Wetter/Herdecke. Thomas Brinkmann (Ruhrverband) blickt auf den Harkortsee und Hengsteysee: Für Wassersportler in Wetter und Herdecke sieht es 2017 nicht gut aus.

  • Im Interview sorgt sich der Stausee-Leiter Ost wegen der Wasserpest
  • Absprache mit Vereinen wegen Mähboot-Nutzung
  • Obergraben in Wetter lieber nicht für Freizeitnutzung freigeben

Was passiert am Wasser vor den Toren von Wetter und Herdecke, welche Veränderungen gab und gibt es? Seit 1983 ist Thomas Brinkmann beim Ruhrverband beschäftigt, seit 1984 wohnt der diplomierte Wasserbaus-Ingenieur in Herdecke, seit 1993 leitet er den Betrieb an den östlichen Stauseen. Im Interview erklärt der 59-Jährige, wie sich hier Hengstey- und Harkortsee entwickelt haben.

Sowohl der Hengstey- als auch der Harkortsee wurden vor Jahrzehnten zur Verbesserung der Wasserqualität in der Ruhr angelegt. Diese ist mittlerweile konstant gut. Brauchen wir die Seen überhaupt noch?

Thomas Brinkmann : Der ursprüngliche Hauptgrund hat sich in der Tat überholt. Damals gab es kaum Kläranlagen, die Eisensalze der roten Lenne haben zu einer Verockerung der ufernahen grundwasserführenden Gesteinsschichten geführt, das Uferfiltrat für die Wasserversorgung fehlte. Durch die Errichtung der Stauseen wurde die Fließgeschwindigkeit der Ruhr herabgesetzt, so dass die Eisenflocken sedimentieren konnten. Allerdings haben auch beim heutigen Stand der Abwasserreinigung die Stauseen als Feinreinigungsstufe, insbesondere für eingeleitetes Regenwasser, eine positive Wirkung. , wobei die Laufwasserkraftwerke für Fische problematisch sind. Zudem sind die künstlichen Seen Landschaftsbestandsteil geworden. Ich sehe mittlerweile eine Symbiose zwischen der Natur und dem Gewässer in Verbindung mit dem Menschen. Die Leute in Wetter und Herdecke lieben ihre Seen. Ein Rückbau wäre ganz sicher nicht vermittelbar.

Sie spielen auf das Freizeitverhalten der Bevölkerung an. Inwieweit hat der Ruhrverband dieses im Blick?

Brinkmann : In erster Linie müssen wir natürlich die wasserwirtschaftlichen Erfordernisse im Blick haben. Dennoch wissen wir, welche Rolle die Stauseen für Ausflüge spielen. Es geht darum, Gewässerschutz und Freizeitnutzungen in Einklang zu bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Kampf gegen Elodea.

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Die Wasserpest Elodea ist zum Dauerthema geworden. Was tut sich aktuell?

Brinkmann : Wir haben uns in der vergangenen Woche mit der Interessensportgemeinschaft vom Hengstey- und auch mit Vereinen vom Harkortsee wieder zusammengesetzt. . Dieses stellt der Ruhrverband den Vereinen auch in diesem Jahr zur Verfügung, das soll unbürokratisch ablaufen. Da wir gute Rückmeldungen erhalten haben, wird es bald ein zweites Treffen zur Elodea-Problematik geben. Ab Mitte Mai wäre ein guter Zeitpunkt für den Start des Mähboots, auch wenn sich die Entwicklung des Wasserpflanzenwachstums jedes Jahr etwas anders darstellt. 2016 hatten wir ein hohes Aufkommen am Hengsteysee, am Harkortsee war es nicht viel besser. Auch aktuell ist diese Wasserpflanze schon sehr weit und fast an der Oberfläche zu sehen, sie wächst zusammenhängend in vielen Bereichen der Seen. Da sie wohl weiter austreiben, fällt meine Prognose pessimistisch aus: Wir zählen das achte Trockenjahr ohne nennenwerte Hochwasserereignisse in Folge, das heißt: Spüleffekte sind ausgeblieben. Für 2017 befürchte ich ein schwieriges Jahr für den Wassersport.

