Wetter. . Sperrung der A1-Auffahrt: Politiker und die Stadtverwaltung von Wetter drängen die Straßenplaner, nach anderen Lösungen in Volmarstein zu suchen.

  • NRW-Projektleiter begründet Maßnahme mit Unfallrisiko beim Einfädeln
  • Wetteraner befürchten vielfältioge Auswirkungen für Firmen und Stadtverkehr
  • Alternativen wohl nicht erfolgsversprechend

Der Frust war spürbar, klar und deutlich fiel die Forderung nach einer neuen Konzeption aus. Die angekündigte Sperrung der Autobahn-Auffahrt in Volmarstein sorgte im Umwelt- und Verkehrsausschuss für Unmut. Dort erklärte die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH (Deges), warum voraussichtlich ab Ende Oktober für dreieinhalb Jahre niemand an der Anschlussstelle 89 auf die A1 in Richtung Hagen bzw. Bremen auffahren kann. In den Wortbeiträgen verdeutlichten Politiker, Vertreter der Stadtverwaltung und auch Unternehmer im Zuschauerraum, dass sie diese Planung ablehnen und negative Auswirkungen für Wetter in großem Ausmaß befürchten.

Zahlen

Leicht hatte es Karl-Heinz Aukschun nicht, den Fraktionen und Zuhörern die Begleiterscheinungen des Neubaus der Talbrücke Volmarstein zu erklären. „Ich verstehe, dass die Ankündigung der Sperrung hohe Wellen schlägt“, sagte der NRW-Projektleiter der Deges. Er stellte zunächst die Bauphasen vor und skizzierte die Gegebenheiten. Demnach rollen an dieser Stelle der A1 täglich 100 000 Fahrzeuge vorbei (50 000 in jede Richtung), darunter ein hoher Anteil Schwerlastverkehr. Das sorge schon jetzt immer wieder für Stau – und gerade in Hauptverkehrszeiten sei das auch in der Bauzeit bis 2020 zu erwarten. Zu beachten sei auch, dass es hier ein Gefälle von vier Prozent gebe.

Mit dem notwendigen Ersatzneubau der maroden Talbrücke Volmarstein will die Deges in der Breite auch mehr Platz schaffen; nach der Fertigstellung gebe es Standstreifen, die derzeit fehlen. Die Straßenplaner wollen den Verkehr in der Bauzeit nach außen drücken, um in zwei Schritten jeweils auf der anderen Seite abreißen und neu bauen zu können. Dafür werden die vorhandenen sechs Spuren auf vier reduziert. Sobald die erste Hälfte der zweigeteilten neuen Brücke zur Verfügung steht, wird eine fünfte in Richtung Köln hinzukommen.

Verkehrsfluss

Das Hauptaugenmerk lege die Deges auf den Verkehrsfluss: „In der Spitze sind dort 5000 Fahrzeuge in der Stunde unterwegs. Beim Einfädeln in den Baustellenverkehr sind Unfälle zu befürchten, also wollen wir nicht noch mehr Verkehr aus Volmarstein auf die A1 leiten“, sagte Aukschun und erinnerte an das Gefälle, das die Lage verkompliziere. Es gebe kaum Zeitlücken beim Einordnen in den Verkehr, speziell für anfahrende Lkw. Notbremsungen wären die Folge, wenn der Verkehr in Richtung Bremen übergangsweise auf die gegenüber liegenden Fahrbahnen übergeleitet wird. Auch der Rettungsweg sei zu berücksichtigen. „Die Baustelle muss für die Feuerwehr erreichbar sein, die soll über die gesperrte Auffahrt schnell zu einem Unfall kommen können“, so der Deges-Projektleiter.

Bauzeit

Die Straßenplaner rechnen mit bis zu dreieinhalb Jahren Bauzeit. „Wir bemühen uns aber, diese zu verkürzen“, so Aukschun. In drei Jahren sollten beide Überbauten fertig sein. Alle Maßnahmen seien mit der Bezirksregierung, Polizei, Feuerwehr und der Autobahn-Verwaltung abgestimmt. In den Gesprächen habe sich auch keine andere Lösung ergeben, als den Lkw-Verkehr wegen der Brückenarbeiten im benachbarten Gevelsberg (zuständig ist dort Straßen-NRW) über das Autobahnkreuz Wuppertal-Nord umzuleiten. Das bedeutet 22 Kilometer Umweg.

