Wetter. . Gut 50 Unternehmer sowie Bürgermeister und Politiker haben die Folgen der Baumaßnahmen an der A1 diskutiert. Und es gibt einen Lichtblick.

  • Unternehmer, Bürgermeister und Politiker haben bei Abus die Folgen der A1-Baumaßnahmen diskutiert
  • Am Abriss der Talbrücke Volmarstein wird sich nichts ändern
  • Doch bei der Sperrung der Auffahrt signalisieren die Behörden Entgegenkommen

Nicht zu bauen, das ist für die Deges mit Blick auf die Talbrücke Volmarstein der A1 keine Alternative, nach gut zwei Stunden Diskussion mit Unternehmern, Bürgermeistern und dem Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises machte der Vertreter der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH aber zumindest das Angebot, über die Zeit, in der die A1-Auffahrt in Volmarstein Richtung Bremen gesperrt werden muss, noch einmal zu verhandeln. Statt in Fahrtrichtung Köln nach dem Neubau der ersten Brückenhälfte drei Spuren freizugeben, könne man auch über eine Einfädelspur für die Auffahrt nachdenken.

Umweg kostet Unternehmen Zeit und Geld

Moderiert von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer hatten zuvor gut 50 Unternehmer ihre Bedenken gegen die Sperrung und den damit verbundenen 22 Kilometer langen Umweg über das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord dargelegt.

Dr. Thomas Becker, Mitglied der Geschäftsführung von Abus und Gastgeber an diesem Abend, fasste die Argumente zusammen: Zusätzliche Kilometer würden die Kalkulationen der Unternehmer belasten. „Logistik ist heutzutage minutengetaktet“, so Becker. „Diese Taktung wird unterbrochen. Und die Konventionalstrafen, wenn die Ware nicht rechtzeitig eintrifft, zahlen wir.“

Das Kreuz Wuppertal-Nord sei schon jetzt extrem belastet, weil der Lkw-Verkehr auf die A46 umgeleitet werden müsse, da die Leverkusener Brücke seit langem gesperrt ist. Die Umleitung in diese Richtung ist also aus Sicht der Unternehmen nicht nur eine Frage der Mehrkilometer, sondern auch der Zeit.

Mehr Verkehr in den Städten

Dass eine Umleitungsstrecke zudem nur eine Empfehlung sei, der längst nicht alle Verkehrsteilnehmer folgen, darin waren sich die Anwesenden einig. Der Vertreter der Bezirksregierung gab sogar zu, dass man intern davon ausgehe, dass „sich der Verkehr verteilt“. Ein Szenario, das vor allem die Bürgermeister der umliegenden Städte mit Sorge betrachten.

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Bürgermeister Frank Hasenberg (SPD) sieht zudem das Problem, dass der gleichzeitige Neubau der A1-Querung an der Eichholzstraße in Gevelsberg die Verkehrsbelastung nochmals steigern würde. „Würden wir als Stadt so planen, man würde uns verprügeln und als Dilettanten beschimpfen.“

Kritik an Straßen-NRW

Sein Gevelsberger Amtskollege Claus Jacobi (SPD) sieht in der parallelen Planung durch die Deges in Volmarstein und Straßen-NRW in Gevelsberg ebenfalls ein Problem. Jacobi fühlt sich als Stadtvertreter aber auch zu wenig einbezogen in die Planungen. „Wir haben unsere Moderation angeboten, als es um die notwendigen Grundstücksverkäufe für den Bau einer Behelfsbrücke über die A1 ging“, so Jacobi.

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Statt dieses Angebot anzunehmen habe Straßen-NRW diese Planung kurzfristig abgesagt und das Problem der Brückensperrung damit verlängert (siehe Kasten). Und Jacobi verschärfte den Ton noch etwas: „Es ist unsäglich, dass der Landesbetrieb heute Abend nicht da ist. Straßen-NRW hat dazusein, wenn Unternehmen und Politik in dieser Stärke anwesend sind.“

Für A1-Querung in Gevelsberg zwei Wochenend-Sperrungen nötig

In einer schriftlichen Stellungnahme hat der Landesbetrieb Straßen-NRW das weitere Vorgehen an der A1-Überquerung Eichholzstraße erläutert.

Statt wie geplant eine Behelfsbrücke zu bauen – die dazu notwendige befristete Nutzung von Privatgrundstücken kam nicht zu Stande – soll nun neben der Autobahn ein Neubau entstehen.

Mehrere Entwürfe für den Neubau seien derzeit in der Prüfung.

Anfang 2018 sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, im Sommer ist Baubeginn geplant.

Um die alte Brücke abzureißen, muss die A1 für ein Wochenende gesperrt werden.

Eine weitere Wochenend-Sperrung ist für das Verschieben des Neubaus an den jetzigen Brückenstandort und das Einheben des Brückenhauptträgers notwendig.

Im Sommer 2019 soll die A1-Querung dann für den Verkehr freigegeben werden.

Das Angebot Jacobis, bei den Verhandlungen zum Grundstückserwerb Hilfe zu leisten, will der Verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Bodo Middeldorf, gerne annehmen, um „vielleicht den Umweg für die von der Auffahrt-Sperrung betroffenen Unternehmer zu verkürzen“. Ein Thema, das der Politiker „mit dem Verkehrsminister persönlich“ besprechen will.

Behelfsbrücken liegen auf Lager

Und auch der Deges-Vertreter Dr. Udo Pasderski will das Thema A1-Querung nochmals mit ins Bundesverkehrsministerium nehmen. Wenn beim Thema Grundstücksnutzung noch etwas machbar sei, stellte er in Aussicht, dass es an der Brücke nicht scheitern solle: „Solche Behelfsbrücken haben wir auf Lager liegen.“

Die kurzfristige Sperrung der Auffahrt Volmarstein ist für Pasderski allerdings nicht verhandelbar. „Die Aufträge sind raus“, betonte der Deges-Vertreter. Man habe schon sechs Monate gewartet, weil erst noch eine Stauwarnanlage installiert werden müsse. Am ersten November-Wochenende wolle man nun aber loslegen.

© Michael Kleinrensing

Frühestens 2019 sei dann Gelegenheit, über eine Änderung der Planungen nachzudenken. Dann soll die erste Brückenhälfte fertig sein. Und dann könnte vielleicht eine Fahrspur als Einfädelspur freigemacht werden. Allerdings auf Kosten der Autobahnnutzer, die in Richtung Köln unterwegs sind. „Die stehen dann im Stau“, so die Prophezeiung des Planers.