Sie sitzen auch in einem interkommunalen Arbeitskreis zur geplanten Freizeit-Aufwertung an den beiden Seen. Worauf legen Sie da Ihren Schwerpunkt?


Zum Kraftwerk Stiftsmühle gehört ebenfalls ein Fischaufstieg des Ruhrverbands.
Zum Kraftwerk Stiftsmühle gehört ebenfalls ein Fischaufstieg des Ruhrverbands. © Steffen Gerber

Brinkmann : Diese Bestrebungen erinnern mich an die Rahmenplanung aus den 1990-er Jahren. Ein Lückenschluss für einen Radweg scheint mir zu wenig, man sollte hier große Projekte anvisieren und zugleich realistisch bleiben, was allein schon der Blick auf die Haushaltslage der Städte mit sich bringt. Durch meine Wassersport-begeisterten Kinder habe ich viele Seenlandschaften und Wassersportreviere gesehen und weiß, dass das Freizeitangebot hier vor Ort verbesserungswürdig ist. Die Holländer machen aus jeder Pfütze etwas, dagegen ist hier vieles stiefmütterlich entwickelt. In den 1950-er Jahren gab es am Hengsteysee Bootskorso- und Lampionfahrten mit bis zu 45 000 Menschen am Ufer. Eine schwimmende Mars-Rakete war seinerzeit am Hengsteysee die Attraktion. Mir scheint, dass es in den letzten Jahren eine Rückbesinnung gegeben hat, die Leute verbringen wieder mehr Zeit in der Heimat und vor der Haustür. Die aktuelle Befassung mit Freizeitprojekten rund um die Seen ist noch eine reine Ideensammlung, finanzielle Fragen sind noch nicht umfänglich geklärt. Ein Zuschlag bei der Regionale-Bewerbung wäre ein ausschlaggebendes Signal.

Bei einigen Projekten wäre der Ruhrverband direkt betroffen. Was halten Sie zum Beispiel von der ?

Brinkmann : Wir wollen als Berater und nicht als Mahner auftreten, aber bei der Umsetzung von Ideen am Wasser müssen halt Voraussetzungen erfüllt und unsere betrieblichen Belange berücksichtigt werden, da kann ich für RWE mitsprechen. In Herdecke gibt es aufgrund der Topographie und wenig freien Flächen kaum noch Gestaltungsmöglichkeiten – im Gegensatz zur freien Bundesbahn-Brache in Hagen-Hengstey. Der Obergraben in Wetter, das sieht die Naturschutzbehörde übrigens ähnlich, hat sich wegen der Unberührtheit als tolles Refugium für Tiere entwickelt. Da wir dort auch einen Betriebsweg zum Abtransport von Treibgut haben, würde ich auch aus Sicherheitsgründen eine Freigabe nicht favorisieren. Den naturnah gestalteten Fischaufstieg am Ende des Obergrabens zeigen wir gerne interessierten Besuchergruppen oder bei Öffentlichkeitstagen. Erwähnenswert ist auch die vom Ruhrverband errichtete Umsetzstelle für Wasserwanderer unmittelbar vor dem Wasserkraftwerk.

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Abschließend: Was war Ihre schönste, was Ihre schlimmste Erfahrung am Hakort- oder Hengsteysee?

Brinkmann : Herausragend war sicher die jahrelange Sedimentbaggerung, das war technisch eine Herausforderung und brachte ein gutes Ergebnis. Hinzu kamen landschaftspflegerische Maßnahmen, etwa die vorgelagerte Inselkette am Hagener Ufer oder den Fischaufstieg an der Stiftsmühle. Auch heute noch ist der Harkortsee ausreichend tief, das ergab die Vermessung in 2016. Am Hengsteysee stellen sich die Wassertiefen für Wassersportler nicht optimal dar. Negativ ist das Elodea-Problem: Da ich privat wie meine gesamte Familie eine große Affinität zum Segeln habe, darf ich mir auch zuhause Kritik anhören, dass wir das vor der eigenen Haustür nicht in den Griff bekommen.