Wetter/Herdecke. . Karl Hartmann ist ein Spieler: Mit den Kinder in der Kita in Volmarstein und auf den Bühnen der Region. Er verrät uns seinen Wunsch für die Welt.

Mia hat ihre Kerze aus Buntpapier und schwarzem Karton schon fertig und zeigt sie stolz her. Bei Ida fehlt noch ein wenig Klebstoff, die gelbe Flamme muss auch noch ausgeschnitten werden. Karl Hartmann gibt Tipps und greift selbst zur Schere, wenn es für die Kinder zu schwierig wird. Ansonsten sitzt der Erzieher im alltäglichen Lärm einer Kindertagesstätte auf seinem kleinen Stühlchen und beobachtet ganz gelassen das Bastelchaos auf dem Tisch. Mehr als 30 Jahre ist der 61-Jährige im Beruf. Allein unter Frauen – denn Männer muss man in den Kitas noch immer suchen.

Fähige Politiker sollen regieren

Nach 30 Jahren beginnt manch einer mit dem Nörgeln. Ist der Traumberuf für viele mehr Last als Lust. Wenn man Karl Hartmann zwischen Basteltisch und Turnhalle beobachtet, ist von Last nichts zu sehen. „Kinder sind offen, sie wollen alles ausprobieren und saugen Neues wie ein Schwamm auf“, sagt der mit den Jahren grau gewordene Mann. Und diese Kinder hat Hartmann auch im Sinn, wenn er seinen Wunsch für die Welt formuliert: „Weltfrieden“, sagt er. Nicht Unternehmen sollen die Staaten regieren, sondern fähige Politiker.

Und noch etwas liegt dem 61-Jährigen mit Blick auf den Nachwuchs am Herzen. „Wir brauchen einen vernünftigen Umgang mit Ressourcen. Und wir müssen miteinander reden.“ Eigentlich, sagt Karl Hartmann, seien das ja ganz profane Wünsche. Aber für ihn sind sie grundlegend.

Auftritte auch in Hagen und Iserlohn

Das, was ihn an den Kindern fasziniert, die Offenheit, die Freude am Ausprobieren und das Bild des Schwamms, das lässt sich auch auf die zweite Leidenschaft von Karl Hartmann übertragen: das Theater. Nicht nur im Theater am Herdecker Stiftsplatz steht der gebürtige Wengeraner und heute überzeugte Hohenlimburger auf der Bühne. In Iserlohn ist es Kabarett, getingelt wird mit dem Duo Zufall, das eigentlich ein Trio ist, in Hohenlimburg steht eine Bühne und seit kurzem gibt es auch noch eine Theater-Truppe in Haspe, die Hartmann mit gegründet hat. „Ich hatte den Donnerstag noch frei“, sagt er mit einem Schulterzucken.

Im Stück „Pension Schöller“ spielte Karl Hartmann an der Seite von Gerhild Jürgens. Auch 2018 stehen beide wieder auf der Bühne des Theaters am Stiftsplatz
Im Stück „Pension Schöller“ spielte Karl Hartmann an der Seite von Gerhild Jürgens. Auch 2018 stehen beide wieder auf der Bühne des Theaters am Stiftsplatz © Susanne Schlenga

Werte vermitteln

Inzwischen hat auch Ida ihre Kerze fertig, der Kleber hält, „auch wenn er nicht mehr so klebt wie früher“. Karl Hartmann sammelt ein paar Schnipsel ein und findet über die bunten Papierreste zum Wunsch für die Welt zurück. „Ich bringe den Kindern bei, dass sie sorgsam mit den Dingen und der Umwelt umgehen müssen“, sagt er. „Und das fängt beim Lichtausschalten an.“ Erzieher sein, das ist für Hartmann nicht nur betreuen. Er will den Jungen und Mädchen Werte vermitteln, ihnen zeigen, wie Konflikte ohne Gewalt gelöst werden. Argumentieren können die Kleinen schon, das spürt Karl Hartmann jeden Tag selbst. „In den 30 Jahren haben sich die Kinder verändert, sie gehorchen nicht einfach, sondern stellen auch Dinge in Frage.“ Eine Entwicklung, die der Pädagoge eigentlich begrüßt. Auch wenn es ihn im Alltag so manches graue Haar eingebracht hat.

Auch abseits der Theaterbühne kreativ

Karl Hartmann ist nicht nur gelernter Erzieher, sondern auch Spiel- und Theaterpädagoge.

Der 61-Jährige schreibt auch selbst Theaterstücke, Gedichte und Kurzgeschichten.

Wer Hartman auf der Bühne sehen will, kann ihn im Februar wieder im Herdecker Stiftsplatz-Theater in einem neuen Stück erleben.

Zuvor gastiert er mit einem literarisch musikalschen Kabarett-Programm mit dem Duo Zufall am 9. Dezember in der Lichtburg Wetter sowie am 20. und 21. Dezember im Herdecker Zimmertheater. Weitere Infos unter www.karlhartmann.de.

Grundsätzlich verbringen Kinder und Erzieher heute viel mehr Zeit miteinander. „Viele sind den ganzen Tag in der Einrichtung, also auch zu den Zeiten, in denen die Kraft nachlässt.“ Dann ist umso mehr Geduld gefragt, wenn die Zwei-, Drei- oder Vierjährigen nörgelig werden. „Da könnten wir schon eine Kraft mehr gebrauchen“, gibt es noch einen Wunsch, der vielleicht nicht gleich für die Welt passt. Kleine Kinder, kleine Gruppen – das ist sein Credo, das im Alltag aber nicht umgesetzt ist.

Kleine Stühle, große Lautstärke

Apropos kleine Kinder. Für die wird der Erzieher Karl Hartmann immer älter. „Die Differenz wird größer. Die Größten sind immer Sechs und ich bin inzwischen mehr als Sechzig.“ Eine Perspektive, die der Erzieher noch mindestens vier Jahre trotz kleiner Stühle und großer Lautstärke genießen wird. Neid auf die Freunde, die ihm sagten, sie hätten die Kinder aus dem Gröbsten raus, hat er nie verspürt. Und da schließt sich auch der Wunsch ganz nahtlos an, den Karl Hartmann für sich ganz persönlich hat. „Ich möchte irgendwann einmal Opa werden.“ Die künftigen Enkel können sich freuen: Sie bekommen einen Profi.