Herdecke. . Der GVS hat Mitarbeiter der Verwaltung und Hausmeister informiert, dass sie entlassen werden. Ein Investor führt die Seniorendienste Herdecke.

  • Stellen sollen im Verein abgebaut werden
  • Gesellschaftsanteile der Seniorendienste abgeben
  • Lösung für Gebäudekomplex Goethestraße vor Abschluss

Schlechte und gute Nachrichten vom Gemeinnützigen Verein für Sozialeinrichtungen (GVS): Der Betreiber von sechs Kindergärten sowie von drei Senioreneinrichtungen in Herdecke hat vor einer Woche Mitarbeiter informiert, dass sie entlassen werden sollen. Andererseits bemühen sich die Verantwortlichen, die Strukturen und damit die Mehrzahl der insgesamt 370 Stellen zu erhalten.

Der wirtschaftlich in Schieflage geratene GVS, der seit Februar in einem Insolvenzverfahren in Eigenregie steckt, teilt sich in zwei selbstständige Geschäftsbereiche auf: Der eingetragene Verein mit den Kindertagesstätten und der Erziehungs-/Beratungsstelle ist zugleich Träger der 100%igen Tochtergesellschaft, die GVS Herdecke Seniorendienste als gemeinnützige GmbH.

Weniger Jobs im Verein

Der Abbau von Arbeitsplätzen betrifft den Verein. Konkret die Bereiche Instandhaltung/Hausmeister sowie die zentrale Verwaltung. „Wir bemühen uns, die Anzahl so gering wie möglich zu halten, können jetzt allerdings noch keine genauen Zahlen nennen, da wir noch einige Dinge abklären müssen“, teilte der GVS auf Anfrage mit.

Dank des Engagements der Stadt Herdecke und des Ratsbeschlusses im Mai zur Fortführung des Kita-Betriebs (plus Erziehungsberatungsstelle) soll der Verein nach aktuellem Stand in der jetzigen Trägerschaft erhalten werden.

Seniorendienste erhalten

Anders sieht es bei den Seniorendiensten aus. Bei der gGmbH, die als Rechtsträger bestehen bleiben soll, „wird aller Voraussicht nach ein Investor einsteigen und die Gesellschaftsanteile übernehmen.“

Ohne konkret zu werden, hätten sich während eines Investorenprozesses bei der gGmbH Investorenangebote „als besonders interessant herausgestellt“. Die betreffenden Geschäftsbereiche (stationäre und ambulante Pflege, betreutes Wohnen, Tagespflege) bleiben nach derzeitigem Stand erhalten und sollen „uneingeschränkt“ fortgeführt werden. Bei den Seniorendiensten werden die Mitarbeiter in den jeweiligen Geschäftsbereichen benötigt, so dass bei der gGmbH „derzeit aller Voraussicht nach kein Arbeitsplatzabbau ansteht“.

Irritationen

Auf einer Betriebsversammlung im Juli 2016 gab die Geschäftsführung nach Verhandlungen mit dem Arbeitnehmer-Gremium bekannt, dass es keine Entlassungen gebe. Die aktuelle Interpretation dieser Aussage vor einem Jahr: „Im Vorfeld des Umzuges des Altenzentrums Herdecke in die Parkanlage Nacken ist es uns gelungen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Der im November 2016 gestellte Antrag auf ein Schutzschirmverfahren stellte eine völlig neue Situation dar.“

Verunsicherte Belegschaft

All dies, so ist aus Gesprächen mit Angestellten zu hören, sorgt in der Belegschaft für eine große Verunsicherung. Im Zuge der angekündigten Entlassungen flossen auch Tränen. Davon wissen auch die Entscheidungsträger. Aus ihren Reihen heißt es: „Wir fühlen uns für unsere Mitarbeiter verantwortlich und werden alles unternehmen, um eventuell vorhandene Unsicherheiten zu beseitigen. Wir bitten jedoch um Nachsicht, dass wir erst nach Abschluss der laufenden Gespräche und Verhandlungen die Mitarbeiter umfassender informieren können.“

Demnach möchte die Geschäftsleitung eine sozialverträgliche Lösung finden und hat auch den Betriebsrat informiert.

Gewerkschaft informiert

Der Betriebsrat bekommt Unterstützung von Verdi Südwestfalen. Gewerkschaftssekretärin Dorothea Rensmann-Lauterbach hält die bisherigen Auskünfte zu den Umstrukturierungen und den vorgelegten Entwurf eines Zukunfts-Konzepts inklusive Personalmaßnahmen für unzureichend. „Wir gehen davon aus, dass wir – wie in Aussicht gestellt – weitere Informationen erhalten“, so Rensmann-Lauterbach, die auch mit einem Fachanwalt für Arbeitsrecht in Kontakt steht. „Wir und der Betriebsrat wollen viele Gespräche führen, auch, um ein Alternativ-Konzept zu erarbeiten.“

Der Blick voraus

Ein Abschluss der Verhandlungen zu beiden Gesellschaften werde voraussichtlich frühestens im September erfolgen. Für beide Gesellschaften werden Fortführungslösungen erarbeitet, über die noch im Detail verhandelt wird.

Gebäude in der Goethestraße

Bliebe noch die Frage, wie es in der Goethestraße mit dem Gebäudekomplex weiter geht. Auf Anfrage heißt es, dass sich die Verkaufsverhandlungen „in der finalen Phase befinden“. Wegen des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens müsse Stillschweigen bewahrt werden. Nicht bestätigt ist damit die Spur, wonach ein Investor aus Hagen an der Stelle des früheren Altenheims und der jetzigen Verwaltung eine neue Wohnbebauung anstrebt.