Herdecke. . Anfang 2017 geht am Koepchenwerk eine Sechs-Megawatt-Batterie in Betrieb. RWE investiert sechs Millionen Euro in diesen Stromspeicher.

Als RWE im Januar 2015 bei der Stadt Herdecke den Abrissantrag für drei Koepchenwerk-Denkmäler stellte und dies auch mit den geringen Erträgen der dortigen Pumpspeicheranlage begründete, sorgte sich manch einer um den Standort. Doch der Energieversorger versicherte dann, dass der Konzern am Hengsteysee nicht nur bleiben, sondern dort in die Stromgewinnung investieren wolle.

Nach siebenstelligen Ausgaben zuletzt für die Vergrößerung des Speicherbeckens und den Austausch von Rollschützen setzt RWE eine weitere Ankündigung aus dem vergangenen Jahr um: Im hinteren Teil des Geländes soll Anfang 2017 ein leistungsstarker Batteriespeicher in Betrieb gehen. Lieferant des Systems auf Lithium-Ionen-Basis ist die Firma Belectric, ein laut Mitteilung weltweit führendes Unternehmen in der Entwicklung und im Bau von Solarkraftwerken und Energiespeichersystemen, das auch zahlreiche Patente entwickelt habe.

Sechs Megawatt Speicherleistung, sechs Millionen Euro Investition am Ufer: Mit der Batterie-Technik kann RWE wie andere Versorger den Strom aus Wind- und Solaranlagen besser ins Netz integrieren. Die zwischengespeicherte Energie wird bei Bedarf wieder abgegeben. „Batterien sind eine zukunftsträchtige Technologie, da durch den Ausbau der erneuerbaren Energien die Frequenzhaltung des Stromnetzes immer wichtiger wird“, sagt Dr. Ulrich Hartmann, Vorstandsmitglied der RWE Power AG im Ressort Braunkohle, Kernenergie und Wasserkraft. Denn Wind- und Solaranlagen erzeugen häufig Strom, auch wenn er gerade nicht gebraucht wird oder ausbleibt, wenn die Nachfrage besonders hoch ist. „Wir leisten mit dem Bau des Batteriespeichers einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende“, meint Hartmann.

Standort bewusst gewählt

Als Standort wählte der Konzern nach eigenen Angaben Herdecke bewusst aus. Auf dem Gelände des Pumpspeicher­kraftwerks können auch dank eines Mittelspannungs­anschlusses Synergien in der Infrastruktur genutzt und so die Investitionskosten gering gehalten werden. Dazu habe die Betriebsmannschaft jahrelange Erfahrung in der Speichertechnologie. „Die Standortwahl zeigt, dass es uns wichtig ist, unseren bestehenden Standorten neue Perspektiven in einem sich schnell wandelnden Marktumfeld zu geben“, so Hartmann. „Weiterhin wollen wir mit dem Projekt neue Marktchancen erkunden und uns als Projektentwickler für externe Batteriespeicher­projekte qualifizieren.“ Auch den am Hengsteysee selbst produzierten Strom kann RWE mit der neuen Technik besser speichern. Zumal die Zeiten, als früher nachts bei niedrigem Stromverbrauch Wasser hochgepumpt und tagsüber über die Turbinen Energie erzeugt wurde, vorbei sind.

Der Bau des Batteriespeichers beginnt laut RWE im letzten Quartal dieses Jahres nach Vorlage aller öffentlich-rechtlichen Genehmigungen. Bis zur Inbetriebnahme seien Netz- und IT-Anschlüsse herzustellen und die Stellfläche vorzubereiten. Mit der Größe des Batteriespeichers ist es möglich, die einmal eingespeiste Energie dazu zu verwenden, um ein Elektrofahrzeug mehr als 100 Mal vollständig zu laden. Diese Ladung reicht aus, um circa einmal um die Erde zu fahren.

Nichts Neues gibt es bei den Verhandlungen von RWE mit der Industriedenkmalpflege-Stiftung zur Alternativnutzung der Denkmäler. „Die Gespräche laufen“, heißt es.