Wetter. . Beim Bau des Harkortturms ab 1880 gab es einen heftigen Streit zwischen Wetter und Herdecke. Die tolle Aussicht trübt das heute nicht.

  • Los entschied 1880 über Standort Wetter oder Nacken Herdecke
  • Holzkonstruktion damals nachts aus Rache zerstört
  • Heimatvereins-Vorsitzender berichtet von weiterem Streit

Vom Harkortturm auf dem Harkortberg in der Harkortstadt auf den Harkortsee hinunter blicken. Mehr Harkort geht nicht. Das weiß auch Dr. Klaus Becker, wenn er über das Wahrzeichen mit der tollen Aussicht über das Ruhrtal spricht. Dabei erwähnt der Vorsitzende des Heimatvereins Wetter auch eine Geschichte, die zu einem heftigen Streit mit Herdecke führte.

Diese Episode beginnt mit dem Tode Friedrich Harkorts 1880. Ein Ausschuss sollte sich um ein Denkmal hoch über der Ruhr für den Industriepionier und Politiker kümmern. Die Standortfrage löste einen lokalpatriotischen Kleinkrieg zwischen Wetter und Herdecke aus. Letztere wollte den Nacken durchsetzen, während die Wetteraner den Alten Stamm auf hiesigem Grund befürworteten.

Es folgte eine bemerkenswerte Auseinandersetzung der Nachbarorte. In Wetter wollte Gustav Vorsteher für das Denkmal auf hiesigem Grund werben und beauftragte den Baumeister Rudolf Buschmann, zu Testzwecken binnen weniger Tage einen Holzturm zu errichten. Scharenweise kamen die Leute ab Oktober 1880 zu dem 12,50 Meter hohen Provisorium (mit vier Stufen) oberhalb der Freiheit, um von diesem „Lug ins Land“ die Aussicht zu genießen.

Diese Initiative stieß Herdeckern übel auf, sie wollten sich rächen. Laut späterer Zeitungsberichte (in zeitgenössischen Artikeln ist davon nichts zu lesen) zogen einige in einer Nacht mit Beilen und Sägen los, demontierten den Holzturm und warfen die Teile den Kleff am Osthang des Bergs hinunter. Dann begannen sie mit der Errichtung eines Holzturms am Nacken, während Vorsteher in Wetter einen neuen bauen ließ.

Zwei Hakorttürme standen zur Auswahl, wobei sich im genannten Ausschuss eine Mehrheit von 51:50 zugunsten Herdeckes abzeichnete. Doch ein Wahlmann ging im Dezember 1881 nicht zur Abstimmung in Hagen, die so unentschieden endete. Das Los musste entscheiden und fiel auf Wetter. Dort begann der heimische Architekt Kuhlmann im März 1884 mit dem Bau des 35 Meter hohen Denkmals, die Einweihung erfolgte am 19. Oktober 1884.

Vor diesem Hintergrund kann sich Klaus Becker auch noch gut an eine Einladung nach Herdecke zum Kuhschwanzessen erinnern. Am 12. Mai 2004 erwähnte der Heimatkundler in der Nachbarstadt, dass die Herdecker den Wetteranern Geld schulden. Grund: Ein Richter verurteilte sie 1693 wegen Streitigkeiten an der Freiheit und Ruhr zur Zahlung. „Ich sagte spaßeshalber, dass diese 100 Goldgulden bzw. 10 000 Euro sofort an den Heimatverein zu überweisen seien“, berichtet Becker und lacht: „Seitdem wurde ich nicht mehr eingeladen...“