniert. Der Beton oberhalb der Wasserlinie hat mit den Jahren gelitten. Und die Wehrwarte, von der aus die Steuerung der drei Laufwasserkraftwerke des Ruhrverbandes am Hengsteysee, an der Stiftsmühle und am Harkortsee übernommen wird, entspricht nach Aussage des Ruhrverband-Mitarbeiters auch nicht mehr den heute geforderten Ansprüchen an einen Arbeitsplatz. „Technisch sind wir auf dem modernsten Stand“, sagt Brinkmann. Es gehe um Wärmedämmung und ähnliches.

Millionen-Investition

Gut acht Millionen Euro werden ausgegeben, um die ehemals größte Walzenwehr-Anlage Europas wieder instand zu setzen.