Auswirkungen

Damit wollte sich die Politik nicht abfinden. Auch mit Blick auf die gesperrte Obergrabenbrücke – Freigabe nicht vor Juni 2018 – befürchtet Christopher Krüger (CSR-Fraktion) überfüllte Straßen im Stadtgebiet, zumal es schon jetzt oft Stau auf der A1 gebe. „Der Geduldsfaden reißt auch mal. Was bei den Brückensanierungen über Jahrzehnte versäumt wurde, wird jetzt unkoordiniert angegangen. Man sollte eine Maßnahme verschieben.“

Das lehnte Aukschun ebenso ab („Dann würde das alles 15 Jahre dauern“) wie eine temporäre Öffnung der A1-Auffahrt Richtung Bremen während der Bauzeit, wie sie Michael Kramer von der SPD vorschlug, da dies die gesamte Bauzeit ebenfalls verlängern würde.

Viele Sozialdemokraten beklagten die mangelhafte Abstimmung mit Straßen-NRW und der Sperrung der Brücke in Gevelsberg für den Lkw-Verkehr. John Fiolka schlug für die Bauzeit abwechselnde Auffahrmöglichkeiten an den Anschlussstellen 89 und 90 vor, um die Folgen zu minimieren. Peter Zinn kritisierte die „unterirdische Koordination“ der Planer und speziell Straßen-NRW für die Maßnahme in Gevelsberg. „Machen wir uns nichts vor: Wir müssen über vier Jahre mit negativen Folgen rechnen, manch ein Unternehmen könnte in seiner Existenz betroffen sein. Auch die Bürger trifft es, denn kaum einer wird Umwege von 40 Kilometern in Kauf nehmen, der Lkw-Verkehr wird sich seinen Weg suchen. Und andernorts wie auf der A40 gibt es kurze Auffahrten trotz Gefälle.“

Ralf Blomberg beklagte als sachkundiger Bürger für die Grünen, dass die Deges die Gesamtlage nicht genügend berücksichtige. „Wenn Lkw über Wuppertal-Nord fahren müssen, verlieren sie Zeit, mit Blick auf die Maut auch Geld und werden daher Durchfahrverbote im Stadtgebiet Wetter ignorieren oder die Feinstaub-Problematik in Hagen erhöhen.“

Ampel-Lösung

Dirk Pfeiffer schlug eine Ampel zum besseren Einfädeln vor, doch für die Deges ließe sich damit nichts gewinnen, da anfahrende Lkw auch dadurch den Verkehrsfluss stören würden.

Manfred Sell als städtischer Fachbereichsleiter Bauen verwies auf andere Autobahn-Beispiele (A3 und A45), wo das Einfädeln von Verkehr auf Autobahn-Baustellen möglich sei. „Die Umleitungs-Lösung über Wuppertal-Nord ist Augenwischerei und nicht real. Sie sollten sich nochmal mit den anderen Beteiligten an einen Tisch setzen, um nach anderen Lösungen zu suchen.“

Firmen-Sorgen

Aus dem Zuschauerraum meldeten sich Firmen-Vertrer zu Wort. Von der Speditions-Firma Zobelnutzen demnach 75 Fahrzeuge pro Tag die Volmarsteiner A1-Auffahrt in Richtung Bremen. Bei Schmitz-Spediteuren aus Haspe seien es gar 200, während AHE 75 Mal täglich den Zuweg benötigt.

Axel Peitz (SPD) meinte, dass durch die A1-Pläne Firmen-Kalkulationen hinfällig werden und wirtschaftliche Einbußen die Folge seien. Weitere Konsequenz: „Und auf den örtlichen Straßen steigt durch den erhöhten Verkehr das Unfallrisiko. Wir sind von dieser Autobahn-Auffahrt abhängig, daher sollte man das alles noch einmal überplanen.“

Ergebnis

Einstimmig richtete der Ausschuss einen Appell an die Bezirksregierung, die geplante Auffahrt-Sperrung zu verhindern. Abschließend sagte Aukschun zu, die Vorschläge zu überprüfen und über andere Lösungen als die Sperrung der Volmarsteiner A1-Auffahrt nachzudenken: „Viel Hoffnung kann ich Ihnen aber nicht machen.“